Anschließend trat Kreisbäuerin Karin Reichel ans Mikrofon. „75 Jahre Landfrauen – wir stehen in der Mitte der Gesellschaft, nicht an ihrem Rand. Und wir haben es über Jahrzehnte hinweg geschafft, am Puls der Zeit zu sein. Auch durch uns leben die Dörfer.“ Das Selbstbewusstsein und der Optimismus, die Karin Reichel an diesem Nachmittag ausstrahlte, vermittelten eine Ahnung davon, welch starke Rolle gerade die Landfrauen im Bauernverband spielen. „Wir lassen uns nicht mehr auf Tortenbacken und Brauchtumspflege reduzieren, wir mischen uns ein und verlangen auch von der Politik umsetzbare Bedingungen.“ Als Beispiel nannte Reichel eine ganze Reihe von Forderungen, die die Landfrauen vor der anstehenden Landtagswahl klar formuliert haben, zum Beispiel das Schulfach „Alltagskompetenzen“, die Sicherstellung der Mütterrente, die Anbindung des ländlichen Raums mit schnellerem Internet oder die Stärkung der Pflege und Hauswirtschaft durch ein Zulagensystem. Eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit mahnte sie in den eigenen Reihen an: „Wir müssen unsere Arbeit noch sichtbarer machen, zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert.“ Seit 1948, als die allererste Landesbäuerin gewählt wurde, habe sich vieles gewandelt: Der Plausch über den Gartenzaun sei längst durch den Chat in der Whatsapp-Gruppe ergänzt worden, aber noch immer lasse sich durch Zusammenhalt und den Einsatz der vielfältigen Talente in der Gemeinschaft am besten erreichen, wofür die Landfrauen seit Jahrzehnten stehen: für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft.