Annette Hähnlein hat den Autor und Liedersammler, Rundfunksprecher und Schauspieler in Beton gearbeitet, in einer typischen Pose: mit einem Buch unter dem Arm. "Es war eine Herausforderung für mich, eine bekannte Persönlichkeit zu formen, die viele Menschen noch wirklich kannten, ich aber nicht. Denn ich habe Otto Schemm nie persönlich getroffen", sagt die Künstlerin im Gespräch mit der Frankenpost. Schemms jüngste Tochter Muck habe sie aber gut dabei unterstützt, den Charakter ihres Vaters in der Figur zu treffen. "Wir haben die Gesichtszüge immer wieder abgestimmt, per Handy und bei mehreren Besuchen Mucks auf unserem Hof in Bibersbach, auch zusammen mit Bürgermeister Göcking." Bereits bevor die Statue auf dem Schemm-Platz aufgestellt worden ist, hätten mehrere Besucher bei ihr zu Hause sie darin bestärkt, dass sie auf dem richtigen Weg ist. "Das schönste Kompliment, das ich bekommen konnte, war, dass immer wieder Leute auf unseren Hof kamen, den Otto sitzen sahen und ihn begrüßt haben mit ,Servus Otto", oder ,Da sitzt doch der Schemm Otto". Und sie hatten nicht gewusst, dass er das wirklich sein sollte." Für die Darstellung mit dem Buch unter dem Arm habe sie sich entschlossen, so Annette Hähnlein, da Schemm ja vor allem als Mundartautor bekannt gewesen sei.
Modelliert hat die Künstlerin das Standbild mit einem Styroporkern im Inneren der Figur. Dieser wurde dann ummantelt und geformt mit Beton. Ein Schlussfirnis sorgt für gute Haltbarkeit. Den letzten Schliff verpasste Annette Hähnlein der Statue mit dem Auftragen von Farbe und Schattierungen. Nach einer Phase des Trocknens wurde die Plastik mit der Betonmauer zwischen den Bänken auf dem Schemm-Platz verschraubt und festgeklebt.
"Ich glaube, dass sich mein Vater unheimlich darüber freuen würde, wenn er sich da sitzen sehen könnte", sagt Muck Schemm. "Und meine Mutter würde sich wahrscheinlich jeden Tag mal zu ihm hinsetzen." Es sei wirklich eine sehr große Ehre für die Familie, dass die Stadt Arzberg einen Platz nach Otto Schemm benennt und zudem noch ein Denkmal setzt. Sie selbst, ihre Schwester Inge und ihre Nichte Karin seien der Stadt sehr dankbar für diese außergewöhnliche Würdigung und der Künstlerin für die gute Arbeit.
Bei der offiziellen Übergabe der Plastik am gestrigen Freitag erinnerte Bürgermeister Stefan Göcking daran, wie sein Vorschlag und schließlich die Skulptur Gestalt annahmen. Er sei von einem Entwurf der Stadtplaner für den neuen Platz inspiriert worden, auf dem eine Bank mit zwei Puppen eingezeichnet gewesen sei. Er bedankte sich bei Annette Hähnlein, die die Idee hervorragend umgesetzt und immer weiter ausgefeilt habe. Die Schemm-Figur sei bestimmt nicht das letzte gemeinsame Projekt, denn Kultur im öffentlichen Raum könne eine Stadt wie Arzberg noch viel mehr brauchen. Göcking bedankte sich auch bei Petra Geigner, die das hinter der Figur hängende Banner gestaltet hat. Darauf zu sehen sind ein Linolschnitt vom Gesichts des Dichters und das Schemm-Motto: "Nea niat naougebm". Und das gilt nach Ansicht von Göcking generell - gerade auch in Zeiten von Corona.