Ab Donnerstag Strand-Kirwa zum 125. Jubiläum

red
Ein Postkartenmotiv zeigt die 1898 eröffnete Brauereigaststätte, die in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts nach Hochwassern den Hausnamen „Strand“ erhielt. Foto: privat

Die neuen Wirtsleute achten das historische Erbe des Traditionswirtshauses. Zum Auftakt gibt’s Kronfleisch und als Reminiszenz Rawetzer Zoigl.

 
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Als Otto Nothhaft I. 1882 in der „Badgaßvorstadt“ in Marktredwitz das halbe Wohnhaus der Ottostraße 32 samt Kommunbraurecht kaufte, ahnte er sicher nicht, dass seine Brauerei knappe 150 Jahre später die einzig noch verbliebene in der Großen Kreisstadt sein würde. In fünfter Generation ist das Brauunternehmen mittlerweile in Familienhand.

Das erste Rawetzer Bier, das er braute, war ein sogenannter Zoigl. Brauen durfte seinerzeit nur, wer ein Kommunbraurecht hatte. Der Bierausschank des einzelnen Brauers dauerte so lange, bis sein Biervorrat alle war. Dann wanderte der „Bierzeigl“ weiter zur nächsten Gaststube. Dieser „Zeigl“ ist übrigens auch heute noch das Zunftzeichen der Brauer und Mälzer. Im Oberpfälzer Dialekt wurde aus dem Symbol dann schnell der „Zoigl“. Womit sich auch erklärt, warum der Artikel des Zoigl-Bieres „der“ und nicht „das“ ist.

Knöchelhohes Wasser im Lokal

1898 errichtete Nothhaft ein eigenes Brauhaus, einen Lagerkeller und die Gastwirtschaft, die die Rawetzer heute als „Strand“ kennen. Die wiederum bekam ihren Hausnamen in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, als die Kössein mehrfach über die Ufer trat und den Gästen das Wasser im Lokal mitunter bis zum Knöchel stand. Mit der notwendigen Portion Marktredwitzer Humor nannten die Gäste ihr Stammlokal dann folgerichtig „Strandhotel“ und tranken „Strandbiere“.

Viele Monate, teils Jahre stand das Kultlokal vor der Brücke nach Dörflas nun leer, ehe sich Tanja und Martin Schikora in die urige Wirtschaft verliebten. „Der Strand ist exakt, was wir suchten“, beschreibt die neue Wirtin, verhehlt aber auch nicht, dass der Weg der Familie eigentlich nach England führen sollte. Hier hatte Ehemann Martin mit seiner ersten Frau vor der Jahrtausendwende schon drei Jahre gelebt. Mehrere Pubs hatte sich die Familie bereits angesehen und für eins sogar schon ein Angebot abgegeben.

Geöffnet von Donnerstag bis Montag

Nach sieben Jahren auf dem Höchstädter Schlosshügel suchten die Schikoras einfach „etwas Kleineres, Überschaubareres.“ Das habe man nun im Strand gefunden. Seit 1. Mai ist die Gaststätte von Donnerstag bis Montag wieder geöffnet. Mitte August soll auch noch Tanjas Café folgen – eine Idee, die in Höchstädt schon gut funktionierte.

Am Wochenende gibt das Paar nach drei Monaten in der Ottostraße seinen Einstand. „Dann feiern wir mit einer Strand-Kirwa die 125+1 Jahre Brauereigaststätte“, kündigt die Wirtin an. „Nachdem die Gastwirtschaft im eigentlichen Jubiläumsjahr nur drei Monate bewirtschaftet war, holen wir dieses Jubiläum am ersten Augustwochenende einfach nach.“

Auftakt ist am Donnerstag, 1. August, mit einem Kronfleischessen. Dazu gibt es stilecht Rawetzer Zoigl als Reminiszenz an die Gründerjahre. Am Freitag, 2. August, kommt ab 17 Uhr der singende DJ Torsten Donau zur Strandschnitzel-Tag-Party an den Strand. Samstag, 3. August, spielt – ebenfalls ab 17 Uhr – der Wiesauer Musiker Horst Brandl im Biergarten der Ottostraße. Am Sonntag, 4. August, unterhalten zum Dämmerschoppen die „Sölwer Wirtshausmusikanten“ die Gäste. Zu allen hat die Familie Schikora eine teils Jahrzehnte währende Beziehung – „deshalb freuen wir uns auf das Wiedersehen.“ Zum Kirwa-Ausklang am Montagabend spielt dann der Marktredwitzer Asphalt-Cowboy Eike auf. An allen Tagen ist der Eintritt frei. Reservierungen sind unter der Telefonnummer 09231/5053571 möglich.

Dankeschöne für herzliche Aufnahme

„Das ist unser Dankeschön an die Rawetzer für die wirklich sehr herzliche Aufnahme“, sagt Tanja Schikora. Eigens zum historischen Fest haben die Strandwirtsleute auch sieben Postkarten mit alten Haus- und Brauereimotiven drucken lassen. Diese werden in der Brauereigaststätte zum Selbstkostenpreis verkauft. Wer „Liebe Grüße vom Strand“ gleich direkt verschicken möchte, kann dies ebenfalls tun. Denn in der Brauereigaststätte ist sogar ein gelber Briefkasten angebracht.

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