Historie Von Hof aus ins Fernsehen

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Einige Hofer Schauspieler haben sich im deutschen Film und auf der Bühne etabliert. Zu den Filmtagen 2011 trafen sie sich wieder. Ein Blick zurück.

 
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"Ich mag gebrochene Charaktere", sagte Sven Pippig. "Bösewichte sind besser zu spielen als die Guten." In Catharina Deus' "Ameisen gehen andere Wege" bei den Filmtagen 2011 spielte er mal wieder einen, der auf der Seite der Guten steht - einen Sozialarbeiter. "Er hat aber auch einen an der Klatsche." Als Hofer war Pippig geradeheraus und direkt.

Pippig, 1963 in der Saalestadt geboren, war viele Jahre ein gefragter Darsteller. Er spielte in Fernsehkrimis, und für die Hauptrolle in Christian Petzolds "Toter Mann" bekam er 2003 den Adolf-Grimme-Preis. Trotzdem war er, der Hofer, auf dem Teppich geblieben. Er wohnte nicht etwa in Berlin oder München, er lebte in Gattendorf. "Hier ist es schöner als in Berlin. Ich bin kein Stadttyp." Am 25. September 2013 starb Sven Pippig in seiner Heimat.

Die Hofer Filmtage waren sein Heimspiel. Das Fachpublikum kannte ihn nicht nur als Kollegen, sondern auch als engagierten Mitarbeiter im Festival-Büro. Und die Cineasten erinnern sich an seine Rolle in Chris Kraus' "Vier Minuten" (2006), bis heute einer der meistbejubelten Eröffnungsfilme der Hofer Filmtage.

Dabei hatte Sven Pippig als junger Mann mit Schauspielerei nichts am Hut. Er wollte Landwirt werden und Bio-Ziegenkäse produzieren. "Ich bin ein Spätzünder", sagte er. Die Leidenschaft für Schauspielerei hatte er Klaus Heinritz zu verdanken. Der Hofer Theatermacher brachte in seinem "Theater K" einige Talente aus der Region zusammen. Pippig spielte dort mit 18 Jahren seine erste kleine Rolle als Möbelträger in Ionescos "Der neue Mieter". Der zweite Möbelträger war sein Freund Markus Hering, der später lange zum Ensemble des Wiener Burgtheaters gehörte. Das "Theater K" war die Initialzündung. "Es hat Klick gemacht, es hat uns gepackt. Wir wollten Schauspieler werden."

Und aus beiden ist etwas geworden: Sie gingen auf die Schauspielschule Hannover; Hering spielte dann am Münchener Residenztheater, Pippig wechselte nach einigen Jahren an der Esslinger Landesbühne zum Film. In "Ameisen gehen andere Wege" 2011 in Hof waren die Freunde aus Jugendtagen wieder gemeinsam zu sehen.

Im "Theater K" standen beide mit Hubert Burzcek auf der Bühne. Er ist der Gastwirt in Dominik Grafs "Das unsichtbare Mädchen". Der Schauspieler und Sprecher kam 1955 in Gelsenkirchen zur Welt, wuchs aber bei der Oma in Münchberg auf. Die erste große Rolle hatte er als 19-Jähriger am Hofer Theater. Danach spielte er unter anderem in Dinkelsbühl, Erlangen und beim Fränkischen Theatersommer, bevor auch er zum Film wechselte. Bekannt wurde er mit der Fernsehserie "Endlich Samstag".

Für den Graf-Film hat sich der Münchberger direkt beworben. Sein Pluspunkt: "Ich kann Fränkisch." Burzcek muss schmunzeln. Er erinnert sich, wie er bei den Dreharbeiten einer Kollegin mit dem Diktiergerät Fränkisch-Unterricht gab. "Erst wollte ihr das ein Münchener Kollege beibringen, das ging natürlich nicht." Burzcek pendelt heute zwischen München und Berlin. Doch auch er hat die Verbindung zur Heimat nie abreißen lassen. "In Münchberg", spöttelt er, "da waschen wir die Wäsche." Und wie seine Hofer Kollegen ist auch er ein Filmtage-Fan. Alle besuchten das Festival, lange bevor sie selbst Schauspieler wurden.

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