„Wir wussten, dass der Riesenabendsegler Insekten im Flug fängt und frisst, also nahmen wir an, dass er das auch mit Vögeln tut. Aber wir mussten es beweisen“, erzählt Ibáñez. Die Hypothese stieß in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zunächst auf Skepsis, da einige Vögel fast halb so schwer sind wie die Fledermaus selbst und somit die Flugfähigkeit der Fledermäuse beeinträchtigen könnten.
Da Fledermäuse nachts jagen, ist es unmöglich, die Jagd zu filmen. Stattdessen versuchten Forscher es mit Überwachungskameras an Schlafplätzen, Militärradar, Ultraschallrekordern an Heißluftballons und GPS-Trackern. Die größte Herausforderung bestand darin, Geräte zu finden, die leicht genug für die Fledermäuse waren. Solche leichten Mini-Biologger wurden an der Universität Aarhus entwickelt.
„Mitgefühl für die Beute, aber es ist Teil der Natur“
Für Elena Tena, ebenfalls eine der Hauptautorinnen der Studie, war es nach so vielen Jahren der Arbeit ein intensiver Moment, die Tonaufnahme der Stressrufe des Vogels zu hören, gefolgt von plötzlicher Stille und langen Kaugeräuschen:
„Es weckt zwar Mitgefühl für die Beute, aber es ist Teil der Natur. Wir wussten, dass wir etwas Außergewöhnliches dokumentiert hatten. Für das Team bestätigte es, wonach wir so lange gesucht hatten. Ich musste es mir mehrmals anhören, um vollständig zu begreifen, was wir aufgenommen hatten.“
Keine Bedrohung für Singvögel-Bestände
Glücklicherweise gibt es kaum Grund zur Sorge, dass Fledermäuse die Bestände von Singvögeln bedrohen könnten. Der Riesenabendsegler ist äußerst selten und in vielen Regionen vom Aussterben bedroht, da seine Lebensräume in naturnahen Wäldern verschwinden
Christian Voigt, Leiter der Abteilung für Evolutionäre Ökologie am Leibniz-IZW, sagt: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir sowohl Zugvögel als auch ihre Fressfeinde schützen. Für die Riesenabendsegler bedeutet dies insbesondere den Erhalt von natürlichen Wäldern mit alten Bäumen, die reich an Höhlen sind.“