Arzberg 1200 demonstrieren in Schirnding für offene Grenzen

Von und Tamara Pohl

Zahlreiche Menschen zeigen am Sonntag Flagge für ein Europa ohne Kontrollen - und gegen Pegida. Deren Anhänger verfehlen ihr Ziel, mit einer Menschenkette die Grenze zu blockieren.

 
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Schirnding - Ein Europa der offenen Grenzen: Das ist es, was nach Polizeiangaben etwa 1200 Menschen am Sonntag in Schirnding gefordert haben. Die Demonstranten hatten mit ihrer Versammlung auf eine zeitgleich stattfindende Kundgebung der Vereinigung Pegida reagiert. Diese hatte ihre Anhänger dazu aufgerufen, unter dem Motto "Wir helfen beim Grenzbau" eine symbolische Menschenkette entlang der deutsch-tschechischen Grenze zu bilden. Pegida fordert die Wiedereinführung der Kontrollen an den EU-Binnengrenzen.

"Pegida hat keine Menschenkette zusammenbekommen", erklärte am frühen Abend die Schirndinger Bürgermeisterin Karin Fleischer unter Jubel. Einem Video auf der Facebook-Seite von Pegida zufolge, liefen die etwa 290 Teilnehmer Hand in Hand an der Grenze entlang.

Auf dem Schirndinger Marktplatz hatten sich neben den vielen Bürgern auch zahlreiche Politiker aus Deutschland und Tschechien eingefunden, die die Vorzüge eines Europas der offenen Grenzen verteidigten. So erklärte der ehemalige tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg, er erlebe gerade ein europäisches Schlüsselerlebnis: "Europa existiert. Die Union ist Wirklichkeit geworden, weil hier Menschen stehen, die wegen ihrer Gemeinsamkeit zusammenkommen, und sich nicht über ihre Herkunft definieren." Schwarzenberg appellierte an die Zuhörer, jene nicht abzuurteilen, die schlicht Angst vor dem Fremden hätten. "Beschimpft sie nicht, sondern redet mit ihnen, sonst verhärten sich die Fronten. Und Fronten sind das, was die echten Hetzer wollen."

Hetze betrieben die Pegida-Redner in der Tat. In den Reden trat rassistisches Gedankengut offen zutage, etwa als Organisator Michael Viehmann Asylbewerber als "Gezeugs" titulierte. Die von Pegida im Internet groß angekündigte Menschenkette hatte angesichts der vielen Lücken keine Symbolkraft.

Ein großes Polizeiaufgebot hatte beide Kundgebungen weiträumig getrennt. Schon an allen Einfallstraßen verhinderten Kontrollen, dass gewaltbereite Teilnehmer nach Schirnding gelangten. Polizeisprecherin Anne Höfer erklärte, es sei zu keinerlei Zwischenfällen gekommen. Bayern

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