Angemerkt zu den Hof Jokers Alternative Fakten?

Gewonnen? Verloren? Über den Ausgang der zweiten Halbzeit beim Bayernliga-Spiel der Hof Jokers gab es unterschiedliche Auffassungen. Unser Reporter Tino Peipmann nimmt es humorvoll.

Am Sonntag unterliegen die Hof Jokers im Heimspiel in der American-Football-Bayernliga den Amberg Mad Bulldogs mit 6:29. Der Blick aufs Formular zeigt nach Vierteln eine Punkteverteilung von 0:8, 0:14, 0:7 und 6:0. Im letzten Viertel gelingt den Hof Jokers damit das gesteckte Ziel, gegen den haushohen Favoriten und Spitzenreiter der Liga mit eigenen Punkten aufs Scoreboard zu kommen. Zudem konnten die „Männer in Violett“ das letzte Viertel (6:0) somit sogar für sich entscheiden. Macht – nach Adam Ries – eine 6:7-Niederlage in der zweiten Spielhälfte.

Nur freut sich nach der Partie der komplette Spielerkreis über eine gewonnene zweite Halbzeit mit null Gegenpunkten und will genau diesen Schwung mit in die wichtigen Spiele im Kampf um den Klassenerhalt nehmen. Aber zu unrecht, wie die Aufzeichnungen des Reporters beweisen.

Aber wie verhalten Sie sich in dieser Situation als verantwortungsvoller Lokalsportredakteur? Beharren Sie stur auf Ihrer Gewissenhaftigkeit und weisen das komplette Team darauf hin, fälschlicherweise einen Erfolg zu feiern, der so gar nicht stattgefunden hat? Ein gewonnenes Viertel ist schließlich nur die Hälfte einer gewonnen Halbzeit.

Doch welche Folgen hätte dieses Verhalten? Die Euphorie in der Spielertraube der Jokers würde jäh gebremst. Das gute Gefühl, eine Halbzeit gewonnen zu haben, wiche der Erkenntnis, dass es nur ein Viertel war. Womöglich wäre das ganze Selbstvertrauen dahin, die nächsten Spiele gingen wegen der kompletten Demoralisierung verloren, der Verein würde gar absteigen – nur weil Sie als Reporter, der den Spielstand nach Verlauf notiert hat, auf die Korrektheit Ihrer Notizen pochen. Die Spieler wiederum beharren auf ihrer Version. Wer liegt nun richtig? Schließlich ist man auch als Sportreporter nicht unfehlbar. Und Spieler haben einen Wissensvorsprung voraus – nämlich den, das Spiel unmittelbar auf dem Feld erlebt zu haben. Kann man es also vertreten, um jeden Preis an der Reporter-Wahrheit festzuhalten? Oder beugt man sich der Unsicherheit, es selbst nicht gut genug gesehen zu haben? Zumal eine offizielle Statistik nicht zeitnah als Beweis einsehbar ist...

Eine zweite Variante gibt es seit dem 21. Januar 2017, als von weltgestaltender Stelle das Instrument der „alternativen Fakten“ erschaffen wurde. Dabei ist der von der damaligen US-Präsidenten-Beraterin Kellyanne Conway geprägte Begriff der alternativen Fakten wohl nur eine Abwandlung einer Jahrzehnte älteren Redewendung. „Mach dir deine Welt, wie sie dir gefällt“, hieß es schließlich schon bei Astrid Lindgren.

Wenden die Hof Jokers nur das Instrument der alternativen Fakten an, um sich ein gutes Gefühl zu verschaffen? Sie können ihren Erfolg weiter feiern, hauen dank des behaltenen Selbstvertrauens den nächsten Gegner weg, halten die Klasse und steigen in der nächsten Saison womöglich sogar auf. Nun gut – der Zweck rechtfertigt wohl dann die Mittel.

Nur was ist zu tun, wenn eines Abends noch der Headcoach der Jokers anruft und darauf hinweist, dass ihm im Interview da wohl ein Fehler unterlaufen ist. Welcher Fehler? Der Text ist geschrieben und bereits im Druck. Als Reporter kann man die späte Einsicht nur humorvoll nehmen – auf alternative Fakten und Fake News verweisen und beim Leser für den Fehler um Entschuldigung bitten.

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