München - Die Zeit stetig steigender Preise in der Autoversicherung nähert sich nach Einschätzung des Marktführers HUK Coburg ihrem Ende.
Erfreulich für Autofahrer: In der Kfz-Versicherung steht ein neuer Preiskampf bevor, glaubt der Vorstand beim Platzhirsch HUK Coburg. Für die Branche ist das weniger schön.
München - Die Zeit stetig steigender Preise in der Autoversicherung nähert sich nach Einschätzung des Marktführers HUK Coburg ihrem Ende.
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"Der Wettbewerb verschärft sich", sagte Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann am Mittwoch in München. "Der Preis ist nach wie vor das Entscheidungskriterium Nummer eins." Deswegen geht das Unternehmen in seinem neuen Geschäftsbericht von "geringfügig fallenden Durchschnittsbeiträgen" aus.
Das könnte eine Trendwende bedeuten: Denn in diesem Jahrzehnt ist die Kfz-Versicherung bislang kontinuierlich teurer geworden, wie aus der Statistik des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht. Maßgeblich befeuert wird der Wettbewerb durch die Anstrengungen der Allianz, ihren einstigen Spitzenplatz in der Kfz-Versicherung von der HUK Coburg zurückzuerobern.
Bei der HUK Coburg waren Ende 2018 nach Heitmanns Worten 12 Millionen Fahrzeuge versichert, seit Jahresbeginn sind weitere 150 000 dazu gekommen. Die Allianz ist mit großem Rückstand Nummer zwei, Ende 2018 waren es 8,6 Millionen Verträge. Doch da die Allianz zu Jahresbeginn in Kooperation mit dem ADAC dessen Geschäft mit Kfz-Policen übernommen hat, hat sich diese Zahl inzwischen um 650 000 erhöht.
Die Allianz ist ansonsten die Nummer eins auf dem deutschen Versicherungsmarkt und will der HUK mittelfristig auch die Spitzenposition in der Kfz-Sparte wieder abjagen. So soll noch in diesem Jahr in vier europäischen Ländern gleichzeitig ein neuer Direktversicherer an den Start gehen, der auch unter dem bekannten Namen Allianz auftritt. Bisher firmiert der Direktversicherer des Konzerns unter der weniger prominenten Marke Allsecur.
Ein Zeichen des Konkurrenzkampfs: Nach der Allianz kündigte auch die HUK Coburg an, ihren Telematik-Tarif mit Rabatten für sicheres Fahren sämtlichen Altersgruppen anzubieten, nicht mehr nur besonders unfallträchtigen jungen Fahrern unter 30.
Nach Daten des Vergleichsportals Verivox - auf dem die HUK Coburg nicht präsent ist - zeigt der Jahresvergleich derzeit einen "leichten Preiskampf". Im März seien die Preise der günstigsten Anbieter am Markt zwei Prozent billiger als ein Jahr zuvor gewesen, sagte Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz. Sehr vorsichtige Fahrer könnten mit den Telematiktarifen einiger Anbieter kräftig sparen. Der Telematikrabatt drückt den Beitrag teilweise deutlich.
"Für die Versicherer ist der Ausgang aber noch offen", sagte Schütz. "Es bleibt fraglich, ob die Schadenkosten durch vorsichtiges Fahren so stark sinken und sich die Versicherer die hohen Rabatte auch weiterhin leisten können."
Im vergangenen Jahr verbuchte die HUK Coburg einen Nettozuwachs von 300 000 neuen Kfz-Policen, bei der Konkurrenz von der Allianz waren es gut 100 000. "Wir haben offensichtlich wieder Marktanteile gewonnen", sagte HUK-Chef Heitmann zufrieden. Die HUK ist neben der Sachversicherung auch in den Sparten Rechtsschutz, Lebens- und Krankenversicherung aktiv, doch ist das Autogeschäft die größte Sparte. Insgesamt stiegen die Beitragseinnahmen um 4,2 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro. Der Nettogewinn aber sank um 4,7 Prozent auf 341 Millionen Euro, weil die Kapitalanlagen erheblich weniger einbrachten als im Vorjahr.