Abstiegskampf der DEL2 Ein Siegtreffer, der zu spät fällt

Die Selber Wölfe gewinnen das direkte Duell mit 3:2 bei den Heilbronner Falken. Der Zeitpunkt des entscheidenden Tores mindert jedoch etwas dessen Wert.

 
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Zwei Selber Torschützen beim 3:2-Auswärtssieg in Heilbronn: Die Wölfe-Spieler Lukas Vantuch (im Vordergrund) und Nick Miglio. Die Aufnahme stammt aus einem Heimspiel gegen die Ravensburg Towerstars. Foto: Mario Wiedel

Inbrünstig schrie Nick Miglio seine ganze Freude heraus. Der US-Amerikaner hatte soeben das Siegtor bei den Heilbronner Falken erzielt, als so ziemlich jeder die Scheibe aus den Augen verlor außer Selbs Nummer 47. Der Texaner hatte keine Mühe die Scheibe im völlig leer stehenden Tor unterzubringen. Trotz der natürlich berechtigten Emotionen von Miglio, der als passionierter Hobbykartenspieler an den Pokertischen auch gerne mal keine Miene verziehen kann: So richtig helfen den Fichtelgebirglern die zwei Punkte nach dem 3:2-Sieg nach Verlängerung in der DEL2 am Freitagabend beim direkten Konkurrenten nicht. Dafür fiel der entscheidende Treffer etwa eine Minute zu spät. In der regulären Spielzeit wäre Miglios Lucky Punch in der 61. Minute bekanntermaßen noch drei Punkte wert gewesen, die Falken (ein Punkt für die Overtime-Niederlage) wären gänzlich leer ausgegangen. Wirklich absetzen konnten sich die Wölfe im Kampf um das Heimrecht in den Playdowns, in denen die Falken wieder als Gegner warten könnten, daher nicht. Den Rückstand auf die Lausitzer Füchse, die auf Rang zehn liegend zeitgleich in Regensburg verloren, konnte nur auf fünf Punkte verkürzt werden. Signifikant haben sich die Chancen auf den direkten Klassenerhalt bei noch drei ausstehenden Spielen also nicht verbessert. Folglich stellte Selbs Trainer Sergej Waßmiller nach der Partie ein wenig enttäuscht fest: „Ich hätte heute gerne die drei Punkte gesehen.“ Imponiert hat ihm trotzdem die stark verbesserte Rückwärtsbewegung und die Defensivarbeit im Allgemeinen, weshalb er auch feststellte: „Das war sehr, sehr ordentliches Eishockey meiner Jungs.“

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Dabei wurde sein Team, das ohne die kurzfristig erkrankten Steven Deeg und Maximilian Gläßl auskommen musste, nach nicht einmal zwei Minuten kalt geduscht. Simon Thiel, der etwas schneller als Jakub Kania an die Scheibe kam, brachte Heilbronn früh in Führung. Die Gäste schüttelten sich kurz, zeigten dann aber eine in den letzten Wochen oftmals vermisste Reaktion. Das erste Powerplay brachte den Fichtelgebirglern gleich eine Reihe von guten Abschlussmöglichkeiten, Selb geduldete sich – und wurde dafür belohnt. Die nordamerikanischen Cracks Nick Miglio und Mark McNeill harmonierten dabei erstklassig. Letzterer schloss aus halbrechter Position eiskalt zum schnellen 1:1-Ausgleich ab (5.). Wölfe-Neuling Egils Kalns drehte die Partie beinahe komplett, scheiterte aber am starken Heimgoalie Florian Mnich (8.). Selb drückte nun zwar, hatte aber Glück, dass Schlussmann Michael Bitzer hervorragend gegen Justin Kirsch und gegen den völlig allein gelassenen Ryan Valentini parierte (13., 17.). Auf der anderen Seite führte eine Traumkombination über den nach seinem Kopftreffer Anfang Februar wiedergenesen Daniel Schwamberger und Lukas Vantuch für die Wölfe-Führung. Der Tscheche hämmerte die Scheibe nach Anspiel von Schwamberger humorlos ins Gehäuse (18.).

Wölfe überraschend beim Powerplay überlegen

Im zweiten Drittel drängten die Selber von Beginn an auf weitere Tore, Mauriz Silbermann scheiterte aber an Mnichs Schoner (21.) und Kevin Lavallée verzog aus aussichtsreicher Position (22.). Der Heilbronner Luca Tosto bestrafte diese Fahrlässigkeit fast, Bitzer war aber zur Stelle (23.). Das sonst so wechselhafte Selber Powerplay funktionierte in Heilbronn, das ligaweit die höchste Erfolgsquote beim Überzahlspiel innehat (rund 27 Prozent), im Übrigen ausgezeichnet. McNeill hatte bei seinem Abschluss im Fünf-gegen-Vier Pech, als der Pfosten dem Treffer im Weg stand (25.). Die Hausherren kassierten bei ihrem eigenen Powerplay kurze Zeit später fast selbst. Kalns Tunnelversuch durchschaute Goalie Mnich allerdings rechtzeitig (28.). Trotzdem war Heilbronn in dieser Phase am Drücker: Malte Krenzlin zog aber erfolglos aus dem hohen Slot ab (38.). Auf der Gegenseite stoppte Mnich einen Konter über Miglio und McNeill (39.).

Der Falken-Torwart musste auch anfangs des dritten Spielabschnitts retten: Diesmal gleich dreimal, erst gegen Arturs Kruminsch und Peter Trska, dann gegen Nikita Naumann (jeweils 42.). Nur eine Zeigerumdrehung später schien der Heilbronner Hexer zwischen den Pfosten dann endlich geschlagen, Miglio bedient im Getümmel Kalns. Doch der Lette brachte den Puck kurioserweise nicht ins leere Tor geschoben. Die Quittung für den Chancenwucher folgte prompt: Tosto nagelte die Scheibe nach einem Konter perfekt ins Eck (45.). Das Spiel wogte nun hin und her, erst verzog Frédérik Cabana übers Gästetor (48.), dann blieben die Hochkaräter von McNeill und abermals Kalns ungenutzt (51.). Die beiden Goalies Bitzer und Mnich erwischten zudem einen absoluten Sahnetag, sodass bis zu Miglios Siegtreffer nichts mehr passierte.

Selb gegen Zweiten in der Pflicht

Sofern Selb die marginale Chance auf Tabellenplatz zehn und den direkten Klassenerhalt am Leben erhalten will, ist ein Sieg gegen den Tabellenzweiten ESV Kaufbeuren am Sonntag (17 Uhr) in der heimischen Netzsch-Arena ein absolutes Muss. Die Allgäuer verloren am Freitag tatsächlich in allerletzter Sekunde mit 3:4 gegen die Dresdner Eislöwen. 

Selber Wölfe: Bitzer (Weidekamp) - Silbermann, Kolupaylo, Fern, Naumann, Lavallée, Kania, Noack, Weidekamp, Kruminsch, Miglio, Trska, Melnikov, Kalns, Woltmann, Schwamberger, Gelke, Vantuch, Schaaf, McNeill.

Schiedsrichter: Westrich/Singaitis. – Zuschauer: 1932. – Tore: 2. Min. Thiel (Fischer, Leitner) 1:0, 5. Min. McNeill (Miglio, 5-4) 1:1, 18. Min. Vantuch (Schwamberger, Schaaf) 1:2, 46. Min. Tosto (Lautenschlager, Mapes) 2:2, 61. Min. Miglio (Trska) 2:3. – Strafminuten: Heilbronn 4, Selb 2.