Überall im Schulhaus sind Luftballons, Absperrband und Luftschlangen: Nach zwei Jahren Pandemie können die Abschlussjahrgänge endlich wieder Abi-Scherze feiern. Warum ist das Ritual so wichtig?
12 Schuljahre gehen zu Ende. Um diesen Lebensabschnitt noch einmal richtig zu feiern, haben die Abiturienten im Landkreis einen Abi-Scherz veranstaltet.
Überall im Schulhaus sind Luftballons, Absperrband und Luftschlangen: Nach zwei Jahren Pandemie können die Abschlussjahrgänge endlich wieder Abi-Scherze feiern. Warum ist das Ritual so wichtig?
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Hinter den Abiturienten liegen acht Jahre voller Stress, voller Aufregung und voller Spaß. Am Freitag werden die Jugendlichen ihre Abschlusszeugnisse in den Händen halten. Ein Abschied ohne ausgelassene Party? Für die Schulabgänger undenkbar. Statt ihre schulfreie Zeit zu genießen und auszuschlafen, veranstalten deshalb die Zwölftklässler im Landkreis Wunsiedel den traditionellen Abi-Scherz.
In einer Nacht- und Nebelaktion verunstalten die Abiturienten ganz individuell die Schulhäuser. „Viele von uns haben dafür die ganze Nacht durchgemacht“, sagt Abiturient Michael Sommer (Walter-Gropius Gymnasium Selb). Ähnlich verläuft die Vorbereitung im Otto-Hahn-Gymnasium in Marktredwitz.
Während die Jugendlichen im nächtlichen Schulhaus ihr Unwesen treiben, schläft eine weitere Person nicht. Der Schulleiterin Tabea Stefanie Amtmann (Walter-Gropius Gymnasium) fällt es sehr schwer, zur Ruhe zu kommen: „Vor dem Abischerz schlafe ich meistens gar nicht gut. Ich mache mir viele Gedanken, ob bei den Jugendlichen alles gut geht.“
Am nächsten Morgen ist es so weit: Die Abiturienten präsentieren ihr chaotisches Meisterwerk. Im Eingangsbereich des Selber Gymnasiums wartet das erste Hindernis. Stühle und ein mit Wasser gefülltes Planschbecken versperren den Weg in das Gebäude. Während die jüngeren Schüler und die Lehrer durch das Becken waten, werden sie von amüsierten Abiturienten beobachtet und mit Wasserspritzpistolen getriezt.
Auch im Marktredwitzer Gymnasium treiben die Jugendlichen ihren Schabernack. „Wir haben die Türen verbarrikadiert, Gänge mit Absperrband versperrt und die Fenster mit Zeitungen verdunkelt“, sagt Abiturient Christoph Weigel. Schulleiter Stefan Niedermeier berichtet: „Das Schulhaus war nahezu unbegehbar.“
Damit ist der Scherz aber noch lange nicht zu Ende: Die Marktredwitzer Abiturienten haben eine Show ausgefeilt, um die Lehrer nur ansatzweise so leiden zu lassen, wie sie es selbst in ihrer Schulzeit getan haben. Sie nötigten ihre Lehrer dazu, vor der gesamten Schule Karaoke zu singen, mit Bobbycars um die Wette zu fahren und gegeneinander im „Bier-Pong“ anzutreten.
Ähnliche Challenges haben sich auch die Selber Schulabgänger einfallen lassen: Ihre Lehrer müssen zum Beispiel im Schubkarren-Rennen und Sackhüpfen gegeneinander an treten. Obwohl es eigentlich peinlich sein soll, haben die Lehrer besonders viel Spaß beim Nachtanzen von trendigen Tiktok-Tänzen. Viel Gelächter tönt aus dem Publikum, als sie ihre Kollegen anhand von Bildern erraten dürfen. Das Bild eines Igels deutet beispielsweise auf die Frisur einer Lehrkraft hin.
Die Verlierer der Spiele erwarten verschiedene Bestrafungen. Zum Beispiel müssen die leidenden Lehrer Ekel-Cocktails trinken und schrille Kostüme anziehen.
Trotz der kurzen Qual haben Lehrer wie Schüler viel Spaß an dem Programm. Sogar die Selber Schulleiterin sagt am Ende: „Ihr habt es geschafft, einen super Abischerz auf die Beine zu stellen!“Der Marktredwitzer Schulleiter konnte bei der Aktion seiner Schützlinge zu seinem Bedauern nicht anwesend sein. Dennoch sagt er: „Ich gönne den Schülern den Spaß, solange er nicht über die Grenze geht.“
Die Abiturienten selbst finden: „Das war ein krönender Abschluss für unsere Schulzeit.“