Auf ein Wort Geschmacklos

Recep Tayyip Erdogan spricht während einer Pressekonferenz. Im Erdgesstreit kritisiert Erdogan die Haltung Griechenlands als egoistisch und ungerechtfertigt und verurteilt Länder, die Athen unterstützen. Foto: -/Turkish Presidency/dpa/Archiv

Es war im Jahr 2017, als die türkische Zeitung "Günes" Angela Merkel in einer Fotomontage mit Hitler-Bärtchen und schwarzer Uniform zeigte. Daneben stand "Frau Hitler" auf Deutsch und "hässliche Tante auf Türkisch.

 
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Und daneben stand noch ein großes Hakenkreuz. Vorangegangen war die Absage mehrerer Wahlkampfauftritte türkischer Politiker. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan war verstimmt. Er warf der Bundesrepublik "Nazi-Methoden" vor. Das Echo in der türkischen Medienlandschaft war groß. Eine unschöne Geschichte, die kein Highlight in den deutsch-türkischen Beziehungen ist.

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es nicht dasselbe? So hat nun die Türkei laut Deutscher Presse-Agentur rechtliche Schritte gegen eine griechische Tageszeitung wegen einer gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan gerichteten Titelseite eingeleitet. Man werde gegen die Verantwortlichen der "Dimokratia" vorgehen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag unter Berufung auf einen Anwalt Erdogans.

Auch dieser Fall ist geschmacklos und wenig rühmlich: Die Zeitung hatte am Freitag letzter Woche mit der Schlagzeile "Verpiss dich, Herr Erdogan" (Siktir git Mr. Erdogan) getitelt. Eine solche "verachtenswerte Aktion" sei nicht nur gegen Erdogan persönlich, sondern auch gegen die Interessen der Türkei im Mittelmeer und in der Ägäis gerichtet, zitierte Anadolu aus der Begründung. Die Aussage sei nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Die als extrem rechtslastig geltende Zeitung hat zwar nur eine Auflage von nur wenigen Tausend, doch: Journalistische Qualität und guter Stil sind etwas anderes.

In einer Erklärung des griechischen Außenministeriums vom Freitag hieß es, die Meinungs- und Pressefreiheit sei uneingeschränkt garantiert. Dennoch gebe es die Verpflichtung, persönliche Beleidigungen gerade auch gegen ausländische Staatsleute zu unterlassen. "Die Verwendung beleidigender Ausdrücke ist schädlich für die politische Kultur unseres Landes und kann nur verurteilt werden."

Griechenland und die Türkei liegen bekanntermaßen derzeit wegen türkischen Erdgaserkundungen und Grenzstreitigkeiten im Mittelmeer über Kreuz. Das türkische Forschungsschiff Oruc Reis war kürzlich von Erkundungen im Mittelmeer zurückgekehrt, was von vielen als Entspannung gewertet wurde. Erdogan hatte Angela Merkel am Telefon versichert, m an sei um Deeskalation bemüht. Es bleibt spannend. K.D.

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