Marktredwitz Das marode Parkhaus verschwindet

Herbert Scharf
Der Oberbürgermeister als Baggerführer: Oliver Weigel ließ es sich nicht nehmen Foto:  

Mit einem symbolischen „Baggerbiss“ besiegelt Oberbürgermeister Oliver Weigel das Ende des Parkhauses im Winkel. Hier entsteht nach den Abbrucharbeiten ein völlig neues Stadtquartier.

 
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Marktredwitz - Es wird ein weiterer Meilenstein in der Stadtentwicklung von Marktredwitz: der Abriss des maroden Parkhauses im Winkel. Er schafft Platz für ein völlig neues, modernes Stadtquartier in der Großen Kreisstadt, zentral in der Stadtmitte gelegen.

Als dem Parkhaus im Winkel Anfang der 80er-Jahre mehrere alte Gebäude – darunter der Fikentscher-Hof und ein historischer (und seither vermisster) Stadtturm – weichen mussten, gab es damals schon geteilte Meinungen über den schmucklosen Zweckbau. Es war eine moderne, funktionale Bauweise, daran war nichts zu rütteln. Aber schön? Mit der Norma beherbergte das Gebäude unter anderem einen Einkaufsmarkt, eine Pizzeria, ein Pilslokal, weitere Gastronomie sowie verschiedene Geschäfte und Büros.

Jedenfalls wurde der Bau zu seiner Zeit für seine moderne Architektur preisgekrönt. Artur Merk, der damals als junger Architekt in das Stadtbauamt Marktredwitz gekommen war, verteidigte das Gebäude an einem Stammtisch vehement, hatte es aber wegen äußerst gegenteiliger Meinungen am Tisch nicht leicht. Fakt ist, dass der Zweckbau schon seit fünf Jahren marode und baufällig ist. Schnell war klar, dass sich eine Restaurierung nicht mehr lohnt. Damit war das Schicksal des Parkhauses besiegelt.

Das letzte Stündchen

Am gestrigen Montag nun schlug das letzte Stündchen des nicht gerade heißgeliebten Bauwerks. Oberbürgermeister Oliver Weigel ließ es sich nicht nehmen, selbst mit dem Bagger Hand oder besser gesagt die Baggerschaufel anzulegen – unter Anleitung des Baggerfahrers selbstverständlich. Erstes „Opfer“ von Weigel war ein Fenster der ehemaligen Pizzeria im ersten Stockwerk. Es ging alles gut.

Ausgeräumt wurde das Gebäude schon in den vergangenen Monaten, erläuterte der Oberbürgermeister. Er konnte zu dem Termin am Montag Landrat Peter Berek, die Vertreter der beteiligten Firmen und des Planungsbüros sowie Bürgermeisterin Christine Eisa und Stadtbaumeister Stefan Büttner mit Projektleiter Alexander Rieß willkommen heißen.

Nach dem Spatenstich für 40 neue Sozialwohnungen in der vergangenen Woche sei das erneut ein weiterer Schritt in die Zukunft der Stadt, sagte der Oberbürgermeister. Denn das Ende Parkhauses sei vor allem auch ein neuer Anfang für ein ganzen Stadtquartier im Zentrum von Marktredwitz.

Investor gefunden

Schon in den vergangenen Wochen wurde im Keller des Parkhauses eine massive Stützmauer hochgezogen, die, befestigt mit Beton, einen stabilen Untergrund für die kommende Bebauung bieten soll. Außerdem müssen die umstehenden Gebäude gesichert werden.

Weigel freute sich, dass es gelungen sei, einen Investor zu finden, der das städtische Konzept für „Kaufen und Wohnen“ und weitere Parkmöglichkeiten sowie genügend Platz für eine neue Wohnqualität verwirklichen will.

Die Kosten des Abrisses bezifferte Weigel auf rund zwei Millionen Euro. 90 Prozent davon werden mit einem Zuschuss aus der Förderoffensive Nordostbayern der Regierung von Oberfranken gedeckt. Die Anwohner bat der Oberbürgermeister um Verständnis für den Lärm und den Staub, die es in den kommenden Wochen geben werde. Anschließend aber würden sie mit einer verbesserten Aufenthaltsqualität im Winkel entschädigt.

Typischer Bau seiner Zeit

Landrat Peter Berek sagte, dass dies ein Termin sei, bei dem man gerne dabei sei. Schließlich gehe es einmal nicht um Corona und die Pandemie. Das Parkhaus habe den Winkel in den vergangenen Jahrzehnten geprägt. Es sei ein typischer Bau seiner Zeit. Dem Marktredwitzer Stadtrat sprach er ein Lob dafür aus, dass solche Maßnahmen einhellig beschlossen würden.

Anschließend ließ es sich Weigel nicht nehmen, selber auf dem Führersitz des Baggers Platz zu nehmen und unter Anleitung des Baggerführers die Baggerschaufel in das Gebäude zu lenken.

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