Verdaut wird später - von Susanne Glas
Muss man den einen Film erst verdauen, bevor man sich den nächsten reinzieht? Natürlich nicht! Dafür ist Zeit, wenn die Filmtage vorbei sind. Ein ganzes langes Jahr, um genau zu sein. Deshalb mein Tipp: Die Arschbacken zusammenkneifen und fünf Tage lang mitnehmen, was irgendwie geht. Fünf Filme täglich sind drin. Zugegeben, das ist anstrengend. Nicht zuletzt für den eben erwähnten Allerwertesten, der danach Wochen braucht, um die Kinosessel-Form wieder abzuschütteln. Aber für Liebhaber des etwas anderen Films lohnt es sich. In Hof – gelegen mitten in einem Programmkino-freien Landstrich – bleiben ihnen exakt diese fünf Film-Tage. Das sind 120 Stunden, um die Gier zu stillen. Nach Einblicken in fremde Welten und Kulturen ohne die rosarote Hollywood-Brille. Nach Menschen-Geschichten, eingefangen an den Brennpunkten der Welt. Nach dem Fokus auf das Wesentliche, das Außergewöhnliche oder Stinknormalste. Nach dem, was Kino an den restlichen 360 Tagen des Jahres nicht ist. Klar, so ein Kino-Marathon ist hart. Aber wer fleißig trainiert hat und die Strecke zwischen Central- und Scala-Kino in unter fünf Minuten schafft, wird ihn gut wegstecken. Wer sich sputet, gewinnt - mindestens einen vierten, besser noch einen fünften Film pro Tag. Verdauen kann er ihn ab Sonntag. Ein ganzes langes Jahr lang.