Angriff auf Bayreuther SPD-Stadtrat Polizei nimmt Tatverdächtigen fest

, aktualisiert am 09.07.2022 - 12:17 Uhr
Opfer eines Angriffs: der Bayreuther SPD-Politiker Halil Tasdelen. Foto: red

Nach dem Übergriff auf den Bayreuther SPD-Politiker Halil Tasdelen am Freitagnachmittag hat die Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei Bayreuth noch in der Nacht einen Tatverdächtigen ermittelt und festgenommen.

 
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Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilten, hatte der mutmaßliche Angreifer den Mandatsträger am Freitagnachmittag gegen 14.45 Uhr im Bereich der Badstraße zusammen mit einer bereits identifizierten 39-Jährigen unvermittelt ausländerfeindlich beleidigt und ihn dann mittels eines Kopfstoßes im Gesicht verletzt. Nach umfangreichen Zeugenbefragungen und weiteren, intensiven Ermittlungen, hat die Polizei den 35-Jährigen aus Bayreuth noch in der Nacht identifiziert und auch festgenommen.

Die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft Bayreuth und der Kriminalpolizei Bayreuth dauern an.

Eigentlich ein Festtag für SPD-Stadtrat Halil Tasdelen, sein 49. Geburtstag. Aber er wurde am Freitagnachmittag mitten in der Stadt zusammengeschlagen. Vermutlich von einem Mann mit rechtsradikalem, aber offensichtlich ausländerfeindlichen Hintergrund.

Blutige Lippen, eine Kanüle und eine verbundene Nase. Blutspuren auf der Straße. Die Bilder, die von Halil Tasdelen im Internet zu sehen sind, sprechen eine deutliche Sprache – von Gewalt. Er beschreibt gegenüber unserer Zeitung, was am Freitag passiert ist. Es war sein Geburtstag. In der Stadt wartet er zusammen mit einem Kollegen auf einen anderen Kollegen, der ihn abholen wollte. „Mitten in der Stadt.“ Nämlich etwa 50 Meter vorm Café Florian. Eine stadtbekannte Frau, die auch andere Menschen beleidigt, beleidigt auch Tasdelen. Er bleibt ruhig, er kennt sie.

Am helllichten Tag, mitten in der Stadt

Dann soll ein Pärchen vorbeigekommen sein. Er groß und tätowiert, Mitte bis Ende 30, fast kahl geschoren, leichter Bart; sie hellblond, schulterlanges Haar, bauchfrei, es lief laute Musik. Tasdelen unterhält sich weiter mit seinem Kollegen. „Was schaust“, soll der Tätowierte in Richtung Tasdelen gesagt haben. „Ich hab doch gar nicht geschaut“, sagt Tasdelen, aber er bleibt ruhig. Dann fielen die typischen ausländerfeindlichen Beleidigungen „Scheiß-Kanake“ und „Scheiß-Türke“. Am helllichten Tag mitten in der Stadt.

Tasdelen versucht es mit Ruhe. „Können wir nicht mal normal reden?“ Dann wie aus dem Nichts ein Kopfstoß ins Gesicht. Doppelter Nasenbeinbruch. Der Täter rennt weg, springt über den Zaun, rennt weiter, soll seine Getränke-Dose verloren haben – mit Spuren drauf. Die blonde Frau zog sich ein anderes Oberteil an, plötzlich nicht mehr bauchfrei. Bei der Polizei soll sie angegeben haben, sie habe nichts gesehen.

Tasdelens Kollege musste alles hilflos mit anschauen, dem Täter war er körperlich nicht gewachsen. Polizei kommt, Anzeige. Später sieht Tasdelen das Pärchen noch einmal.

Schmerz im Herzen und in der Seele

Sebastian Hermann, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberfranken bestätigt, dass es einen Übergriff gab und dabei „ein Lokalpolitiker verletzt“ wurde, und zwar „durch einen Kopfstoß ins Gesicht“. Außerdem bestätigt er, dass der Politiker „in einer ausländerfeindlicher Art und Weise beleidigt“ worden sei.

Am frühen Abend wirkt Tasdelen geschockt. Das Schlimmste seien nicht die Schmerzen in der Nase, sondern „der Schmerz im Herzen und in der Seele“. Darüber dass in Deutschland noch so viel Ausländerfeindlichkeit herrsche und „die Nazis immer noch da“ seien. „Und du immer noch nicht in deiner Heimat angenommen bist“. Kommt dieser Zug mit dem Namen „Integration“ an?, fragt er und es klingt resigniert. „Nein, der wird nie angekommen“, sagt Tasdelen, der seit 39 Jahren in Deutschland lebt und ein demokratisch gewählter Politiker ist. Ein Vertreter der deutschen Demokratie, „meiner Demokratie“, sagt er.

Allerdings freut er sich auch über die vielen Anrufe, die signalisierten, dass ihm Menschen zur Seite stehen. Und ja, er weiß, dass „nicht alle“ ausländerfeindlich denken.

Am späteren Abend wirkt er wieder etwas gefasster. Und er ist sich sicher, dass der Täter gefasst werde. „Wir müssen solchen Menschen das Handwerk legen.“ Und er will ausdrücklich, dass über seinen Fall berichtet wird.

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