Auch die gefallenen "Engel mit schmutzigen Flügeln" des eingangs erwähnten Roland Reber sehnen sich nach einem Paradies ohne Moral. Zu dritt kurven sie auf ihren Maschinen durch fast menschenleeres Land. Am Baggersee und im Bordell schauen zwei von ihnen der dritten, die sich erst "beweisen" muss, bei "Lust und Laster" zu. Das will satirisch, parodistisch, anstößig sein - und steckt nur voller hilflosen Geredes, peinlicher Pointen und todlangweiliger Porno-Imitate. "Ich ficke, also bin ich" ... Schön wär's. Doch zum Werden und zum Sein gehört wohl noch ein bisschen mehr.
Zu Schutzengel taugen, auch wenn sie's selber nüchterner sehen, die bunt zusammengewürfelten Greenpeace-Aktivisten an Bord der Esperanza, die sich zur "Jagdzeit" auf die Spur der japanischen Walfangflotte setzen, um sie bei ihrem grausamen Geschäft zu stören. Nicole Leykauf, die aus Hof stammt, produzierte Angela Graas' melancholische, zugleich herb-schöne Reportage aus dem antarktischen Schutzgebiet. Keine pathetischen Gutmenschen verherrlicht die Regisseurin, sondern porträtiert "professionelle Optimisten", die wissen, wie wenig sie ausrichten. Wichtig ist ihnen, dass überhaupt irgendwas passiert. Offen sprechen sie von Antrieben und Enttäuschungen, von Ängsten auch. Die Hoffnung - Esperanza - geben sie nicht auf, auch wenn sie nicht wie Sieger aussehen. "Ich versuche", sagt bei rauer See einer am Computer, "nicht auf die Tastatur zu kotzen - das Leben eines Helden."
Michael Thumser
Weitere Infos unter: www.hofer-filmtage.de.
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