Die indisch-deutsche Co-Produktion "Angry Indian Goddesses" zeigt: Selbst wenn die schönsten indischen Mädchen einhundert Minuten lang ihre makellosen Beine ins Bild recken - zugegeben, eine Augenweide - und das vor idyllischster Kulisse, schwappen Klischees in jede einzelne Szene.

Wer allergisch gegen Frauen-Gegacker ist, sollte sich warm anziehen. Das klingt im fernen Indien wie am Kugelbrunnen in Hof. Und gegackert wird reichlich, am Anfang. Freida lädt eine Hand voll Jugendfreundinnen zu sich nach Goa ein, um mit ihnen ihre Hochzeit zu feiern. Wen sie heiraten will, bleibt vorerst geheim. In Indien geht es aber nicht nur um das Wen, sondern auch um das Warum. Wollte es ihr Vater? Heiratet sie aus Vernunft? Eine ihrer Freundinnen hat das getan und leidet in Anbetracht des Glücks der anderen umso mehr.

Doch das Glück ist trügerisch. Mad, eine glücklose Musikerin, hat zwei Selbstmordversuche hinter sich. Suranjana, die toughe Geschäftsfrau, vernachlässigt ihr Töchterlein, und das Hausmädchen Laxmi, eine Göttin am Rande der Wohlstandsgesellschaft, versucht seit Jahren, den Mörder ihres Bruders hinter Gitter zu bringen. Einzig Joanna, die junge Cousine der Braut, scheint unbeschwert. Sie ist verliebt in den Nachbarn, der - Achtung, nochmal warm anziehen! - spärlich bekleidet ein Auto wäscht. Mehr mit dem Brusthaar als mit dem Schwamm. Das Gackern folgt auf dem Fuß.

Doch es vergeht den jungen Frauen. Denn so watteweich verpackt, steht am Ende doch ein knallhartes Thema: die Rolle der Frau in der indischen Gesellschaft, Vergewaltigung, Unterdrückung und Ächtung von Homosexualität. Die Hochzeitsvorbereitungen der Braut mit ihrer Braut enden jäh - die verliebte Joanna wird grausam ermordet.

"In Indien ist es ein Mainstream-Film", hat einer der Macher des Films dem Publikum vorab mit auf den Weg gegeben. Wer einmal eine Bollywood-Produktion gesehen hat, glaubt das sofort. Und doch ist es ein mutiger Film in einer Gesellschaft, mit mutigen Botschaften in Richtung Männerwelt: Wir Frauen stehen auf und bekämpfen das Böse.

Regie: Pan Nalin, Indien-Deutschland, Spielfilm, 104 Minuten

Samstag, Central, 22.15 Uhr

Humor: 1 Stern
Anspruch: 1 Stern
Spannung: 1 Stern