Wer ist Zielgruppe? „Die Mittel sind für Menschen mit Adipositas gedacht“, sagt Baptist Gallwitz von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Konkret heißt das: Patienten mit einem BMI über 30 können die Therapie verordnet bekommen. Zusätzlich sind die Mittel auch für Menschen mit einem BMI über 27 mit Begleiterkrankungen wie Diabetes zugelassen. Zuvor müssen Betroffene aber konservative Maßnahmen wie Ernährungsberatungen durchlaufen haben.
Wer ein paar Kilo verlieren will, solle die Finger davon lassen, so der Endokrinologe Gallwitz weiter: „Wir warnen davor, Präparate wie Wegovy als Lifestylemedikamente zu nutzen.“ Die Einnahme sei ein Eingriff in den Körper – und müsse ärztlich begleitet werden. Daher gibt es die Mittel nur auf Rezept.
Abnehmspritze macht abhängig
Wie lange dauert die Therapie? Ein paar Mal spritzen – und schon ist man schlank? Von wegen! Stattdessen heißt es: einmal Spritze, immer Spritze. „Studien zeigen, dass die Präparate nur bei dauerhafter Therapie wirken“, erklärt Gallwitz. „Wer sie absetzt, nimmt wieder zu.“ Adipositas sei eine ernsthafte Krankheit: „Prävention ist aber besser, als lebenslang Medikamente zu nehmen.“
Welche Nebenwirkungen gibt es? Die Medikamente werden von Experten wie Baptist Gallwitz für Patienten mit extremem Übergewicht als gute Therapieoption eingeschätzt. Gleichwohl können Nebenwirkungen auftreten: Völlegefühl etwa, Durchfall, aber auch Verstopfung. „Häufig treten Nebenwirkungen nur begrenzt auf, vor allem zu Beginn der Therapie. Deshalb wird die Dosis langsam gesteigert“, so Gallwitz.
Ein Nebeneffekt ist, dass durch die hohe Nachfrage Produktionsengpässe entstanden sind. Diabetesmittel haben sich verknappt. Dass für Diabetiker gedachte Mittel wie Ozempic zum Abnehmen missbraucht werden, kritisiert Gallwitz: „Wer das tut, nimmt Kranken ihre lebenswichtige Arznei weg.“
Abnehmspritze oder Apfelessig, Diät, Bewegung?
Übergewicht
Vor allem in den Industrieländern nimmt Übergewicht und Fettleibigkeit rasant zu. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben an den Folgen inzwischen mehr Menschen als an Untergewicht.
Jo-Jo-Effekt
Abnehmspritzen werden nun als sogenannte Gamechanger gefeiert – sie sollen die Wende bringen. Die Mittel sind laut Studien tatsächlich effektiv. Ab einem bestimmten Punkt stagniert der Gewichtsverlust jedoch. Zudem tritt der berüchtigte Jo-Jo-Effekt ein, wenn man sie absetzt. Um dauerhaft das neue Gewicht zu halten, muss man die Medikamente für immer nehmen. Sonst nimmt man zumindest um einen Teil der abgespeckten Masse wieder zu. Die Sanfte Alternative zur Abnehmspritze ist mehr Bewegung mit Diät, möglicherweise in Verbindung mit Apfelessig.
Milliardengeschäft
Dennoch ist die Nachfrage enorm. Schätzungen zufolge hat der Markt weltweit ein jährliches Umsatzpotenzial von bis zu 140 Milliarden Dollar. Die Produktion kommt aber kaum nach. Der US-Pharmakonzern Eli Lilly etwa plant daher ein neues Werk in Alzey (Rheinland-Pfalz).