Adrian-Roßner-Vortrag So wichtig waren einst Hofs Klöster

Wo heute Jean-Paul-Gymnasium Hof und Diakonie Hochfranken untergebracht sind, grenzten früher ein Franziskaner- und ein Klarissinnenkloster aneinander. Über jene praktische Nachbarschaft berichtet nächste Woche Historiker Adrian Roßner im Rahmen einer Themenwoche.

 
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Versteckte Zeugnisse vergangener Zeiten: Entlang der früheren Klostermauern finden sich Hinweise auf die Geschichte. Foto: Andreas Schultheiß

Links die Bettelmönche, rechts die reichen Nonnen: Das muss eine ziemlich einträgliche Partnerschaft gewesen sein. Und zwar für beide Seiten: „Den Franziskanern als Bettelorden war es ja eigentlich nicht erlaubt, Besitztümer anzuhäufen – aber die Klarissinnen nebenan haben in solchen Dimensionen gewirtschaftet, dass sie auch ‚Geschenke’ abgegeben haben, vor allem, in dem sie Grundbesitz vermietet haben“, erzählt Adrian Roßner. Und betont: „Daraus haben auch die Franziskaner im Lauf der Jahre gigantische Strukturen geschaffen: mit einer riesigen Klosterbibliothek beispielsweise und einer Schule, an der ein studienähnliches Lernen möglich war, an der es freie Künste und vieles mehr gab.“ Was die Nonnen davon hatten? „In der zutiefst männlich dominierten Welt des Mittelalters hatten sie als Frauen viele Möglichkeiten, unternehmerisch tätig zu sein.“ Nächste Woche berichtet Roßner im Haus am Klostertor der Diakonie Hochfranken darüber, wie jene 700 Jahre alten Entwicklungen in Hof den Boden für vieles andere bereitet haben.

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Wo heute Jean-Paul-Gymnasium und Neustädter Schule samt Turnhalle stehen, befand sich früher das Kloster der Franziskaner: urkundlich erstmals 1292 erwähnt, nach der Reformation schnell niedergegangen. Zuletzt wurde 1902 die Klosterkirche abgebrochen – wer die Klosterstraße in Richtung „Jean-Paul“ entlangfährt, fährt genau auf die Stelle zu, an der sie einst stand (ein Modell von ihr gibt es im Museum zu sehen). Nebenan hat die Diakonie Hochfranken Teile des früheren Klarissenklosters aus- und umgebaut: Vom Ende des 13. Jahrhunderts bis weit nach der Reformation lebten dort Hofer Nonnen – später wurden Teile der Anlage als Getreidelager, als Hofer Stadtgefängnis oder Salzmagazin genutzt. Als die Hussiten 1430 Hof plünderten, machten sie auch vor den beiden Klöstern nicht Halt – so gehören die Orte jedes Jahr zum festen Bestandteil der Hussitenführungen, wo auch vom Klosterleben berichtet wird.

Adrian Roßner geht es in seinem Vortrag aber noch um mehr. „Zunächst muss man ja sagen, dass nicht die Klöster zuerst da waren, sondern die Siedlung: Erst später kamen die Mönche und die Nonnen.“ Das zeige, welche Bedeutung Hof schon im Mittelalter hatte, sei vor allem aber auch ein Anschub für die Stadtgesellschaft und die allgemeine Entwicklung gewesen: „Wir sehen das Mittelalter ja gern als dunkle Epoche, dabei hat da in Wirklichkeit viel floriert – in den Städten gab es Gewusel und lebendiges Markttreiben“, sagt Roßner. Vor allem die Hofer Klarissinnen hätten wirtschaftlichem Austausch sehr offen gegenübergestanden: Er hat alte Steuerlisten durchforstet und so die wirtschaftliche Tragweite und Bedeutung der Klöster für die Stadt erforscht – sie waren Handelspartner, Arbeitgeber und Grundbesitzer, die Lehen vergaben. „Letztlich waren die Klöster aber Keimzellen des wissenschaftlichen Arbeitens im Übergang zur frühen Neuzeit: Hier hat der Mensch begonnen, zu forschen, zu hinterfragen und seine Position in der Welt zu finden“, sagt Roßner.

Eingeladen hat ihn Micaela Hoffmann, die Koordinatorin für soziale Betreuung im Haus am Klosterhof der Diakonie Hochfranken. „Angefangen hat alles mit dem dem Krimi ‚Waldsteinnebel’ von Adrian Roßner, den ich schon oft nachmittags gemeinsam mit den Bewohnern gelesen habe“, erzählt sie. Der geschichtliche und sagenumwobene Hintergrund vieler bekannter Orte in Oberfranken, die Roßner mit im Buch eingebaut hatte, habe die Zuhörer auch oft darüber nachdenken und erzählen lassen, was es denn mit der Geschichte und vielleicht auch mit den Mythen des Klosterhofes auf sich haben könnte.

„Also habe ich vor einem guten Jahr Kontakt zu ihm aufgenommen und ihn gefragt, ob er in diese Geschichte noch etwas tiefer eintauchen könnte“, berichtet sie. Und muss gar nicht dazu sagen, dass er gleich Feuer und Flamme gewesen sei. Ebenso wie einige andere, die sich von ihr begeistern ließen: So ist aus einer anfänglichen Idee eine kleine Themenwoche geworden (siehe Info-Stück am Ende des Textes).

Am Dienstag eröffnet eine kleine Fotoausstellung in den Räumen des Hauses am Klosterhof: Bewohner Andreas Schultheiß hat die Gebäude im Lauf der Jahreszeiten fotografiert und sie mit Betreuungsassistent Stefan Friedel ausstellungstauglich aufbereitet, Micaela Hoffmann versieht die Bilder mit Texten Franz von Assisis. Am Mittwoch kommen die Lichtenberger Bibamus-Mönche, um für die Bewohner zu singen. Und am Donnerstag, wenn Adrian Roßner zum Vortrag lädt, werden auch einige Schüler des Jean-Paul-Gymnasiums im Saal sitzen: Die alte Aula, in der sie sonst zu Schulveranstaltungen zusammenkommen, befindet sich im früheren Hauptgebäude des Klosters.

Die beiden Einrichtungen als Nukleus im mittelalterlichen Hof: Da freuen sich nicht nur die Bewohner und Beteiligten auf den Vortrag – auch alle anderen Interessenten sind eingeladen. Adrian Roßner hat dafür Vieles aus der Stadtchronik und aus allgemeinen Werken zur Klostergeschichte in der Region zusammengetragen. Er findet: „Wie wichtig die Klöster für die Hofer Stadtentwicklung waren, ist heute vielen nicht so im Bewusstsein.“