In Sparneck lag derweil das zerstörte Stammschloss der Sparnecker Ritter seit 200 Jahren in Schutt und Asche. Niemand kümmerte sich darum, bis der Amtsrichter Johann Georg Hartung 1724 eine Entdeckung machte: Der ehemalige Schlosskeller war nur verschüttet, aber vollkommen intakt. Hartung beschloss daher, auf den Grundmauern des zerstörten Sparnecker Schlosses ein Amtshaus zu errichten und seine Amtsgeschäfte dorthin zu verlegen. Die beiden Stockenrother Schlösser waren ohnehin ruinös und wurden 1762 restlos abgebrochen. Hartungs Schwiegersohn Johann Siegmund Friedrich Feez wurde dessen Nachfolger als Richter im Oberamt. Sein Lebensstil war jedoch deutlich repräsentativer und er errichtete daher 1763 ein neues Amtshaus im Bereich der ehemaligen Vorburg. Dieses Haus beherbergt heute die Bäckerei Günther. Doch das Oberamt wurde schon 1779 aufgelöst und der Landeshauptmannschaft Hof zugeschlagen. Damit endete die zweite Ära, in der Sparneck das Zentrum des Münchberger Landes war – immerhin 100 Jahre.
Wieder eine Zeitenwende
Als der kinderlose Markgraf Karl Alexander auf die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth verzichtete, kamen beide unter preußische Herrschaft (1792 bis 1806). Eine turbulente Phase begann mit den Feldzügen Napoleon Bonapartes, die am 8. Oktober 1806 Sparneck erreichten. Nach der preußischen Niederlage wurde in Bayreuth ein französischer Militärgouverneur eingesetzt. Es folgte der Krieg Österreichs gegen Frankreich mit einer kurzzeitigen österreichischen Besatzung (1809). Am 30. Juni 1810 schließlich übergab Napoleon die ehemals preußischen Provinzen Ansbach und Bayreuth an das Königreich Bayern. Damit war die heutige politische Struktur im Wesentlichen geschaffen.
Bei der Gründung der Bezirke im Jahre 1860 kam Sparneck zum Bezirksamt Münchberg. Als aus den Bezirken 1939 die Landkreise wurden, gehörte Sparneck zum Landkreis Münchberg. Deren Struktur wurde zuletzt bei der Gebietsreform im Jahre 1972 geändert. Dabei wurde der ehemalige Landkreis Münchberg aufgelöst und dem Kreis Hof zugeschlagen. Die Gliederung in Kommunen mit Selbstverwaltungsrechten folgte dem Gemeindeedikt von 1818. Seit 1978 bilden Sparneck und Zell eine Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Sparneck.
Das Marktrecht
Am 5. April 1530 weilten die Ritter Wolf und Claus von Sparneck im königlichen Schloss zu Prag. Dort ließ ihnen König Ferdinand von Böhmen und Ungarn feierlich eine Urkunde ausfertigen, die für die Sparnecker Ortsgeschichte noch heute von Bedeutung ist. Mit diesem Lehensbrief, „darinnen König Ferdinand die von Sparneck mit der Bergfreiheit auf allen ihren Gütern und Gründen begnadet“, verlieh er ihnen die Bergfreiheit und gleichzeitig das Stadt- und Marktrecht. Die Bergfreiheit brachte den Sparneckern reichen Segen. Beispielsweise wurden am Tiefenbach ergiebige Kupfergruben ausgebeutet und zwischen Reinersreuth und Zell Alaunschiefer abgebaut. Das Stadtrecht jedoch wurde niemals in Anspruch genommen. Die Infrastruktur fehlte.
Kloster und Kirche
Ritter Friedrich von Sparneck gründete in Sparneck ein Karmelitenkloster mit Kirche, das dem Heiligen St. Ägidius (1. September) geweiht wurde. Friedrich starb am 14. Oktober 1477 vor dessen Vollendung und wurde in der Krypta des bereits fertiggestellten Gotteshauses beigesetzt. Seine Grabplatte gibt uns heute entscheidende Hinweise auf das Alter von Kirche und Kloster.
Die Klosterkirche wurde dem Heiligen St. Veit (15. Juni) geweiht. Sie war nicht sehr groß und besaß einen hölzernen Turm auf dem Dach. Ihre heutigen Ausmaße erlangte sie erst im Jahre 1695, als das Kirchenschiff und ein steinerner Glockenturm angebaut wurden. Die alte Klosterkirche bildet noch heute den Chor des vergrößerten Gotteshauses. Nach der Reformation und dem Untergang des Klosters wurde die Kirche 1562 in eine evangelische Pfarrkirche umgewandelt.