Abfahrt zum Schloss Bellevue
Viele Besucher filmen mit ihren Handys, manche wissen nicht, ob sie den König direkt vor ihnen ansehen sollen oder ihr Display. Ganz so viele wie die angekündigten 1500 Menschen waren es nicht, nur einige Hundert Zuschauer wurden in den Sperrbereich gelassen. Um 15.30 Uhr steigt das Königspaar in die Limousine, ein kurzes Winken durch die Scheibe, dann Abfahrt zum Schloss Bellevue. Die Scharfschützen der Spezialeinsatzkommandos der Polizei verlassen die Dächer, der Polizei-Hubschrauber fliegt ab.
"Das war so toll", sagt Beate Henke ganz begeistert. Sie trägt eine blaue Kopfbedeckung und konnte kurz mit Charles reden. Als Geschenk überreichte sie ihm eine Tasse und ein Veilchen zum Einpflanzen. Charles sei erst irritiert gewesen, habe sich dann aber nach ihrem Gärtnern erkundigt. Auch Königs-Fan Christoph Mühlbach, der aus Hamburg anreiste, meinte: "Ich bin total froh, ich bin total glücklich." Es sei "eine Krönung meines Lebenswerkes, jetzt dem Monarchen mal die Hand geschüttelt zu haben".
Sandra King ist mit ihren drei Söhnen dabei. "Sie haben ihn gesehen und sie haben ihm auch die Hand geschüttelt." Zwei Söhne hätten Charles die Hand gegeben. "Ich habe das Foto gemacht." Aber auch Camilla kommt gut an. "Beeindruckend, offenherzig und freundlich", sagt eine Frau. "So wie man sie kennt. Ich mag sie." Etwas enttäuscht sei sie gewesen, Charles nicht begegnet zu sein, "weil er mein Lieblingskönig ist, mein Lieblingsmensch in dieser Familie".
Keine Probleme mit dem Füller
Der "Lieblingskönig" ging kurz darauf im Schloss Bellevue auf Nummer sicher. Zur Unterschrift im Gästebuch zog er einen eigenen Füller aus dem Anzug und schrieb damit seinen Namen. Im vergangenen Herbst hatte ihn in Nordirland ein auslaufender Füllfederhalter in Rage gebracht. Der Stift begann zu schmieren, Charles schimpfte: "Gott, ich hasse das" und fügte hinzu: "Ich kann dieses blöde Ding nicht ertragen (...) jedes verdammte Mal." Diesmal ging alles glatt.
Steinmeier erwähnte in seiner Rede, dass erst in diesem Jahr die Bauarbeiten für das erste direkte Unterwasser-Stromkabel zwischen Deutschland und Großbritannien beginnen sollten. Zwei der größten Energiemärkte Europas seien dann verbunden, könnten Nachfrageschwankungen gegenseitig ausgleichen und auch Strom aus erneuerbaren Quellen einspeisen, sagt Steinmeier. "Für mich ist das ein ermutigendes Beispiel - wie auch Ihr Besuch in Deutschland, Majestät, eine Ermutigung ist."
Am Abend wurden zum Staatsbankett im Schloss Bellevue prominente Gäste erwartet, darunter die früheren Bundespräsidenten Horst Köhler und Joachim Gauck und Altkanzlerin Angela Merkel. Kanzler Olaf Scholz (SPD) sagte nicht zu, dafür aber Finanzminister Christian Lindner (FDP). Unter den erwarteten Gästen waren auch Stararchitekt David Chipperfield und Campino, Frontmann der Band Die Toten Hosen. Seine Mutter ist Engländerin, er selber hat einen britischen Pass.
Eine besondere Kleiderordnung gab es für die männlichen Teilnehmer. Normalerweise wird beim Staatsbankett Smoking empfohlen, diesmal lautet der Dresscode zu Ehren der Gäste Frack. Die Details des Vier-Gänge-Menüs wurden wie ein Geheimnis gehütet. Erst abends wurde bekannt, dass es unter anderem Karpfen, Weidehuhn und Backpflaume gab. Auch eine vegetarische Variante war geplant, in jedem Fall regional, saisonal und ökologisch. So, wie Charles III. es schätzt.