50. Hofer Filmtage 1095 Lampen für Heinz

Von Roland Rischawy

Was haben der Heinz-Badewitz-Preis, der heute erstmals vergeben wird, und die Bürgerstiftung gemeinsam? Zugrunde liegt die Design-Idee einer Nachwuchskünstlerin.

 
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Hof - Seit Dienstag leuchtet die Stadt - wegen der Hofer Filmtage. Doch was ist in der Zeit zwischen den Filmtagen? Was weist Besucher wie Hofer darauf hin, dass hier Ende Oktober seit Jahrzehnten das zweitwichtigste Filmfestival nach der Berlinale stattfindet? Was zeigt, dass hier im Herbst die Crème der Filmschaffenden zu Gast ist und viele von ihnen hier ihre Karriere gestartet hatten? Nichts!

Das soll sich ändern. Und dafür gibt es eine Idee. Schon vor zwei Jahren hat die Bürgerstiftung, damals noch unter Vorsitz des ehemaligen Oberbürgermeisters Dieter Döhla, Kontakt zur Design-Fachschule in Selb gesucht und einen Ideenwettbewerb ausgerufen. Bernd Rössler von der Fachschule betreute den Design-Nachwuchs. Im Sommer 2015 war es so weit: Die jungen Leute stellten ihre Arbeiten vor. Eine Jury, darunter Mitglieder des Stadtrates und des Stadtbauamtes, begutachtete die Entwürfe. Natürlich war auch das Filmtage-Team mit Filmtage-Chef Heinz Badewitz dabei. Er zeigte sich von der Vielfalt der Ideen begeistert und bewertete die Arbeiten. Das eindeutige Votum war im Sommer 2015 auf die Arbeit von Nathalie Horn gefallen. Die damalige Design-Schülerin hatte eine schlanke Säule entworfen - eine, die täglich heller wird. Am ersten Tag nach den Filmtagen ist sie dunkel, dann gehen jeden Tag drei weitere LED-Leuchten an, jeden Tag drei auf dem Weg zu den Filmtagen. Am Eröffnungstag des Festivals strahlt das Objekt ganz hell. So ist die Idee.

"Licht und Kino - eine tolle Kombination", würdigten die Mitglieder der Bürgerstiftung einhellig das Werk. Mit dem Entwurf nahmen sie Kontakt zum Döhlauer Architekten Hermann Beyer auf. Dieser sagte zu, das Projekt zu begleiten. "Der Entwurf von Nathalie Horn hat mir von Anfang an gefallen. Ich mag diese klare, minimalistische Formensprache", sagt er.

Die glatte schwarze Säule, die wie ein Obelisk in der Fußgängerzone steht, werde allein schon aufgrund der Höhe die Blicke der Passanten auf das Kunstwerk lenken, betont Beyer. Dann entdecke das Auge an der schwarzen Säule plötzlich helle Punkte, die aus der Säule leuchten. Jeden Tag werden es drei Leuchtpunkte mehr, und zur Eröffnung der Hofer Filmtage wird die Säule durch 1095 Punkte hell in den Nachthimmel strahlen. "Das ist doch eine tolle Idee, ein Countdown-Monument für die Filmtage zu installieren", erklärt der Architekt. Die Umsetzung des Objekts ist für eine kleine Stiftung ein Kraftakt. "Alleine können wir das nicht stemmen", sagt Kerstin Dolde, die Vorsitzende der Stiftung. "Da sind wir auf Mitstreiter angewiesen und hoffen auf finanzielle, aber auch auf ideelle Unterstützung."

Am heutigen Freitag, wenn der Heinz-Badewitz-Preis erstmals vergeben wird, tritt die Idee plastisch in Erscheinung. Für Natalie Horn ist es "eine große Ehre", wie sie sagt, dass gerade ihr Entwurf ausgesucht wurde. Zur Preisverleihung kommt die Designerin, die jetzt für einen großen Spielzeughersteller in Mittelfranken tätig ist, ins Scala-Kino. Seit gestern ist sie schon in Hof: "Ich will ja etwas von den Filmen sehen." Und natürlich will sie die Umsetzung ihrer Idee in ein dauerhaftes Objekt verfolgen und betreuen.

"Leider kann Heinz Badewitz die Lichtsäule, diesen wunderbaren Leuchtturm für die Hofer Filmtage, nicht mehr begleiten", sagt Stiftungsvorsitzende Dolde. "Doch ich hoffe, es gibt viele Freunde und Wegbegleiter, die uns auf dem Weg dahin unterstützen." Erste Kontakte seien geknüpft. "Dabei haben wir viel Positives erfahren - aus Politik und Wirtschaft." Als Ursula Wulfekamp von den Filmtage-Freunden auf die Stiftung zukam und fragte, ob der Design-Entwurf der Stele in Miniatur als neuer Heinz-Badewitz-Preis verwendet werden dürfe, habe man sich sehr gefreut. "Natürlich haben wir sofort Ja gesagt", erzählt Kerstin Dolde.

Hermann Beyer ist ein guter Ratgeber für das Stiftungsteam: "Um dieses Kunstwerk zu vertretbaren Kosten umzusetzen, muss man sich vorhandener Baustoffe und Bauteile bedienen, die normalerweise anderswo eingesetzt werden", sagt der Architekt, etwa als Säule ein Aluminiumrohr mit 80 Zentimetern Durchmesser und sieben Metern Länge. "Für die Leuchtbänder kommen eigentlich nur LED-Streifenbänder infrage, denn 1095 LED-Lampen mit je zwei Anschlussdrähten zu verbinden, würden 2190 Anschlussdrähte bedeuten", sagt er weiter. Das lasse sich in der Enge der Säule nicht bewerkstelligen. "Zudem wäre die Ansteuerung der Leuchten sehr aufwendig und fehleranfällig."

Und dann ist da noch das Problem durch mutwillige Beschädigungen, das Kunstwerke im öffentlichen Raum haben. "Man muss den Vandalismus im Auge haben und verhindern, dass über die vielen Lichtöffnungen Feuchtigkeit in die Säule gelangen kann", gibt der Architekt zu bedenken. "Auch Wartungsarbeiten an der Elektronik müssen möglich sein. Da gibt es schon noch vieles zu tun und zu bedenken."

"Und natürlich gilt es, das Geld zu beschaffen", sagt Kerstin Dolde. Viele Hürden sind noch zu überwinden, der Schreck vom März sitzt noch in den Knochen. "Wir Stiftungsmitglieder waren geschockt, als wir vom plötzlichen Tod von Heinz Badewitz hörten", berichtet sie. Natürlich habe sich das Gremium überlegt, ob es sinnvoll sei, die Idee mit dem "Leuchtturm" weiter zu betreiben. "Aber wir haben gesehen, dass im Sinn von Heinz Badewitz weitergearbeitet wird und dazu noch neue Ideen einfließen. Die Filmtage gibt es weiter." Darüber freue sich die Bürgerstiftung. "Und deshalb braucht es etwas, was ganzjährig auf das Festival hinweist. Das wollen wir schaffen: für die Stadt und für den Heinz!"

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Info über und Kontakt zur Bürgerstiftung: www.buergerstiftung-hof.eu

Der Entwurf hat mir von Anfang an gefallen.

Hermann Beyer,

Architekt

Das ist eine große Ehre für mich.

Nathalie Horn,

Designerin