Allerdings hat er sich auch hier in die Nesseln gesetzt, indem er in seinen Memoiren offenlegte, in Afghanistan 25 Taliban-Kämpfer getötet zu haben. Diesen "kill count" rechtfertigte er damit, dass er anderen Soldaten bei der Bewältigung ihrer Kriegserfahrungen helfen und Suiziden unter Veteranen vorbeugen wolle. Von Militärs wurde er jedoch teils heftig kritisiert. Melchior findet die Bemerkung "absolut unnötig und dumm".
Sie hält es auch für einen Fehler, dass Harry nicht länger beim Militär geblieben ist: "Das war doch genau sein Ding. Klare Strukturen, Kameradschaftlichkeit, aber auch dieses Körperliche, was mit dem Soldatenleben verbunden ist. All das kam ihm entgegen, er ist ja kein Intellektueller."
Für Harry gibt's nur Nebenrollen
Es ist das alte Dilemma, von Elke Heidenreich in der Rolle der Metzgersgattin Else Stratmann aus Wanne-Eickel einst mit den Worten beschrieben: "Der hat nix gelernt wie König." Wenn Harry eine richtige Ausbildung hätte, könnte er sich jetzt ein neues Leben aufbauen. Aber er war eben immer nur Soldat und Reserve-König. Melchior hat den Eindruck, dass andere Königsfamilien besser mit ihren Einwechselspielern umgehen als die Windsors. So mache sich Prinz Joachim, der zweite Sohn der dänischen Königin Margrethe, als Militärattaché nützlich. "Er war in Paris und geht jetzt nach Washington. Das wäre rein theoretisch auch für Harry drin gewesen." Allerdings muss man sich dafür eben auch damit arrangieren, im royalen Familienepos immer nur den Oscar für die beste Nebenrolle gewinnen zu können.
Harry wird in Düsseldorf seinen 39. Geburtstag feiern. Was die zweite Lebenshälfte für ihn bereithält, ist unklar. "Ich glaube, er wird es schwer haben, unter den derzeitigen Umständen in Kalifornien glücklich zu werden, weil er sich eben nicht einfach nur mit sich selbst beschäftigen kann", sagt Julia Melchior. "Charles würde das nicht schwer fallen, der schiebt eine Wagner-CD rein, schreibt Briefe oder vertieft sich stundenlang in ein Buch. Aber Harry ist jemand, der sich mit anderen messen will. Ich fürchte, das wird ihm in den nächsten Jahren noch große Probleme bereiten."