1,4 Millionen 510 Meter lange Großbaustelle in Haidt

Straße schmäler, Radweg breiter: Das Staatliche Bauamt will die Ortsdurchfahrt Haidt sanieren. Viele Parameter stehen noch nicht fest, eines aber schon: „Eine Vollsperrung ist unumgänglich“, sagte Leitender Baudirektor Uwe Zeuschel am Dienstag in Hof. Foto: /Frank Mertel

Ausgerechnet jetzt, wo das Amazon-Logistikzentrum in Betrieb ist: Das Staatliche Bauamt will die Ortsdurchfahrt Haidt sanieren – und dafür komplett sperren. Vorteil: Es springt ein breiter Radweg raus. Nachteil: lange Umwege für Anlieferverkehr und alle anderen.

 
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Zwei Fragen sind nicht gestellt worden am Dienstagnachmittag im Bauausschuss des Hofer Stadtrats. Die erste: Wie lange die Vollsperrung des Ortsteils – oder, je nach Variante, die beiden Vollsperrungen – dauern wird/werden. Die zweite: Das Ganze wird seit 2018 geplant, seit 2020 steht fest, dass Amazon nach Hof kommt – hätte man die Baustelle Haidt nicht vorziehen können? Dass das Staatliche Bauamt ausgerechnet jetzt nach der Eröffnung des Logistik-Riesen die direkte Zufahrt aus und nach Hof sperren will, hatte im Sommer, als die Pläne in Hof bekannt wurden, für einen Aufschrei des Entsetzens unter den Stadträten gesorgt. Am Dienstag bekam Uwe Zeuschel, Leitender Baudirektor des Staatlichen Bauamts, keinerlei Unmut zu spüren. Stattdessen gab es viele Fragen zum Was und Wie.

Das wird gemacht: Das Staatliche Bauamt saniert die B 173, die Ortsdurchfahrt Haidt, auf 510 Metern Länge. Die Arbeiten reichen vom Ortsschild (aus Richtung Hof kommend) bis hinein in die Kreuzung Hubertusstraße, also den Abzweig nach Leimitz. Die Bundesstraße wird dabei auf ganzer Länge auf die Mindestbreite von 6,50 Metern verengt, am südlichen Fahrbahnrand werden ein halber Meter breiter Schutzstreifen und ein durchgängig 2,50 Meter breiter Fuß- und Radweg entstehen. Zudem tauschen Stadt und Stadtwerke die Versorgungsleitungen unter der Straße aus und erneuern die Beleuchtung. Zum Paket gehört auch eine Fußgängerampel kurz vor dem Abzweig Hubertusstraße. Die Vorplanungen sind abgeschlossen, der Förderantrag bei der Regierung ist eingereicht. Jetzt geht es an den Grunderwerb, danach folgt alles weitere.

Was noch offen ist: Unklar ist noch, ob es – zusätzlich zur Ampel – eine Querungshilfe für Fußgänger am Ortseingang in Richtung Hof geben wird. Jochen Ulshöfer und Wolfgang Fleischer (beide CSU) erinnerten in der 45-minütigen Fragerunde am Dienstag mehrfach an einen entsprechenden Antrag der Fraktion. Kasus Knacksus aus Sicht Uwe Zeuschels: „Damit würde man sich automatisch auf Privatgrund befinden und es müssten kleinere Gebäude abgerissen werden – den Grunderwerb müsste die Stadt Hof tätigen, aber da bewegt sie sich auf dem freien Markt.“ Er betonte, dass das Staatliche Bauamt hier am Ende umsetzen werde, was die Stadt wünsche. Machte aber auch mehrmals deutlich, dass er es für wichtig erachte, dass sich alle einig seien, bevor es an die näheren Planungen und gar die Umsetzung gehe. Da antwortete er ganz eindeutig auf eine entsprechende Frage von Gudrun Bruns (FAB/Freie): Eine Querungshilfe könne man auch nachträglich noch installieren, doch sei das doppelte Arbeit und letztlich viel teurer.

Der Zeitplan: Zu den Punkten, die noch ausstehen, gehört eine Vereinbarung zwischen Stadt Hof und Staatlichem Bauamt über den Ausbau. Da geht es um die Frage, wer was beiträgt zum Projekt, baulich, finanziell und in Sachen Zuständigkeiten. Mit 1,44 Millionen Euro ist die Maßnahme derzeit beziffert, 1,2 Millionen Euro bezahlt der Bund, den Rest die Stadt Hof – anteilig für Radweg, Beleuchtung und Co. Das müsse geklärt sein, bevor es losgehen könne, betonte Zeuschel. Ebenso wie die Frage der Herangehensweise. Er empfahl, dass Stadt und Stadtwerke 2023 die nötigen Leitungen verlegen. „Dann wird das Ganze über den Winter wieder zugemacht, und 2024 machen wir die Hauptarbeiten.“ Es sei aber auch möglich, alles gleichzeitig zu erledigen – wenngleich das seiner Meinung nach wesentlich stressiger ablaufen würde. Woran er keinen Zweifel ließ: „Eine Vollsperrung ist unumgänglich.“ So ging es im Ausschuss auch um die Umleitungen.

Drum herum: Mit dem Fahrrad werde die Strecke dauerhaft passierbar sein, betonte Zeuschel. Überörtlicher und Schwerlastverkehr werden großräumig über die Autobahnen und die Ausfahrten bei Zedwitz (und auf die B2) beziehungsweise Hof-Süd (und B15) geleitet. Für den Nahverkehr soll es jeweils über Trogen beziehungsweise Gattendorf zum Amazon-Kreisel gehen. Andrea Hering (SPD) und Klaus Schrader (Grüne) fragten beide nach den Schleichwegen über Leimitz oder den Theresienstein. Die Empfehlung Zeuschels: „Erst einmal offen lassen und sehen, wie sich die Situation entwickelt.“ Auf Fragen von Oberbürgermeisterin Eva Döhla kündigte er eine Bürgerversammlung für die Anwohner in Haidt an, in der die Zufahrtmöglichkeiten besprochen werden. „Wir wollen die Bürger da wirklich mitnehmen.“ Die Stadträte nahmen seine Ausführungen zur Kenntnis, jetzt liegt es an städtischem und Staatlichen Bauamt, sie anzugehen.

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