„Am liebsten wäre den Selbern ihre Unsterblichkeit und ein arbeitsfrohes Leben auf Ewigkeit“, formulierte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch. Dem vorbildlichen Unternehmer Paul sei es zu verdanken, dass Vishay ein dynamisches und weltweit agierendes Unternehmen sei, das zu den größten Arbeitgebern und zu den Big-Playern Hochfrankens zähle. Erreicht worden sei dies durch Mut, Ideenreichtum, Risikobereitschaft und Weitblick. Vishay sei zukunftsorientiert aufgestellt, spreche zudem vor allem junge Menschen an und gebe ihnen Perspektive. Pötzsch lobte auch das große Engagement bei der Förderung von Kindergärten, Schulen, Vereinen oder Feuerwehren. Direkt an Paul gewandt sagte Pötzsch: „Sie sind und bleiben ein Vorbild unserer Gesellschaft.“
Großes Vertrauen
Den Dank des Unternehmens überbrachte Andreas Randebrock, der vor allem Pauls Mut und Entschlossenheit ansprach. Dass Felix Zandman gerade Gerald Paul ausgewählt habe, spreche nicht nur für Zandmans Größe, sondern auch für Pauls Fähigkeit, Vertrauen aufzubauen. Als Vorstandsvorsitzender habe er es geschafft, bei mehr als 20 akquirierten Firmen Ordnung herzustellen, Strukturen und Systeme zu etablieren. Er hinterlasse ein finanziell mehr als gesundes Unternehmen, habe aber immer auch ein Gespür für die Menschen bewiesen. Er habe sich immer für seine Mitarbeiter verantwortlich gefühlt. „Vishay ist eine Erfolgsgeschichte, die es ohne Gerald Paul nicht gegeben hätte“, sagte Randebrock. Und weiter: „Als CEO gehst du, als Freund bleibst du.“ Zusammen mit Tilo Bormann aus dem Operativen Management überreichte er als Geschenk ein Bild, auf dem Pauls Konterfei aus 2000 kleinen Mitarbeiter-Fotos zusammengesetzt ist.
Und auch ein langjähriger Wegbegleiter Pauls schloss sich den Danksagungen an: Rainer Kropf als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Vishay Europe. Er dankte – auch im Namen von Erich Schädlich – für die faire, offene und konstruktive Zusammenarbeit. Paul sei es gelungen, aus einer Reihe unterschiedlichster Firmen und Technologien in der ganzen Welt ein funktionierendes und respektiertes Unternehmen zu gestalten. Dabei habe er auch unpopuläre Entscheidungen treffen müssen, diese aber auch selbst vertreten und verantwortet. Kropf und Schädlich hatten ein besonderes Geschenk vorbereitet: Mit Unterstützung der Stadt steht jetzt auf dem Selber Goldberg eine „Ruhebank für Vishay-Pensionäre“. Sie solle für Gerald Paul ein Ort der Ruhe und Begegnung werden und „bestimmt wirst Du uns beide dort ab und zu finden“.
Von nix kommt nix
Gerald Paul selbst zeigte sich ein wenig beschämt, wie er selbst sagte. Denn der Erfolg bedürfe neben der eigenen Anstrengung auch Fortune. Und sein Glück lasse sich in drei Punkte zusammenfassen: Den Durchbruch der elektronischen Anwendungen generell, die Person Felix Zandman sowie die sehr guten Mitarbeiter und Kollegen, die oft zu Freunden geworden seien. Sein Beitrag zum Erfolg von Vishay sei wohl bestimmt durch die angesprochene oberfränkische Beharrlichkeit („oder auch Sturheit“) sowie den Mut, Zandman auf seiner Reise zu begleiten. Es gelte, die Gelegenheit zum Mitmachen als Chance zu betrachten – und nicht als persönliches Risiko. Seine Philosophie laute „von nichts kommt nichts“. Das sei vielleicht wenig intellektuell, dafür aber realitätsbezogen.
Wie Paul weiter sagte, war Zandman sein Mentor. Zwar hätten der Firmengründer und seine Familie unter den Nazis furchtbar viel Böses erlitten. „Aber er war imstande, zumindest der jüngeren Generation der Deutschen zu vergeben.“
Auf der sicheren Seite
Vishay habe Erfolg, wachse ständig und werde wohl seinen Umsatz auf 3,5 Milliarden Dollar steigern können. Mit einer Liquidität von 1,7 Milliarden Dollar stehe man auf der sehr sicheren Seite. Aber die Zeiten seien nicht immer golden gewesen, man habe vielmehr auch üble und gefährliche Situationen gemeistert. Es sei gelungen, aus einem Konglomerat von über 30 zugekauften Einzelfirmen ein kohärentes Unternehmen zu formen. Er selbst glaube trotz des globalen Firmenansatzes fest an lokales Management und daran, „dass es die Besten an die Spitze schaffen müssen – egal, woher sie kommen.“
Die deutschen Standorte des Unternehmens seien sicher, nicht zuletzt, weil sie für Vishay wirtschaftlich wichtig seien. Dies stelle eine bessere Zukunftsgarantie dar, als dies die Existenz jedweden deutschen CEOs an der Spitze je könnte. „Mögen dies meine notorisch skeptischen Landsleute und speziell meine stets das Schlimmste befürchtenden Selber Mitbürger doch begreifen.“
Für ihn selbst gelte: „Mission completed. Ich gehe glücklich und zufrieden.“ Die letzten Sätze seiner Rede widmete Paul seiner Familie, der er großen Dank schulde: „Es war sicher nicht immer leicht, einen Streber zum Mann oder Vater zu haben.“