Forscher der Universität Tübingen haben mehr als 600 000 Jahre alte fossile Knochen einer Großkatze aus der süditalienischen Fundstätte Notarchirico identifiziert. Es handelt sich um die ältesten Spuren eines Höhlenlöwen in Europa.
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Es handelt sich um den bisher ältesten Nachweis der inzwischen ausgestorbenen Großkatze in Südeuropa. Er wurde von einem internationalen Forscher unter Leitung von Alessio Iannucci aus der Terrestrischen Paläoklimatologie der Universität Tübingen identifiziert. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Journal of Quarternary Science“ erschienen.
Aus der archäologischen Fundstätte Notarchirico stammt auch das älteste in Italien geborgene menschliche Fossil, wahrscheinlich von einem jugendlichen Homo heidelbergensis. Die Fundstätte erbrachte einen der frühesten Nachweise der Kultur des Acheuléen in Europa und birgt Belege einer wiederkehrenden Besiedlung durch Menschen im Zeitraum vor 695 000 bis 610 000 Jahren.
Die Kultur des Acheuléen, die in Afrika rund eine Million Jahre früher begann als in Europa, wird gekennzeichnet durch die Herstellung von beidseitig bearbeiteten Faustkeilen und weiteren damals neuen Steinwerkzeugen.
„Die Kultur des Acheuléen breitete sich in Europa beginnend vor mehr als 600 000 Jahren in kurzer Zeit in nördliche und südliche Regionen aus“, berichtet Alessio Iannucci. Etwa zeitgleich, während des Übergangs zwischen dem Frühen und Mittleren Pleistozän, hätten sich auch Löwen und mehrere andere große Säugetiere in Europa ausgebreitet.
„In diesem Zeitraum änderte sich der Rhythmus der Zyklen von Eiszeiten und Zwischeneiszeiten. Die Zyklen wurden länger, sie dehnten sich von rund 40 000 Jahren auf 100 000 Jahre aus.
Damit einher gingen starke und wiederkehrende Klima- und Umweltänderungen“, erklärt Iannucci. Daraus hätten sich große Anforderungen an ökologische und Verhaltensanpassungen sowohl für die damaligen Menschen als auch für andere Arten ergeben.
„Uns interessiert, welche Faktoren eine Rolle spielten bei der Ausbreitung des Acheuléen. Dazu nutzen wir auch die großen Säugetiere als Informationsquelle“, erläutert der Paläontologe.
Vor etwa 900 000 bis 700 000 Jahren seien in Europa Riesenhyänen ausgestorben, aus Asien und Afrika wanderten andere große Säugetiere wie der Europäische Waldelefant, der Rothirsch und das Wildschwein ein. „Unsere Entdeckung eines mehr als 600.000 Jahre alten Panthera spelaea, wie der Höhlenlöwe wissenschaftlich bezeichnet wird, bekräftigt die Vorstellung, dass diese Art Teil des großen Faunenwechsels war.“
Der eurasische Höhlenlöwe gehört zu den größten Löwen, die je gelebt haben. Er starb je nach Angaben vor rund 14 000 bis 12 000 Jahren aus bislang ungeklärter Ursache aus. Von den Steinzeitmenschen während des Oberen Jungpaläolithikums wusste man bislang nur, dass sie kleinere Tiere jagten. Archäologische Hinweise darauf, dass sie auch Löwen erlegten, waren bislang gering.