Auch die Kommunen können nach Ansicht der Gesundheitsspezialistinnen das Ihre dazu tun, Ärzten eine Niederlassung schmackhaft zu machen. Dazu zähle zum Beispiel, Praxisräume mit entsprechender Ausstattung zu Verfügung zu stellen. Auch Zuschüsse und Fördermaßnahmen der KVB und des Freistaats spielten eine Rolle. So gebe es unter anderem die Landarztprämie und einen Zuschuss der KVB von jeweils 60 000 Euro für eine Niederlassung.
Mehrere Faktoren
„Nur mit Geld geht gar nichts“, meinte der Hausarzt und UPW-Stadtrat Heinz Eschlwöch. Seiner Ansicht nach spielen beim Ärztemangel verschiedene Faktoren eine Rolle: Junge Ärzte achteten verstärkt auf ihre Work-Live-Balance. Sie wollten keine finanziellen Verpflichtungen mehr eingehen. Die Region sei zu wenig bekannt. Die Bürokratie sei überbordend und der Stand der Digitalisierung viel zu niedrig. „Wir arbeiten noch mit dem Fax“, kritisierte Eschlwöch.
Eine Lösung könnte seiner Meinung nach eine Genossenschaft für ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) auf Landkreisebene sein, an dem die Kommunen, das Klinikum, Arztpraxen und einzelne Ärzte beteiligt sind. „Wir tagen zu diesem Thema seit 30 Jahren. Aber einer muss den Hut aufsetzen“, forderte der Arzt.
Auf die Frage von UPW-Sprecher Roland Werner, ob es Unterstützung seitens des Landkreises für das Modell Genossenschaft gebe, antwortete Kornelia Schaffhauser: „Wir haben das im Blick.“ Der Versorgungsauftrag liege allerdings bei der KVB.
In der Pflicht
Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Gräf meinte, dass die KVB mehr in die Pflicht genommen werden müsse und es besser wäre, wenn die Kommunen mehr zusammenarbeiten würden, statt gegeneinander im Wettbewerb zu stehen. Karl Röhrig, Fraktions-Chef der CSU, sprach sich dafür aus, das Klinikum zu stärken und Ärztezentren zu organisieren. Allerdings sei es für die Mediziner schwer, geeignetes Personal zu finden.
Er habe die Befürchtung, dass der „Zug schon abgefahren“ sei, sagte Stefan Klaubert (SPD). Es sei blauäugig, darauf zu setzen, dass der Ärztemangel beseitigt werde, wenn die Kommune Praxisräume bereitstelle. Bürgermeister Stefan Göcking versicherte, dass er und alle seine Kollegen im Landkreis in Sachen Klinikum und Erhalt der beiden Häuser an der Seite der Gesundheitsbeauftragten und der „Gesundheitsregion plus“ stünden.
Corona-Lage
Aktuelle Zahlen
Um eine kurze Einschätzung der Corona-Lage bat Bürgermeister Stefan Göcking die Gesundheitsbeauftragte Kornelia Schaffhauser. Aktuell seien die Zahlen im Sinkflug, sagte sie. Es sei davon auszugehen, dass es im Herbst weitere Virusvarianten geben werde. „Wir hoffen auf eine Variante ohne Tote und darauf, dass das Leben normal weitergeht.“ Am Donnerstag seien 98 neue Infizierte gemeldet worden, davon 13 in Arzberg. Seit Anfang der Pandemie seien 32402 Menschen im Landkreis an Covid-19 erkrankt und 274 gestorben. 82 600 Menschen seien im Impfzentrum Wunsiedel und 73 700 in Arztpraxen geimpft worden