Nach der Monsanto-Übernahme ist die Klageflut gegen Bayer wegen möglicher Gesundheitsschäden durch Glyphosat zuletzt noch einmal gestiegen. Spekulationen über einen Milliarden-Vergleich in den USA lösen heftige Kursbewegungen bei der Bayer-Aktie aus.
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Später jedoch wies Bayers Chefvermittler in dem Verfahren, Kenneth Feinberg, die Spekulationen zurück - und auch die Euphorie an der Börse verflog.
Es gebe keinen angeblich angestrebten Vergleich zwischen Bayer und den Tausenden Klägern in den USA, stellte Feinberg klar. "Bayer hat nicht vorgeschlagen, acht Milliarden US-Dollar zu zahlen, um alle US-Roundup-Krebs-Klagen beizulegen", sagte der US-Anwalt dem "Handelsblatt", wie die Wirtschaftszeitung berichtete.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuvor berichtet, Bayer strebe in dem Rechtsstreit einen Vergleich an. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern schlage eine Zahlung von bis zu acht Milliarden US-Dollar (7,15 Mrd. Euro) vor, um die Klagen der zuletzt 18.400 Kläger beizulegen, hieß es in dem Bericht unter Berufung auf eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Ein Bayer-Sprecher wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren.
Der Bayer-Aktienkurs, der am Vormittag noch prozentual zweistellig gestiegen war, fiel am Nachmittag deutlich zurück. Mit einem Plus von knapp zwei Prozent reichte es aber immer noch für den ersten Platz in einem schwachen deutschen Leitindex Dax. Für Unterstützung sorgte Händlern zufolge auch eine Entscheidung der US-Umweltbehörde EPA vom Donnerstag, derzufolge Produktlabel auf Unkrautvernichtern verboten sind, die behaupten, dass Glyphosat krebserregend sei. Damit stellt sich die EPA gegen eine Entscheidung des Bundesstaates Kalifornien.
Analysten hatten die Aussicht auf eine Einigung in der Causa Glyphosat angesichts der schwebenden Milliardenrisiken durch drohende Schadenersatzzahlungen an die klagenden Krebspatienten positiv bewertet. Alles unter 30 Milliarden Dollar wäre positiv für den Aktienkurs, sagte Zechmann.
Inwieweit die Hoffnung auf eine Einigung in den nächsten Monaten nun dahin ist, bleibt offen. Denn: bis zu einer Einigung zwischen Bayer und den Klägern dürfte im Grunde alles hinter verschlossenen Türen besprochen werden mit entsprechenden Verschwiegenheitsvereinbarungen. Hinzu kommt, dass Feinberg als einer der bekanntester US-Experten in Entschädigungsfragen ein Profi ist. Er war unter anderem für Kompensationen nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zuständig sowie im VW-Abgasskandal in den USA aktiv.
Für Spekulationen über fortschreitende Vergleichsverhandlungen hatte in den vergangenen Tagen bereits die Vertagung eines für August angesetzten Glyphosat-Prozesses gesorgt. So war der Druck auf Konzernchef Werner Baumann in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, weil Bayer bereits drei Verfahren um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter mit Schadensersatzforderungen im jeweils mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich verloren hatte.
Bayer fährt bisher offiziell zwar eine harte Linie, verweist unter Berufung auf zahlreiche wissenschaftliche Studien weiter auf die Sicherheit von Glyphosat bei richtiger Anwendung und will vor Berufungsgerichte ziehen. Konzernchef Baumann hatte zuletzt jedoch auch gesagt, dass ein Vergleich durchaus in Frage käme, wenn er wirtschaftlich sinnvoll wäre. So dürften allein die Kosten für Anwälte und Imagekampagnen Hunderte Millionen Euro verschlingen.
Und auch von anderer Seite kommt Druck. So mischt der für sein aggressives Gebaren bekannte US-Milliardär und Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott bei Bayer inzwischen mit einer Beteiligung von mehr als einer Milliarde Euro mit. Noch gibt er sich zwar zahm und lobt Bayer-Schritte wie die Gründung eines Aufsichtsratsausschusses, der das Thema Glyphosat vorantreiben soll. Wie lange Singer bei fehlenden Fortschritten ruhig bleibt, ist aber fraglich.