Auch im Fichtelgebirge Der Kampf um den Notarztstandort

Herbert Scharf
Die Pläne, Notarztstandorte aufzulösen, stoßen in den Landkreisen Tirschenreuth und Wunsiedel auf Kritik. Foto: dpa/Uwe Anspach

Wie lässt sich die Situation der Notärzte verbessern? Das sollte eine Studie klären. Doch die Ergebnisse sorgen in den Landkreisen Tirschenreuth und Wunsiedel für Widerstand.

 
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Wie können Mediziner die Versorgung aufrechterhalten, obwohl es weniger Ärzte und Notärzte auf dem Land gibt? Das ließ das Bayerische Innenministerium untersuchen. Allerdings missfällt das Fazit der Studie etlichen Bürgern in den Landkreisen Tirschenreuth und Wunsiedel. Denn vorgeschlagen wird, die Notarztstandorte in Waldsassen, Selb und Wunsiedel aufzulösen und einen neuen Standort in Marktleuthen zu schaffen. In beiden Landkreisen haben die Pläne Widerspruch oder sogar Widerstand ausgelöst.

Vor allem der Standort Waldsassen mit seiner guten ärztlichen Besetzung kämpft um seinen Bestand. Eine Unterschriftenaktion mit Tausenden Unterschriften spricht sich für eine Erhaltung dieses Standortes aus. In der Studie des Innenministeriums ist im Landkreis Tirschenreuth nur noch ein Standort in der Kreisstadt und ein weiterer in Windischeschenbach im Landkreis Neustadt an der Waldnaab vorgesehen.

Unterschriftenaktion für Erhalt

Die Situation der Notarztstandorte war am Mittwoch auch Thema im Schirndinger Marktgemeinderat. Auf der Tagesordnung stand ein Bericht des Waldsassener Notarztes Bertram Völkl. Der Arzt brach eine Lanze für den Standort in Waldsassen. „Die Waldsassener Notärzte haben im vergangenen Jahr rund tausend Einsätze gefahren“, stellte er fest. Das seien täglich fast drei Einsätze. Auch in Schirnding sei man gefragt gewesen.

Völkl war Oberarzt im Waldsassener Krankenhaus. Seit seiner Verabschiedung ist er Notarzt in Waldsassen. Er unterstreicht die Vorteile einer Erstversorgung am Unfallort, die oft Leben rette.

Verwunderung über die Pläne

„Ich kann mich nur wundern über die Pläne, den Standort Waldsassen aufzulösen,“ sagt er und fordert die Marktgemeinderäte auf, die Politiker dagegen zu mobilisieren. Seit 34 Jahren sei er als Notarzt tätig und habe in dieser Zeit auch schon viel erlebt.

Wenn man mit den Plänen Geld sparen wolle, dann sei das am falschen Ort, fuhr der Arzt fort. Schon gleich an einem Standort wie Waldsassen, der mit Notärzten voll besetzt sei. „Wir alle lieben unseren Beruf und können mit unseren Einsätzen vor Ort gut helfen,“ sagte er. Deshalb müsse man sich gegen die Auflösung des Standorts in Waldsassen wehren.

Im Landkreis Tirschenreuth habe man das schon getan. Mit einer Resolution an das Bayerische Innenministerium, die bereits Tausende Bewohner des Landkreises Tirschenreuth unterschrieben haben. „Es könnten zwar Kosten gespart werden, jedoch bezahlen wir dafür einen wesentlich teureren Preis: Unsere Gesundheit, in manchen Fällen sogar unser Leben“ heißt es in dem Schreiben.

Sanitäter als Ersatz

Im Hintergrund der Überlegungen stehe die Möglichkeit, speziell ausgebildete Sanitäter für den Ersteinsatz auszubilden. Diese Kräfte könnten aber einen erfahrenen Notarzt einfach nicht ersetzen, argumentieren die Gegner. Die Stärkung des ländlichen Raums und die Auflösung von Notarztstandorten passten nicht zusammen. Nach der Schließung des Krankenhauses in Waldsassen dürfe man das nicht einfach so hinnehmen. Unterschrieben ist der Brief von neun Notärzten um den Waldsassener Mediziner Wolfgang Fortelny. Die Unterschriftenaktion für die Erhaltung der Notarztstandorte könne auch auf den Landkreis Wunsiedel ausgeweitet werden.

„Eingeschworene Gemeinschaft“

Insgesamt ist der Notarztstandort Waldsassen mit 16 Leuten besetzt, einer „eingeschworenen Gemeinschaft“, wie der Mediziner sagt. Völkl bat um die Unterstützung der heimischen Politiker für die Erhaltung des Standorts, bevor er mit Beifall aus dem Marktgemeinderat verabschiedet wurde.

Im Landkreis Wunsiedel, wo es bisher Notarztstandorte in Marktredwitz, Wunsiedel und Selb gibt, sieht die Studie eine Auflösung von Selb und Wunsiedel vor. Sie sollen durch einen Standort in Marktleuthen ersetzt werden.

Energischer Widerstand

Pläne, die heftigen Widerspruch von Notärzten hervorgerufen haben. So wehrt sich der in Marktredwitz tätige Notarzt Matthias Michl energisch dagegen. Die ärztliche Hilfe vor Ort könne lebensrettend sein, erklärt er. Bei einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt gehe es oft um wertvolle Minuten, die zwischen Leben und Tod entschieden. Wobei es generell noch ruhiger ist um die Pläne im Landkreis Wunsiedel.

Ein Gespräch zwischen dem Landrat Peter Berek und den verantwortlichen Notärzten solle dieses Thema noch eigens behandeln, hieß es dazu in einer Stellungnahme des Landratsamtes Ende vergangenen Jahres.

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