In die Mitte des 14. Jahrhunderts fiel auch der Bau der Veste Uprode bei Weißdorf, den wir ebenfalls Rüdiger zuschreiben. Als Höhepunkt seiner Bautätigkeit errichtete er um 1350 auf dem hohen westlichen Felsenturm des Waldsteins eine neue Burg, die heute „Westburg“ oder „Rotes Schloss“ genannt wird. Dieses sehr exponierte Bauwerk stellte nicht nur eine kaum einnehmbare Festung dar, sondern muss auch als klare Demonstration von Rüdigers Macht gesehen werden. Offensichtlich erfüllte die alte Burg am Fuße des Schüsselfelsens, die sogenannte Ostburg, seine Anforderungen nicht mehr. Die herausragende Stellung der Sparnecker Ritter lässt sich auch daran ablesen, dass mehrere Mitglieder der Familie hohe weltliche und kirchliche Ämter bekleideten. Sie waren etwa Chorherren in den Bistümern Würzburg, Bamberg und Regensburg.
Rüdigers spektakulärster Schachzug erfolgte jedoch am 2. Mai 1356. An diesem Tag stellte er die Veste Waldstein mit zahlreichen Dörfern sowie das Ländchen Schönbach unter den Schutz der böhmischen Krone und nahm es als Mannlehen zurück. Das wurde möglich, nachdem der böhmische König 1355 gleichzeitig Kaiser des Heiligen Römischen Reiches geworden war. Es war der berühmte Karl IV. Dieser verwandelte einen Teil der Sparnecker Reichslehen kurzerhand in böhmische Kronlehen. Damit waren sie von dem Zugriff der mächtigen Nürnberger Burggrafen und den Vögten von Weida geschützt, die das Sparnecker Herrschaftsgebiet zunehmend in die Zange nahmen. Ein weiterer wichtiger Schritt erfolgte am 13. Juli 1364. An diesem Tag verlieh Rüdiger von Sparneck mit Söhnen ein neues Stadtrecht an seine Stadt Münchberg. Damit legte er die Basis für deren Aufstieg als Handelsstadt.
Die Niederadelsfamilie der Ritter von Waldstein-Sparneck verbreitete sich in sieben Linien über 18 Generationen: Waldstein, Sparneck, Weißdorf, Stein, Hallerstein-Gattendorf, Bernstein und Oberpfalz. Nach dem Aussterben der Sparnecker Linie im Mannesstamm mit Christoph Philipp im Jahre 1562 hielt sich die Familie noch bis 3. März 1744, als der letzte Vertreter Joseph Karl Edmund in Bernstein bei Wunsiedel verstarb.
Der Glanz verblasst
Rüdiger muss bald nach der Stadtrechtsverleihung gestorben sein. In Sparneck und auf dem Waldstein folgte ihm sein Sohn Friedrich nach. Dieser war dreimal mit Töchtern aus den vornehmsten fränkischen Adelshäusern verheiratet, namentlich mit einer von Aufseß, von Nankenreuth und von Guttenberg. Er erreichte jedoch nicht mehr die Bedeutung seines Vaters.
In dieser Zeit traten erste Probleme auf. Schon 1361 brauchte Hans von Sparneck zum Stein offenbar dringend Geld. Er verpfändete daher Burg und Dorf Sparneck sowie umfangreichen Besitz in 20 Dörfern an seinen Vetter Konrad von Neuberg (nordöstlich von Asch gelegen) – auf Wiederlösung in nur zwei Jahren. Es handelte sich bei diesen Gütern vermutlich um sein erwartetes Erbe.
Damit waren jedoch seine Brüder nicht einverstanden. Hinzu kam, dass er die Wiederlösung versäumt hatte und Unklarheiten über das Münchberger Gericht bestanden. Es entbrannte eine heftige Familienfehde, die sich über mehrere Jahre hinzog und sogar ein Todesopfer forderte. Sie wurde erst durch das persönliche Eingreifen von Kaiser Karl IV. geschlichtet. Dieser kaufte Konrad von Neuberg den verlorenen Sparnecker Besitz ab und gab ihn 1370 den Sparneckern als böhmisches Kronlehen zurück. Im Gegenzug mussten sie jedoch das Schönbacher Ländchen an den Kaiser abtreten.
Die endgültige Wende kam jedoch mit dem Jahr 1373. Die Vögte von Weida verkauften die Stadt Hof und das umliegende Land an die inzwischen in den Reichsfürstenstand erhobenen Burggrafen von Nürnberg. Damit hatten sich die Hohenzollern gegen die Vögte durchgesetzt und konnten in der Folge ihr obergebirgisches Fürstentum etablieren. Angesichts dieser Entwicklung gaben auch die Sparnecker dem Druck der Burggrafen nach. Rüdigers Söhne Erhard, Friedrich und Pabo verpfändeten am 22. Februar 1373 ihre Veste Uprode, ihre Teile an Münchberg und 19 umliegenden Dörfern an den Zollern Friedrich V. – auf Wiederlösung in acht Jahren. Dazu kam es nicht mehr, die Stadt Münchberg mit ihrem Umland war 1381 für die Sparnecker unwiederbringlich verloren.
Das Verhängnis
Der folgende Teil der Sparnecker Geschichte liest sich wie ein Krimi und wurde bereits in Büchern und Theaterstücken verarbeitet, nicht zuletzt bei den Waldsteinfestspielen. Er gibt auch Anlass zum Gedenken an die dramatischen Ereignisse vor 500 Jahren.
Die Sparnecker Ritter beteiligten sich an einer Fehde des grausamen Raubritters Hans Thomas von Absberg gegen die Reichsstadt Nürnberg. Absberg nahm zahlreiche Geiseln und versteckte sie mit Vorliebe in den entlegenen Sparnecker Burgen. Am Waldstein, der sichersten Festung im ganzen Gebirge, konnten jedoch drei Gefangene entkommen und ihr Versteck verraten. Daraufhin rief Nürnberg den „Schwäbischen Bund“ auf den Plan, das ausführende Organ der süddeutschen Reichsstädte. Dieser zog im Juli 1523 mit 10 000 Landsknechten, 1000 Reitern, 22 Kanonen, 100 Büchsen und 900 Zentnern Pulver gegen das Gebirge. 23 Burgen wurden geschleift, darunter die bedeutendsten der Sparnecker: Sparneck, Waldstein, Weißdorf, Uprode und Gattendorf. Die Macht der Sparnecker war gebrochen.
Von den zerstörten Burgen wurden Holzschnitte angefertigt, die zu Propagandazwecken vervielfältigt wurden. Sie zählen zu den wertvollsten Dokumenten aus dieser Zeit am Ende des Mittelalters. Sie zeigen die brennenden Burgen in vielen Details und vermitteln ein zuverlässiges Bild ihres Aussehens.
Der gesamte Sparnecker Güterkomplex wurde nach dem Tod des letzten männlichen Vertreters des Geschlechts aus der Sparnecker Linie am 16. März 1563 an Markgraf Georg Friedrich verkauft. Damit war dieses Kapitel abgeschlossen, 340 Jahre nach der Ersterwähnung eines Sparnecker Ritters.