800 Jahre Brand Ein Schaufenster der Geschichte

Alfons Prechtl
In einem Schaufenster präsentiert Heimatforscher Martin Schreyer seine Objekte zum 800-jährigen Bestehen von Brand. Foto: Alfons Prechtl Foto:  

Heimatforscher Martin Schreyer führt mit vielen Ausstellungsstücken in die 800-jährige Historie des Ortes Brand. Dabei lenkt er den Blick auch auf Details.

 
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Brand bei Marktredwitz - „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“ Dieses geflügelte Wort, das Wilhelm Busch zugeschrieben wird, hat an Aktualität nichts eingebüßt. Heuer wollte Brand den 800. Geburtstag feiern. Alle Vorbereitungen waren für den Festtag schon getroffen. Aber die Pandemie machte der Jubiläumsfeier einen Strich durch die Rechnung, alles musste abgesagt werden.

Vor allem dem Heimatforscher Martin Schreyer tut das sehr leid. In mühevoller Kleinarbeit hat er fast zwei Jahre lang alles zusammengetragen und recherchiert, um in einer Ausstellung wichtige Stationen des Ortes darzustellen. Die Ausstellung kam aber nicht zustande.

Geschichte im Schaufenster

Der Heimatforscher entschloss sich deswegen, im Schaufenster des stillgelegten elterlichen Geschäftes nahe der ehemaligen Sparkasse zumindest einen Teil der geplanten Ausstellung zu zeigen. Nun können Einheimische und Spaziergänger die Objekte, Dokumente und Ausstellungsstücke in Ruhe betrachten. Sie geben einen Querschnitt des Lebens in den vergangenen Jahrhunderten wieder.

Das Besondere an der Ausstellung: Sie konzentriert sich in erster Linie nicht auf die markanten Punkte, sondern auf Einzelheiten und Details, gibt auch Hintergründigem Platz. Das kleinste und jüngste Ausstellungsstück ist ein Granatsplitter, der erst im Sommer dieses Jahres entdeckt wurde. Er fand sich in einem Balken der Scheune von Anna Schreyer mitten im Ort. 76 Jahre lang blieb er unentdeckt, vor allem auch deshalb, weil man der Meinung war, dass es keine Angriffe der Amerikaner auf den Ort gegeben hat.

Auch die älteste Aufnahme von Brand ist zu sehen. Sie stammt aus dem Jahr 1884. Damals war der Schlossturm noch nicht errichtet. Während der Ort heute eher verstreut ist, war er damals sehr kompakt Er zählte rund 800 Einwohner und war vor allem durch bäuerliche Struktur geprägt. Allerdings entstanden schon einige industrielle Bauten, etwa eine Weberei, und Einrichtungen.

Selbstständigkeit zu Grabe getragen

Als „schönstes und aufschlussreichstes Bild“ bezeichnet Martin Schreyer ein Foto, das fünf junge Burschen zeigt. Sie sind mit schwarzen Anzug bekleidet und tragen einen selbst gebauten Sarg. Entstanden ist das Bild wohl an Silvester 1977 und nimmt Bezug auf die Eingemeindung von Brand nach Marktredwitz. Man hatte eine Inschrift angebracht: „Gemeinde Brand ruhe in Frieden 1221 – 1977“.

Auf der Titelseite eines Ausstellungsstückes ist zu lesen: „1. Verfasste Chronik von Oberlehrer Ernst Götz“. Dieser war 1927 aus dem Coburger Raum nach Brand gekommen und hatte 1932 die erste Heimatgeschichte über Brand verfasst, also vor inzwischen 90 Jahren. Götz hatte die Abhandlung in Eigenverantwortung entworfen, auch für Gestaltung und Herstellung gesorgt, wobei das Werk in verschiedenen Farben erschienen war und späteren Autoren als Grundlage für ihre Forschungsarbeiten zur Geschichte des Ortes diente. Götz blieb bis 1936 in Brand. Es gibt nicht wenige, die meinen, dass Ernst Götz nicht freiwillig nach Brand gekommen war. Umso mehr hat er seine ganze Schaffenskraft der Erforschung der Ortsgeschichte gewidmet.

Heimatforscher Martin Schreyer weiß zu jedem Stück im Schaufenster eine Geschichte zu erzählen. Es lohnt sich, einen Stopp einzulegen, um mehr über die Vielfalt des gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen, kirchlichen Lebens in der Vergangenheit zu erfahren.

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