Zunächst kaum Informationen
Bevor die Ermittler viele Stunden nach der Tat die Details zum Angreifer bekannt geben, halten sie sich bis zum Abend bedeckt, reagieren auf Anfragen abweisend. Am Nachmittag steht nur noch ein Streifenwagen am Tatort. Direkt gegenüber haben die Beamten die Eingangstür der Unterkunft versiegelt, dorthin soll der Täter nach dem Angriff geflüchtet sein. Es habe wohl öfter Probleme mit den Bewohnern in diesem Haus gegeben, hört man im Ort. Das Gebäude ist heruntergekommen, Fenster sind eingeschlagen, der Putz bröckelt. Auf dem Dach hängen am Schneefang ein paar alte Fußbälle fest.
Ermittler und Staatsanwaltschaft nutzen ihre abendliche Pressemitteilung für einen Appell, wie man ihn eher selten liest. Die Polizei sei sich bewusst, "dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren". "Sie bittet daher darum, keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten".
Ein paar Meter vom Tatort entfernt wartet am Nachmittag eine Frau mit ihrem kleinen Jungen gerade an der roten Ampel. Das Kind hält ein großes Bild in seiner Hand, ein gemalter Hund ist darauf zu sehen. Sie wolle das Geschehen nicht kommentieren, habe mit ihrem Sohn noch nicht über die Tat geredet. Er sei noch im Kindergarten, sagt sie. Dann gehen die beiden über die Straße und davon.
"Das ist furchtbar", sagt ein 72-jähriger Mann, der die Straße entlang läuft. "Furchtbar." Er wohnt ein paar Meter den Berg hoch, das Blaulicht der Einsatzwagen leuchtete morgens durch sein Fenster. "Ich habe mir zuerst nichts dabei gedacht", sagt er. Der Mann ging von einem Unfall aus. Er lebt schon fast sein ganzes Leben in der Gemeinde. Sowas habe er noch nicht erlebt.
"Wir hoffen, dass das ein Einzelfall ist", sagt eine Frau in einer leuchtenden Winterjacke an der Bushaltestelle. Die 37-Jährige ist vor eineinhalb Jahren mit ihrer Familie nach Illerkirchberg gezogen. Sie wartet auf ihre Tochter, die hier gleich von der Schule ankommen soll. Ob sie nun Angst um ihre Kinder hat? "Wenn man Kinder hat, hat man immer Angst."