Ärztetag in Hof Ärzte klagen über Profitstreben

Christopher Michael und Nikolaus Nützel

Bayerns Ärzte fordern von der Politik Maßnahmen gegen Investoren, die Medizinische Versorgungszentren allein auf Rendite getrimmt betreiben. Auch ein verbindlicher Hitzeaktionsplan und das Streichen der Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung sind Ergebnisse des Ärztetags.

 
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Hof - Die Bayerische Landesärztekammer hat anlässlich des 80. Ärztetags am Wochenende in Hof die Politik dazu aufgefordert, eine marktbeherrschende Stellung investorenbetriebener Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) zu verhindern. „Wenn ein Investor medizinische Versorgung anbietet, muss diese ja auch rentabel sein und Erträge abwerfen“, erklärt der Präsident der Landesärztekammer, Gerald Quitterer, das Problem dieser Modelle im Gespräch mit unserer Zeitung. Darunter könne die Versorgung leiden. „So gibt es mittlerweile Praxen, die sich auf rein operative Eingriffe spezialisiert haben und keine Vor- und Nachsorge mehr übernehmen“, sagte Quitterer.

Aus diesem Grund fordern Bayerns Ärzte die Politik dazu auf, entsprechende gesetzliche Regelungen, etwa für ein verpflichtendes MVZ-Transparenzregister, zu schaffen oder eine Prüfung der Geeignetheit von MVZs durch die Zulassungsausschüsse zu ermöglichen, wie es in einer Mitteilung der Landesärztekammer im Nachgang des Kongresses heißt.

Darüber hinaus setzt sich die Bayerische Landesärztekammer für einen verbindlichen Hitzeaktionsplan ein, um auf vermehrte Erkrankungen aufgrund einer gestiegenen Hitzebelastung in den Sommern vorbereitet zu sein. So sollen zum Beispiel in Pflegeheimen Maßnahmen getroffen werden, dass die Zimmer sich nicht mehr so aufheizen, Bewohner frühzeitig in kühlere Bereiche gebracht oder konsequenter mit Getränken versorgt werden, wie Quitterer erklärte. „Derartige Pläne fordern wir schon lange, nun zieht die Politik mit uns an einem Strang.“

Auch die gestiegene Lärmbelastung soll künftig mit Tempobegrenzungen auf allen Straßenarten eingedämmt werden. „Lärm macht krank, nicht nur sehr lauter, sondern auch leiser, unterschwelliger“, sagt Quitterer. So könne es in manchen Wohngebieten viel bringen, die zulässige Geschwindigkeit von 50 auf 30 herabzusetzen.

Die Landesärztekammer hat in ihrer neuen Weiterbildungsordnung die Homöopathie als Zusatzbezeichnung gestrichen. Das entschied eine große Mehrheit der Delegierten. Damit können Mitglieder künftig nicht mehr über Fortbildungen eine von der Kammer anerkannte Bestätigung über Homöopathie-Kenntnisse erwerben. „Das heißt aber ausdrücklich nicht, dass die Ärzte keine Homöopathie mehr anbieten dürfen“, stellt Landesärztekammer-Chef Quitterer dazu klar.

Der Sprecher des homöopathiekritischen Netzwerks Homöopathie, der Weilheimer HNO-Arzt Christian Lübbers, begrüßte die Entscheidung. Sie sei ein „Erdrutschsieg für die Patientensicherheit“. Die Behandlung, die vor allem auf die Gabe von Wirkstoffen in sehr großer Verdünnung setzt, habe keine Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinausgehe, so sein Argument. „Es geht nicht darum, den Patienten etwas wegzunehmen. Wir wollen ihnen etwas geben, das ist Ehrlichkeit.“

Der bayerische Landesvorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, der Münchner Internist Ulf Riker, bedauerte das Ergebnis. Bürger hätten bei der Entscheidungsfindung keine Möglichkeit gehabt, sich Gehör zu verschaffen. „Auch homöopathisch tätige Ärzte kamen nur ausnahmsweise zu Wort“, kritisierte Riker.

Von den zuletzt 28 458 in Praxen tätigen Ärzten in Bayern haben rund 400 Homöopathie als Zusatzbezeichnung erworben. Sie können diese auch weiter führen. Künftig ist es allerdings nicht mehr möglich, die Zusatzbezeichnung neu zu bekommen.

Nach Angaben des Zentralvereins homöopathischer Ärzte können Mediziner aber weiter ein Diplom des Verbandes erhalten, wenn sie an einer Fortbildung teilnehmen. Damit können sie auch in Zukunft etwa an Sonderverträgen zur homöopathischen Behandlung teilnehmen. Foto: Thomas Neumann

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