Die Initiative für das Gespräch ging nach Kreml-Angaben von Selenskyj aus. Es war der erste Kontakt zwischen beiden Präsidenten. Putin hatte dem früheren Komiker bislang nicht einmal zu seinem Amtsantritt gratuliert und immer wieder betont, dass der ukrainische Kollege möge erst einmal mit der Arbeit beginnen.
Anfang der Woche hatte der 41-jährige Selenskyj per Video ein Treffen mit Putin vorgeschlagen. Der Kremlchef schloss dies zwar nicht aus, betonte aber, dass dies gut vorbereitet sein müsse. Ein Gipfel mit den Staatsspitzen im sogenannten Normandie-Format mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron könne deshalb erst nach der Parlamentswahl in der Ukraine am 21. Juli und nach der Regierungsbildung über die Bühne gehen, meinte Putin.
Wie schnell Selenskyj im Sommer wegen der Sitzungspause des Parlaments eine Regierung bilden kann, ist unklar. Möglich ist, dass dies erst im Herbst passiert.
Gleichzeitig sei es möglich, den Kreis der Teilnehmer zu erweitern, hatte Putin früher am Donnerstag gesagt. Er reagierte damit auf einen weiteren Vorschlag Selenskyjs. Der Ukrainer hatte direkte Verhandlungen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk zum bereits seit mehr als fünf Jahren andauernden Konflikt vorgeschlagen.
Ein in Minsk unter deutscher und französischer Vermittlung ausgehandeltes Abkommen von 2015 hat bisher allerdings kaum Erfolg gebracht. Konkret schlug Selenskyj vor, die USA und Großbritannien einzubinden. Der ukrainische Präsident hatte immer wieder gesagt, den Krieg in der Ostukraine so rasch wie möglich beenden zu wollen. Die Parlamentswahl in gut einer Woche wird entscheidend für die Regierungsfähigkeit des proeuropäischen Politikers sein.
Das neue ukrainische Parlament muss viele der für einen Frieden nötigen Schritte bestätigen. Selenskyjs Partei Diener des Volkes ist bislang nicht in der Obersten Rada vertreten. Er hat deshalb bisher keine eigene Machtbasis. Umfragen sagen aber einen haushohen Sieg seiner Partei vorher.
Seit 2014 werden Teile der Gebiete Donezk und Luhansk an der russischen Grenze von Separatisten kontrolliert. Bei Kämpfen mit Regierungstruppen sind nach UN-Schätzungen rund 13 000 Menschen getötet worden.