Noch nicht arg lange ist es her, da pflegten sich etliche Geschäfte in Hofs Innenstadt zu den Internationalen Filmtage cineastisch herauszuputzen. Hier und da blickte Heinz Badewitz’ Pagenkopf, freundlich fotografiert, aus einem Schaufenster heraus. Auch mit anderen Heroen der Festivalgeschichte – Werner Herzog, Wim Wenders – identifizierte sich der eine oder andere Einzelhändler; und vielerorts kräuselten sich wenigstens Filmstreifen durch die Auslagen. Inzwischen macht sich dieser Deko-Stil rar. Wer weiß warum. Die alteingesessene Apotheke in der Altstadt, die sich einst vor allen anderen mit einschlägigen Motiven hervortat, verzichtet seit drei Jahren, seit die neue Chefin das Fensterdesign selbst besorgt, ganz darauf. In einer großen Metzgerei nicht weit davon verschwindet ein Stapel kleiner Filmdosen und ein gelocktes Zelluloid-Band minimalistisch zwischen gestapelten Edelkonserven in Geschenkverpackung. Am auffälligsten, wenn auch nicht sehr auffällig, tauchen Film-Accessoires im Fenster des Schmuckladens gleich neben dem Eingang zum Central auf. Zum Glück gibt’s Vino. In seiner Imbissbude schräg gegenüber führt er die auf Bratwürste und Steaks geeichten „Teufelsbrater“ an. Auf dem Dach preisen Puppen das Festival, im – fensterlosen – Innern Fotos. Hat er, von Mittag bis nach Mitternacht im Dauereinsatz, überhaupt Gelegenheit, selber mal einen Film zu sehen? „Nein“, antwortet er knapp. In den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren, setzt er hinzu, habe er es „vielleicht zwei Mal“ in ein Festivalkino geschafft, einmal für „einen Kurzfilm – da hatte mich die Hauptdarstellerin persönlich eingeladen“. In Selb, bei den Grenzland-Filmtagen nach Ostern, ergebe es sich zwar hin und wieder, dass er den Stand verlassen und vor einer Leinwand zur Ruhe kommen dürfe. In Hof aber ist er darauf angewiesen, dass das Fernsehen später Filmtage-Filme ins Programm nimmt, „meistens mitten in der Nacht“. Manchmal schenkt ein Regisseur ihm eine DVD. „Aber da ist auch Quatsch dabei.“ Bedauert er die erzwungene Abstinenz? Der Chefbrater sieht’s betriebswirtschaftlich: „Schnaps ist Schnaps, und Dienst ist Dienst“, sagt Vino weise. Immerhin darf er von sich behaupten, was auch Festivalchef Heinz Badewitz von sich sagen darf: „Der Laden läuft.“