13 Tore in Selb Ein denkwürdiger Eishockeyabend

Die Selber Wölfe ringen im zweiten Spiel der Playdown-Serie die Heilbronner Falken mit 8:5 in die Knie. Die 2400 restlos begeisterten Anhängern müssen nach einem 7:2 noch zittern.

 
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Die Selber Wölfe sind auf dem besten Weg zum Zweitliga-Verbleib. Dem 2:1-Sieg am Mittwoch in Heilbronn ließ das Team von Sergej Waßmiller am Freitagabend vor knapp 2400 restlos begeisterten Zuschauern in der Netzsch-Arena ein spektakuläres 8:5 (4:0, 2:2, 2:3) folgen und baute die Führung in dieser Best-of-seven-Serie auf 2:0 aus. Nach dem ersten Drittel dieses denkwürdigen Eishockey-Abends schien die Partie schon fast entschieden. Mit 4:0 führten die wie entfesselt aufspielenden und vor dem Tor gnadenlosen Wölfe nach 20 Minuten bereits. Nach 41 Minuten stand ein 7:2 an der Anzeigetafel – dann wurde es plötzlich noch einmal ganz eng.

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„Es war ein chaotisches Spiel“, sagte Waßmiller, dem bei aller Freude über den Sieg die fünf Gegentore doch sauer aufstießen. „Das sind keine normalen Spiele wie in der Hauptrunde. Hier geht es um alles. Da darf man bei einem 5:0 nicht aufhören zu spielen.“ Ausruhen können sich die Wölfe auf den Lorbeeren ohnehin noch nicht. Zwei Siege sind noch nötig zum Klassenerhalt. Die nächste Möglichkeiten bietet sich am Sonntag (18.30 Uhr) in Heilbronn, ehe am Dienstag (19.30 Uhr) die Netzsch-Arena wieder der Schauplatz sein wird.

„Never change a winning team“: Nach dem Sieg und der starken Leistung am Mittwoch sah Waßmiller keine Veranlassung, seine Reihen zu verändern. Die Antwort auf die von den Fans viel diskutierte Frage, ob Miglio nach Ablauf seiner Sperre wieder in das Line-up zurückkehrt, lautete damit: Nein. Auch Kapitän Gelke, der gesundheitlich noch nicht fit ist, stand nicht im Kader. Zudem fehlten Deeg (verletzt) sowie Lavallee und Silbermann (beide krank). Was dagegen nicht fehlen durfte, war eine sehr gelungene Choreo der Selber Fans vor dem ersten Playdown-Heimspiel – und ein aus 2400 Kehlen klingendes „Werdet zur Legende, kämpfen bis zum Ende, für die zweite Liga, VER“.

Die ersten Aktionen auf dem Eis heizten die Atmosphäre gleich weiter an. Es war sofort Feuer und Gift in der Partie. Schon nach 18 Sekunden und einer ersten Chance für die Gäste gerieten Trska (Selb) und Williams aneinander. Weiter ging es mit Vier-gegen-Vier – und der Führung für die Hausherren nach 46 Sekunden. Einen eher harmlosen Schlenzer von Reddick ließ Falken-Keeper Mnich passieren. Ein Start nach Maß für die Selber, die Halle brodelte bereits. Nach 86 Sekunden gerieten die Wölfe in Unterzahl nach einer fragwürdigen Strafe gegen Vantuch, dank leidenschaftlicher Gegenwehr und zwei Bitzer-Glanztaten blieb es aber beim 1:0. Die Sticheleien und Provokationen der Falken gingen munter weiter. Immer wieder gab es kleine Auseinandersetzungen. Was sich rächte für Heilbronn nach neun Minuten. Cabana musste in die Kühlbox – und die Wölfe erhöhten im stark aufgezogenen Powerplay auf 2:0. Vantuchs Hammer wehrte Mnich noch ab, McNeill war aber mit dem Nachschuss zur Stelle.

Die Wölfe waren weiter hellwach, ließen Heilbronn kaum ins Spiel kommen und fuhren selbst blitzsaubere Angriffe. Und sie nutzten auch ihr zweites Überzahlspiel gnadenlos aus. Nur sieben Sekunden saß der Heilbronner von Ungern-Sternberg auf der Strafbank, da war Mnich erneut geschlagen, nachdem Trska genau Maß genommen hatte (13.). Spätestens 71 Sekunden vor der ersten Pause konnte einem Mnich, vor zwei Jahren bis kurz vor den Oberliga-Playoffs auch schon für Selb zwischen den Pfosten, etwas leid tun. In Selber Unterzahl ließ er die Scheibe völlig unbedrängt genau vor den Schläger von Trska fallen – 4:0. Es war kaum zu glauben. Wohl auch nicht für die Mitfahrer der zwei Heilbronner Fanbusse, die wegen eines Staus erst in der Drittelpause an der Netzsch-Arena eintrafen.

Fanbusse kommen mit Verspätung

Die nun rund 120 Falken-Fans sahen nach wenigen Sekunden des zweiten Abschnitts eine gute Möglichkeit für ihre Mannschaft, Tonge scheiterte aber an Bitzer. Der hielt seinen Kasten auch beim nächsten Powerplay der Gäste sauber. Was auf der Gegenseite Mnich weiter nicht gut gelingen wollte. In der 27. Minute schlug es zum fünften Mal hinter ihm ein. Dieses Mal zeichnete die junge vierte Selber Reihe für den Treffer verantwortlich. Im dritten Nachschuss war es Melnikow, der zum 5:0 traf (26.). Die Gäste wussten nicht, wie ihnen geschah. Und die Selber Fans? Die hatten längst schon in den Feiermodus geschaltet, sorgten für prächtige Stimmung in der gut gefüllten Netzsch-Arena.

Ein bisschen Hoffnung durften die Gäste nach 33 Minuten wieder schöpfen, als Williams in Überzahl zum 1:5 traf. Die Wölfe hatten aber sofort die passende Antwort parat. Naumann bediente Hammerbauer – und das halbe Dutzend war voll. Im Powerplay verkürzte Heilbronn kurz vor der zweiten Pause wieder auf 2:6. Ganz durch war das Spiel für die Wölfe zu diesem Zeitpunkt also noch nicht. Scheinbar aber nach 40 Sekunden im Schlussabschnitt. Reddick brachte die Scheibe zum Tor, Kolupaylo fälschte ab, Kalns staubte ab – 7:2.

Die Wölfe schwimmen nach dem 7:2

Heilbronn mochte sich aber partout noch nicht geschlagen geben, kam gegen die nun zu nachlässigen Wölfe binnen 21 Sekunden auf 7:4 heran. Und in der 49. Minute hatten die Falken in doppelter Überzahl die große Chance, weiter zu verkürzen, scheiterten zunächst an der Latte, trafen dann zum vermeintlichen 7:5. Die Schiedsrichter hatten da aber einen Stockcheck gesehen. Durchatmen beim Selber Anhang. Aber die Wölfe schwammen nun, mussten nicht nur gegen Heilbronn, sondern auch gegen die Schiedsrichter ankämpfen. In der 54. Minute saßen wieder zwei Selber auf der Strafbank, was die Gäste zum 7:5 nutzten. Und noch waren sechs Minuten auf der Uhr. 180 Sekunden vor der Sirene erhoben sich auch die Sitzplatzbesucher von ihren Plätzen – und durften jubeln. Kalns traf ins mittlerweile verwaiste Heilbronner Tor zum 8:5. Der zweite Sieg der Serie war perfekt.

Selber Wölfe: Bitzer (Weidekamp) – Trska, Kania, Gläßl, Reddick, Fern, Schaaf, Gimmel – Schwamberger, Vantuch, McNeill, Kolupaylo, Kruminsch, Kalns, Hlozek, Hammerbauer, Naumann, Melnikow, Noack, Woltmann.

Schiedsrichter: Schütz/Singer. – Zuschauer: 2362. – Tore: 1. Min. Reddick (Gläßl, Kruminsch) 1:0, 9. Min. McNeill (Vantuch, Trska; 5-4) 2:0, 13. Min. Trska (McNeill, Vantuch; 5-4) 3:0, 19. Min. Trska (4-5) 4:0, 26. Min. Melnikow (Noack, Woltmann) 5:0, 33. Min.Williams (Tonge, Della Rovere; 5-4) 5:1, 35. Min.Hammerbauer (Naumann, Hlozek) 6:1, 38. Min. Kirsch (Cabana, Rymsha; 5-4), 41. Min.Kalns (Kolupaylo, Reddick) 7:2, 46. Min. Elias 7:3, 47. Min. Williams 7:4, 55. Min. Della Rovere (5-4) 7:5, 58. Min. Kalns (eng) 8:5. – Strafminuten: Selb 24, Heilbronn 10.