Antisemitismus Polizei überführt Syrer nach Angriff auf Hofer Geschäft

Mit diesem Besuch haben die beiden nicht mehr gerechnet. Sechs Wochen nach dem Angriff auf den Israelladen „En-Gedi“ in Hof überführt die Kriminalpolizei zwei 17-Jährige.

 
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Der Israelladen En-Gedi wurde im Mai von antisemitischen Angreifern heimgesucht Foto: /Sabine Gebhardt

Hof - All zu viel will die Polizei nicht rausrücken. Natürlich nicht. Akribische, klassische Tatort-Arbeit der Spurensicherung sei es gewesen, sagt ein Sprecher. Externe Hinweise hätten keine Rolle gespielt. Wie die beiden 17-Jährigen letztlich ins Blickfeld gerieten, bleibt unklar.

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Der Angriff auf den Israelladen En-Gedi ist aufgeklärt. Zwei Syrer haben in der Nacht zum 31. Mai zwischen 23.20 und 4 Uhr die Schaufensterscheibe beschädigt. Den Schaden schätzt die Polizei auf 1500 Euro.

Zu Beginn der polizeilichen Recherchen habe aber auch ein Unfall nicht ausgeschlossen werden können, weshalb die Beamten in alle Richtungen ermittelten. Spurensicherer der Polizei nahmen sich also den Tatort vor, wo die Spezialisten Hinweise auf einen 17-jährigen Syrer aus Hof fanden. Ob dieser polizeibekannt ist: unklar.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Hof erging ein Durchsuchungsbeschluss für den Tatverdächtigen. Dieser habe gestanden, dass er und sein 17-jähriger Komplize aus antisemitischen Gründen handelten. Auch beim Mittäter durchsuchten die Beamten der Kriminalpolizei die Wohnung und stellten bei beiden Heranwachsenden Beweismittel sicher. Die beiden Syrer mit palästinensischer Abstammung erwartet nun eine Anzeige wegen Sachbeschädigung.

Der Inhaber des Geschäftes, Markus Büttner, ist schockiert über den Hintergrund des Angriffs. Er sei froh, nicht selbst zu Schaden gekommen zu sein. „Es ist nur eine Fensterscheibe.“ Büttners Bezug zu Israel kommt aus seinem Glauben. Er ist in der DDR aufgewachsen und stammt, wie er erzählt, aus einer pietistisch geprägten christlichen Familie.

Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Hof, Jacob Gonczarowski, vermutete kurz nach der Attacke bereits einen antisemitischen Hintergrund. Die Einstellung mancher muslimischer Menschen gerate außer Kontrolle. „Die Politik redet, aber passiert ist nichts. Wenn es deutliche Maßnahmen gegeben hätte, wäre auch nichts passiert“, erklärt er. Hintergrund ist der im Mai zu militärischen Auseinandersetzungen eskalierte Konflikt zwischen militanten Palästinensern und Israel, der auf beiden Seiten, vor allem aber unter Palästinensern, Todesopfer gefordert hat; seit dem 21. Mai gilt eine Waffenruhe.

Gonczarowski sagte damals, er habe in Hof persönlich noch keine antisemitische Aggressivität erlebt, aber die Israelitische Kultusgemeinde habe von der Polizei Warnungen erhalten, vorsichtig zu sein.

In dem Hofer Laden En-Gedi, der nach einer Oase in der Wüste Negev benannt ist, sieht Gonczarowski für die Hofer ein „deutliches Zeichen der Verbundenheit“ mit Israel. „Das hat wohl jemanden gestört.“ Die Attacke ist für ihn jedenfalls ein „deutliches Alarmzeichen“. Aus der Vermutung wurde nun Gewissheit.