Regnitzlosau Sensationeller Muschel-Fund

Manfred Köhler
Muschelexperte Ondrej Spisar aus Mähren nutzte ein Aquaskop, um die jungen Muscheln im rund knietiefen Wasser des vor zwei Jahren noch völlig ausgetrockneten Baches zu finden. Mit im Bild: Dietmar Jäger aus Eger, der die grenzüberschreitende Zusammenarbeit an der Aufzuchtstation mit begründet hat. Foto: /Köhler

Die Arbeit in der Aufzuchtstation in der Huschermühle trägt offenbar Früchte. Rund 200 Jung-Muscheln haben der Hitze und Dürre der vergangenen Jahre getrotzt.

 
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Regnitzlosau - Einen sensationellen Fund meldet die Kreisgruppe Hof des Bundes Naturschutz (BN) aus ihrer Flussperlmuschelaufzuchtstation an der Huschermühle in Regnitzlosau: In einem scheinbar völlig ausgetrockneten Bachabschnitt wurden bei einer Kontrolle über 200 lebende Flussperlmuscheln gefunden. „Das Überleben der jungen Muscheln ist der beste Beweis für die Effektivität und die Nachhaltigkeit unserer Maßnahmen zum Schutz der Flussperlmuscheln“, sagte Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Hof, am Donnerstag bei einem Pressetermin an der Huschermühle. Damit zeige sich, dass die investierten Steuergelder nicht verschwendet gewesen seien, sondern dass das langfristige Überleben der Flussperlmuschel nun gesichert sei.

Die 200 Muscheln, die der Trockenheit getrotzt und in einem Rest von Feuchtigkeit im Sediment überlebt haben, stammen aus dem Interreg-Projekt „Erhalt der Flussperlmuschel im Grünen Band Bayern-Tschechien“ aus den Jahren 2012 bis 2014. Damals sei die Gewässerqualität der Flussperlmuschelbäche im Nordosten Oberfrankens untersucht worden. Dazu habe man junge Flussperlmuscheln aus einer Aufzuchtstation in Südböhmen zum Zwecke der Bioindikation ausgesetzt. Das heißt, die Reaktion der sensiblen Muscheln auf die neue Umgebung wurde genutzt, um die Güte der jeweiligen Gewässer herauszufinden. „Das Ergebnis war sehr zufriedenstellend“, sagt Wolfgang Degelmann. Man habe nachweisen können, dass die Qualität der Gewässer in weiten Bereichen gut bis sehr gut sei. Mehrere Hundert Jungmuscheln im Alter unter einem Jahr habe man dann zum Ende des Projekts in den Bach entlassen, und zwar an einer Stelle mit Altmuschelbeständen.

Als der Bach dann im Sommer 2019 aufgrund der Hitze auszutrocknen drohte, habe man alle sichtbaren Muscheln rechtzeitig entnommen und in der Aufzuchtstation in der Huschermühle über die Trockenheit gerettet. Der Bach sei dann tatsächlich vollkommen ausgetrocknet, und man habe nicht mehr damit gerechnet, dass Muscheln, die übersehen wurden, überlebt haben könnten.

Nun aber, vor etwa einer Woche, habe sich das Gegenteil gezeigt. „Die jungen Muscheln hatten sich eingegraben, so dass wir sie damals nicht finden konnten“, berichtete Wolfgang Degelmann. Nun aber seien sie auf dem Bachbett erkennbar. Die Sensation bestehe darin, dass die Flussperlmuschel wieder so fest Fuß gefasst habe, dass sie künftig auch ohne die Hilfe des Menschen überleben könne. „Ansonsten wäre unsere Arbeite eine endliche Geschichte gewesen, denn man kann nicht dauerhaft jedes mal die Muscheln ausquartieren, wenn es trocken wird.“

Den großen Erfolg würdigte auch Jochen Uebelhoer von der Regierung von Oberfranken in Bayreuth. Er erinnerte daran, dass das Projekt mit 85 Prozent der förderfähigen Kosten von 1,4 Millionen Euro aus dem Europäischen Regionalfonds gefördert worden sei. Zehn Prozent habe die BN-Kreisgruppe Hof übernommen und fünf Prozent der Bayerische Naturschutzfonds. Wichtig sei es dabei gewesen, dass zwei Partner an einem Strang gezogen hätten, in dem Fall neben dem BN Hof auch tschechische Experten.

Das laufende Projekt schließe nun gerade ab, doch dank eines Nachfolgeprojektes könne die Flussperlmuschelaufzuchstation dauerhaft weiterbetrieben werden.

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