Der 54 Hektar große Manila North Cemetery wurde 1904 eröffnet. Auf ihm haben unter anderem ehemalige Präsidenten, Künstler und Filmstars ihre letzte Ruhe gefunden, und jede Woche kommen mindestens 100 weitere Leichen hinzu. Die Gräber werden von den Hinterbliebenen für fünf Jahre gemietet. Wenn sie die Miete dann nicht verlängern, werden die Gebeine entfernt, um Platz für neue Bestattungen zu schaffen. So erklären sich auch die Plastiksäcke mit Menschenknochen, die vereinzelt herumliegen.
Läden und WLAN
Was auffällt, ist die relative Sauberkeit des Geländes. "Wir halten unsere Häuser und die Umgebung in Ordnung. Hier stinkt es nicht, anders als in anderen Slumgebieten der Stadt", sagt Merci Silva, deren Großmutter in den 1950er Jahren eine der ersten Siedlerinnen auf dem North Cemetery war. Der Müll wird viermal pro Woche abgeholt. Vereinzelt wurden einfache Toiletten und Duschen in verlassenen Mausoleen angelegt.
Auch gibt es kleine Läden, Stände mit gekochten Mahlzeiten und sogar münzbetriebene Prepaid-WLAN-Dienste. Zwölf Minuten Netzzugang kosten einen Philippinischen Peso (0,016 Euro).
Strom und Wasser werden den Bewohnern von einem von der Friedhofsverwaltung autorisierten Unternehmen zur Verfügung gestellt - müssen aber bezahlt werden. Manche Menschen besitzen Fernseher, die meisten auch ein Smartphone. "Meine Schwester hat sogar eine Klimaanlage in ihrer Hütte", schmunzelt Merci.
Wer Glück hat, schlägt sich mit Gelegenheitsjobs außerhalb des Friedhofs durch, als Straßenkehrer, Tuk-Tuk-Fahrer oder Maurer etwa. Andere werden für die Grabpflege bezahlt. 100 Pesos (1,60 Euro) sind das durchschnittlich im Monat pro Grab. Manche, wie Marilyn, kümmern sich um bis zu 25 Grabstätten - das macht gerade einmal 40 Euro monatlich. Viel zu wenig, um irgendwo eine Miete zu bezahlen.
Immer wieder gibt es Bestrebungen der Behörden, die Friedhofsbewohner umzusiedeln. Merci und Marilyn wünschen sich nur, dass sie dann an einen Ort gebracht werden, an dem sie auch Arbeit finden und eigenständig ihren Lebensunterhalt bestreiten können. "Natürlich träumen wir davon, außerhalb des Friedhofs zu leben", sagt Merci Silva. "Mein Enkel sagt immer, er werde in der Schule fleißig lernen, damit er einen guten Job findet und wir uns endlich draußen - vor den Friedhofsmauern - ein Haus leisten können."