Archäologie Blauer Raum für Rituale in Pompeji freigelegt

Markus Brauer/

In den weltberühmten Ruinen von Pompeji finden Forscher immer wieder neue Überraschungen. Nun wird ein prunkvoller Raum freigelegt. Bei ihm soll es sich um einen Hausaltar für religiöse Rituale handeln.

 
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Ein Raum mit blauen Wänden und gemalten weiblichen Figuren ist in Pompeji zu sehen. Archäologen haben im Zentrum der versunkenen Römer-Stadt diesen Raum für religiöse Rituale freigelegt. Foto: Archäologiepark Pompeji/dpa

Archäologen haben im Zentrum der versunkenen Römer-Stadt Pompeji in Italien einen hellblau gestrichenen Raum für religiöse Rituale freigelegt. Dabei handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein sogenanntes Sacrarium, also eine Art Hausaltar, in dem heilige Gegenstände aufbewahrt wurden, wie der Archäologiepark am Montag mitteilte.

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Göttinnen der Jahreszeit

In dem prunkvollen Raum fanden die Forscher mehrere Amphoren, Bronzegeschirr sowie einen Haufen Austernschalen, die zerkleinert als Baumaterial gedient haben können. Auf den blau gestrichenen Wänden sind weibliche Figuren abgebildet, die verschiedene Gegenstände halten.

Diese sollen laut Mitteilung die sogenannten Horen, also Göttinnen der Jahreszeiten in der griechischen Mythologie, darstellen. Weitere Figuren halten Gegenstände der Landwirtschaft und des Hirtenwesens.

Farbe blau in Pompeji selten zu finden

Nach Angaben der Forscher ist die Farbe Blau in den Fresken Pompejis nur selten zu finden. Sie wurde demnach nur für sehr dekorative Räume benutzt. Das deutet darauf hin, dass der freigelegte Raum von hoher Wichtigkeit war.

Dabei handelt es sich nach Angaben der Archäologen mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Art Hausaltar, in dem heilige Gegenstände aufbewahrt wurden. Foto: dpa/Archäologiepark Pompeji

Zauber einer versunkenen Stadt

In der versunkenen Römer-Stadt am Fuße des Vesuvs stoßen Archäologen immer wieder auf spektakuläre Funde. Pompeji wurde 79 n. Chr. durch einen Ausbruch des Vulkans Vesuv verschüttet, durch die Vulkanasche aber ungewöhnlich gut konserviert. Seit 1997 gehören die archäologischen Reste zum Unesco-Weltkulturerbe. Die konservierten Überreste von Tod und Verwüstung geben bis heute einen Einblick in das Leben von damals.

Archäologen gehen davon aus, dass bei dem Vulkanausbruch 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von Pompeji starben. Von der 22 Hektar großen archäologischen Stätte ist etwa ein Drittel immer noch unter Vulkanasche begraben. Die Ausgrabungsstätte nahe Neapel gehört zu den beliebtesten Touristenzielen in Italien.

Der Ausbruch des Vesuv bei Neapel im Jahre 79 n. Chr. ist das bekannteste Beispiel einer solchen Plinianischen Eruption. Damals wurden die Städte Pompeji, Herculaneum, Stabiae und Oplontis unter einer bis zu 25 Meter mächtigen Decke aus Asche und Bimsstein verschüttet, Tausende starben.

Plinianische Eruptionen sind gewaltige explosive Vulkanausbrüche, die mit enormen Aschenfällen verbunden sind. Ihren Namen verdanken sie dem Augenzeugen und Chronisten Plinius dem Jüngeren, der den Ausbruch des Vesuvs und den Untergang Pompejis in zwei Briefen an den römischen Geschichtsschreiber Cornelius Tacitus beschrieb. Sein Onkel, der Naturforscher Plinius der Ältere, fand bei diesem Ausbruch den Tod.