News Filmpreis für einen klugen Kopf

Die Stadt Hof zeichnet heuer Alfred Holighaus aus. Seit Jahrzehnten ist er den Hofer Filmtagen eng verbunden. Beim 50. Jubiläum gehörte der Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft zum Ehrenkuratorium.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mit Anfang zwanzig war er zum ersten Mal in Hof. Seither kommt Alfred Holighaus jedes Jahr – erst als Journalist, später als Filmkaufmann und vor zwei Jahren bei den 50. Hofer Filmtagen als Mitglied des Kuratoren-Trios. Nur ein einziges Mal, erzählte er einmal in einem Interview, habe er es nicht zu den Filmtagen geschafft – aber auch nur, weil er im Krankenhaus lag. Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, hat am Donnerstagabend im Festsaal der Freiheitshalle den 33. Filmpreis der Stadt Hof erhalten.


Die Laudatio hielt Regisseur Hans-Christian Schmid, selbst Träger des Hofer Filmpreises. Er nannte Holighaus einen vielseitigen Mann und klugen Kopf. Welche Bedeutung die Hofer Filmtage für den Preisträger haben, erzählte der Regisseur an seinem eigenen Beispiel: Holighaus hatte einst einen Film von ihm entdeckt, gekauft und ins Kino gebracht – das war „Nach Fünf im Urwald“ mit Franka Potente im Jahr 1995 auf den Filmtagen. Holighaus war schon auf dem Weg nach Hause, ist dann aber extra noch einmal umgekehrt, nur um zu sehen, wie der Film beim Hofer Publikum ankommt – eben weil er sich darauf verlassen konnte, dass ein Film, der in Hof gefällt, auch anderswo läuft. „Gäbe es die Hofer Filmtage nicht“, sagte Schmid, „für Alfred Holighaus hätte man sie erfinden müssen.“


Dass der Preisträger jemand ist, auf den man sich verlassen kann, betonte Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Das habe sich vor zwei Jahren gezeigt, als sich Holighaus bereiterklärte, nach dem Tod von Heinz Badewitz einzuspringen und die Programmauswahl für die 50. Hofer Filmtage zu übernehmen. Alfred Holighaus hatte damals Linda Söffker und den heutigen Festival-Leiter Thorsten Schaumann als weitere Kuratoren mit ins Boot geholt.


Oberbürgermeister Harald Fichtner erinnerte an Wenders Slogan „Home of Films“ – Hof als Heimat der Filme. Dieses „Home“ stehe für den Ausgangspunkt, an dem es für viele Filmemacher losgeht, sagte Fichtner. Es stehe auch für das Kuschelige und den Wohlfühlfaktor. Und für ein Zuhause für alle: „Was wir nicht wollen, ist eine ab- und ausgrenzende Deutung des Wortes“, betonte der Oberbürgermeister: „Ganz im Gegenteil laden wir alle ein, egal welcher Nation, egal welcher Hautfarbe und Religion, egal ob weltberühmt oder noch völlig unbekannt.“ „Home of Films“, sagte Fichtner, „ist eine Heimstatt der Offenheit, der Toleranz und der Freiheit.“


Wie zu Hause fühlt sich auch Alfred Holighaus in Hof – auch außerhalb des Kinosessels. Er soll schon einmal im Galeriehaus auf dem Billardtisch eindöst sein, und am Filmtage-Samstagvormittag findet man ihn sowieso nicht im Kino, da sitzt er beim legendären Fußballspiel für den FC Hofer Filmtage als Co-Trainer am Spielfeldrand. „Hof steht für das, was glücklich macht am Film“, sagte der Preisträger. Und noch mehr: „Man kommt hierher und hat das Gefühl, man kommt zu Heinz.“ Holighaus appellierte an die Menschen, weiterhin ins Kino zu gehen: „Helft uns, das Kino lebendig zu halten – weil es das Leben lebenswert macht.“ Und dafür, betonte er, brauche es auch die Unterstützung der Politik.


Alfred Holighaus kam 1959 im hessischen Dillenburg zur Welt. Er begann seine Laufbahn als Journalist, legte seinen Schwerpunkt auf den Film. Er arbeitete für das Berliner Stadtmagazin TIP, zunächst als freier Mitarbeiter, von 1986 bis 1995 leitete er die Redaktion. 1995 wechselte Holighaus in die Filmwirtschaft, bis 2000 war er bei Senator Film Produktion unter anderem für die Programmentwicklung und den Filmeinkauf zuständig. 2001 wechselte er zur Berlinale, wo er die Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ aus der Taufe hob und bis 2010 leitete. Von 2010 bis Juli 2015 arbeitete er als Geschäftsführer für die Deutsche Filmakademie. Alfred Holighaus ist zudem als freier Autor und Dokumentarfilmer tätig, engagiert sich in etlichen Gremien und Organisationen insbesondere für die Filmförderung und war Mitglied in verschiedenen Jurys, unter anderem für den Adolf-Grimme-Preis. Seit 2015 ist Alfred Holighaus Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft.


Seit dem vergangenen Jahr hat der undotierte Filmpreis der Stadt Hof, der Verdienste um die Hofer Filmtage und den deutschen Film würdigt, eine neue Opitk und ist nicht mehr aus Porzellan, sondern aus alten Filmtage-Katalogen gefertigt. Alfred Holighaus reiht sich nun ein in eine illustre Preisträgerliste, auf der Namen stehen wie Doris Dörrie (1986), Wim Wenders (1992), Werner Herzog (1993), Tom Tykwer (1998), Dominik Graf (2003), Oscar-Preisträgerin Caroline Link (2010) oder Aylin Tezel (2016).


Die noch amtierende Landtagspräsidentin Barbara Stamm sicherte den Hofer Filmtagen weiterhin die Unterstützung des Freistaats Bayern zu – auch durch ihre Nachfolgerin Ilse Aigner. Der Landtag wolle den bayerischen Kulturhaushalt verdoppeln, betonte sie: „Dann gibt es auch für Hof mehr Geld.“ Die Landtagspräsidentin lud im Anschluss an die Veranstaltung zum Empfang ein. Musik steuerte das Duo Stiehler/Lucaciu aus Zwickau und Plauen bei.

Autor