Der Landrat hat persönlich in der Sache Pflegebonus auf eigene Kosten nachgefragt. Die Antwort sei eindeutig gewesen: „Mir wurde gesagt, das gehe überhaupt nicht und würde, setzten wir uns darüber hinweg, möglicherweise sogar strafrechtliche Tatbestände erfüllen.“ Der Straftatbestand der Untreue käme in Frage, würden über die tariflichen Bestimmungen hinaus Gelder ausgezahlt.
Dennoch sei sich auch der Kommunale Arbeitgeberverband der ungerechten Situation bewusst und glaube, dass es einer Korrektur der bislang geltenden Bestimmungen für die Auszahlung des Pflegebonus bedarf. „Aber wie das gemacht wird, kann ich derzeit noch nicht sagen.“ Was Söllner sagen kann: „Es hätte eine Lösung gefunden werden müssen, alle angemessen zu bedenken. Wir wollten das tun, durften es aber nicht.“
So kam es, dass bislang am Kulmbacher Klinikum nur etwa ein Viertel der Beschäftigten eine Zahlung nach dem aktuellen Pflegebonusgesetz erhalten konnten, berichtet Geschäftsführerin Brigitte Angermann. Auch sie betont, sie hätte sich das anders gewünscht: „Die Gestaltung des aktuell gewährten Pflegebonus ist nicht nur extrem ungerecht sondern geht auch in der Sache am Thema vorbei. Die Bewältigung der Corona-Pandemie ist nur durch einen berufsgruppenübergreifenden Zusammenhalt des gesamten Klinikums-Teams gelungen. Während etliche Pflegefachkräfte während der gesamten Pandemie aufgrund ihres Einsatzortes keinen Corona-Patienten zu behandeln hatten, haben auf der anderen Seite Pflegehelfer, medizinische Fachangestellte, Reinigungskräfte, Mitarbeiter aus der Notaufnahme, OP, Anästhesie, Röntgen oder anderen Bereichen standardmäßig Kontakt zu einer Vielzahl von Corona-Patienten. Eine genaue Beurteilung ist deshalb nur vor Ort möglich. Das Klinikum Kulmbach hat wie viele andere Häuser beim letzten Pflegebonus (nach § 26d KHG) bewiesen, dass Geschäftsführung und Personalrat in der Lage sind, eine gute Lösung für alle Beschäftigten zu finden. Dies wäre auch aktuell wieder gelungen. Dass in den Alten- und Pflegeheimen jeder Mitarbeiter einen Bonus bekommen hat, macht die Bewertung des Pflegebonus aus Sicht der Krankenhäuser nicht leichter.“
Für den Ärger in der Belegschaft hat Angermann größtes Verständnis: „Dass dieses Pflegebonusgesetz bei vielen Mitarbeitern aus allen Berufsgruppen zu Wut und Unverständnis geführt hat, ist nachvollziehbar. Die meisten Mitarbeiter verstehen aber auch, dass Geschäftsführung und Personalrat hier die Hände gebunden waren.“
Ganz und gar unzufrieden mit der Situation ist auch der Personalrat des Klinikums. Geschlossen haben alle Mitglieder einen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verfasst, in dem der Protest aus Kulmbach nach Berlin getragen wird. Unverständlich seien die Festlegungen des Pflegebonusgesetzes. „Bei den aktuell stattfindenden Auszahlungen kommt es zur Spaltung von Berufsgruppen innerhalb der Klinik. Was gut gemeint war, hat sein Ziel leider verfehlt!“, lautet die Einschätzung der Personalvertreter des Kulmbacher Klinikums.
Ein Krankenhaus könne nur dann funktionieren, wenn alle Zahnräder ineinandergreifen und ihre Aufgabe erledigen. „Wir können nur gewinnen, wenn die ganze Mannschaft harmoniert!“ Die Kulmbacher Personalvertreter fordern: Eine Nachbesserung der Bonuszahlungen muss her. Den Bundesgesundheitsminister fordern die Personalräte des Klinikums mit ihrem Vorsitzenden Frank Wilzok an der Spitze auf: „Nehmen Sie unsere Zeilen ernst und suchen sie nach gerechten Lösungen!“