3:1-Sieg gegen Zirndorf VGF jubelt nach wildem Ritt

Peter Perzl
Freude pur bei den Spielern der VGF Marktredwitz nach einem kuriosen Match. Foto: /Peter Perzl

Kein Augenschmaus, aber viel Spannung: Die Marktredwitzer Drittliga-Volleyballer können nach scheinbar aussichtslosem Rückstand gegen Zirndorf den Tiebreak vermeiden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Marktredwitz - Einmal mehr hat die VGF Marktredwitz Comeback-Qualitäten bewiesen. Ein Augenschmaus für Volleyball-Feinschmecker allerdings war dieses für den Abstiegskampf so enorm wichtige Drittliga-Duell gegen Zirndorf (3:1) nicht. Packende Netzaktionen wechselten in rascher Folge mit haarsträubenden Fehlern – und das hüben wie drüben. Die Spannung war hoch, die Stabilität im Keller. Wie knapp es zwischen den Kontrahenten zuging, verdeutlichte am Ende auch die Anzahl der insgesamt verwandelten Bälle: 92:90 hieß es da hauchdünn für die Hausherren.

„Das Spiel hat in Wellen so geendet, wie es begonnen hat“, traf Gästetrainer Markus Etzold den Nagel auf den Kopf. Die Enttäuschung war ihm nach dem Abpfiff sichtlich ins Gesicht geschrieben. Zu gerne wäre er beim letzten Wellengang ganz oben gesessen. Für ihn sei es „unerklärlich“, wie sein Team den vierten Durchgang nicht nach Hause bringen konnte, als es scheinbar uneinholbar mit 23:17 vorne gelegen hatte und eigentlich nur noch zuzupacken brauchte. „Bis dahin haben wir einen tollen Satz gespielt“, meinte Etzold.

Zum Leben erwacht

Doch im gleichen Maße, wie sich seine Truppe geistig schon im Entscheidungssatz wähnte und möglicherweise deshalb unkonzentriert Eigenfehler en masse produzierte, erwachte Marktredwitz zum Leben. Die Hausherren buchten danach sage und schreibe acht Punktgewinne hintereinander und gewannen einen längst verloren und verkorkst geglaubten Satz und somit das Match. „Ehrlich gesagt, an eine mögliche Verlängerung habe ich in diesem Moment überhaupt nicht gedacht“, erinnert sich Jan Liebscher und strahlte über beide Backen. Zu sehr habe er sich im Fokus des Spiels befunden. „Enorm wichtig“ sei der Sieg gewesen, meint er, sollte es in die Playdowns gehen, da hier die Punkte mitgenommen würden und man sich nun gegenüber den Mittelfranken im Vorteil (Hinspiel 2:3) befinde. Höchstpersönlich hatte der 44-Jährige die Verantwortung übernommen und allen Mumm in den letzten Angriffsball gelegt und so das Spiel beendet. Entsprechend euphorisch feierten seine Mitspieler sich und ihren Trainer minutenlang und hüpften freudetrunken durchs leere Geviert der MAK-Arena, um symbolisch mit erhobenen Armen ins nicht vorhandene Publikum zu winken, mit dem sie den Erfolg so gerne geteilt hätten.

Rauf und runter und wieder rauf und runter

Jan Liebscher, der sich ungewöhnlich früh Ende des ersten Satzes für den erneut nicht recht in Fahrt kommenden Paul Soderer einwechselte, wollte den Aussagen seines Zirndorfer Trainerkollegen nicht widersprechen: „Rauf und runter und wieder rauf und runter“ sei es mit den Leistungen gegangen. Nach einem wilden Ritt führte im ersten Satz zunächst die VGF mit 8:2, um nach gravierenden Annahmeschwächen völlig den Faden zu verlieren und einer den anderen infizierte. Und so punkteten die Gäste sechsmal in Folge. Eine letzte lichte Phase besaßen Liebschers Jungs noch (14:12), dann ging es stetig mit der Formkurve bergab.

Plötzlich Mut verlassen

Nach klarer Führung im zweiten Satz (5:1), schaffte Zirndorf auch dank des herausragenden Tim Rosenov erneut den Anschluss. Doch anders als zuvor funktionierten nun einige von Petr Zakovskys Blocks, und die Hausherren setzten sich nach dem 10:10 über 16:12 klar auf 20:14 ab. Warum Liebschers Truppe bei 24:17 auf einmal wieder der Mut verließ und sie ihre Bälle nur noch saft- und kraftlos übers Netz zitterten, bleibt wohl deren Geheimnis. Erst der letzte von sieben Satzbällen fand sein Ziel und sorgte für Riesenerleichterung.

Der große Druck ist weg

Dominant dagegen agierte die VGF im dritten Durchgang und zeigte endlich, warum sie vor zwei Wochen Jena mit 3:0 in die Knie zwingen konnte. Für den an diesem Abend blassen Tomas Houda brachte der Trainer Jonas Lindner, der seinen Einsatz absolut rechtfertigte. Der erste Satzball saß bereits unter gütiger Mithilfe der Zirndorfer. Überhaupt jonglierte Liebscher nun mit seinem gesamten Kader, was auf der gegnerischen Seite mitunter Verwirrung stiftete. Doch die Achterbahnfahrt setzte sich fort. Im dramatisch verlaufenden vierten Satz sah sich die VGF Marktredwitz ständig im Hintertreffen (8:12/12:17) bevor sie, wie bereits erwähnt, in hoffnungsloser Lage und mit einem wahren Kraftakt für ein nicht mehr erwartetes Happyend sorgte. Und vielleicht gelingt ihr ja jetzt sogar in zwei Wochen bei Tabellenführer Eltmann eine Überraschung. Zuzutrauen wäre es ihr, denn der große Druck ist erst mal weg.

Die Statistik

VGF Marktredwitz: Soderer, Kust, Schwinger, Houda, Ja. Lindner, Zakovsky, Wenisch, Jo. Lindner, Ja. Liebscher.

Schiedsrichter: Maike Schirmer (Neudrossenfeld), Herbert Hubner (Schwend). – Spielzeit: 83 (17/23/20/23) Minuten. – Sätze: 17:25, 25:23, 25:19, 25:23.

Bilder