Herr Helmer, herzlichen Glückwunsch zum Hans-Vogt-Filmpreis. Dessen Namensgeber aus dem Rehauer Ortsteil Wurlitz war Miterfinder des Tonfilms. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Es ist eine große Ehre für mich. In meinen Filmen verzichte ich zwar gerne auf Dialoge, aber ich mache keine Stummfilme, dafür liebe ich Ton zu sehr. Als Filmemacher treibt es mich an, Geschichten mit Bildern zu erzählen, quasi Kino in Reinform zu erschaffen. Wenn man auf die Sprache verzichtet, ist der Ton viel präsenter. Es entsteht eine eigene akustische Welt. Und darin steckt enorm viel Arbeit. Dass ich jetzt dafür eine Auszeichnung bekomme, freut mich besonders.
Ihr neuer Film „Vom Lokführer, der die Liebe suchte“ läuft bei den diesjährigen Hofer Filmtagen und kommt ebenfalls ohne Dialoge aus. Sie sagen aber, es sei kein Stummfilm. Worin besteht der Unterschied?
Ich mache genau das Gegenteil von einem Stummfilm. Ich arbeite monatelang an der Tonspur, da steckt fast mehr Arbeit drin als im Bildschnitt. Der andere Aspekt, der meine Arbeit von einem Stummfilm unterscheidet: Ich verwende in meinen Geschichten nicht so viel Musik. Viele meinen, bei einem Film ohne Dialoge würde 90 Minuten lang Musik im Hintergrund laufen. Aber beim Filmemachen ist Musik für mich etwas, das man sehr sparsam einsetzen sollte. Wenn die Musik zu allgegenwärtig ist, dann verliert sie ihre magische Wirkung.
Sie drehen gerne an außergewöhnlichen Orten. Etwa in Kasachstan, Georgien oder jetzt in Aserbaidschan. Was reizt Sie an diesen Ländern der ehemaligen Sowjetunion?
Das Schöne an diesen Ländern ist, dass sie uns zwar näher sind, als etwa Fernost-Asien, doch trotzdem eine ganz andere, unbekannte Welt bieten. Ich habe das Gefühl, dass die Gegend dort auf der Weltkarte des Kinos noch sehr unentdeckt ist. In Berlin etwa kann man ja an keiner Straße mehr eine Kamera aufstellen, an der nicht schon fünf Filmteams gedreht haben. In Zentralasien dagegen gibt es ganz viele ungeöffnete Schatztruhen, die ich stellvertretend für den Kinozuschauer entdecken kann.
Ihr erster Langfilm „Tuvalu“ lief 1999 in Hof. Jetzt sind Sie zum vierten Mal mit einem Spielfilm hier. Was schätzen Sie an den Hofer Filmtagen besonders?
Es gibt Tausende Filmfestivals auf der Welt und viele davon haben international vielleicht ein größeres Renommee. Aber man fühlt sich auf ihnen etwas verloren. Was ich an Hof so mag, ist diese Nähe, die zwischen dem Filmemacher und den Zuschauern entsteht. Hier kann man mit dem Fachpublikum sprechen, aber auch mit ganz normalen Filmliebhabern. Deswegen freue ich mich jedes Mal, hier her zu kommen.