Aus dem Nest gefallen Rettungsaktion für abgestürzten Storch

Gebietsbetreuerin Stefanie Jessolat vom Naturpark Fichtelgebirge aus der „Helferrunde“, die die notwendigen Schritte für den verunglückten Jungvogel im Garten nahe der Egerwiesen von Marktleuthen abwägt. Foto: /Gudrun Frohmader-Heubeck

Der Jungvogel sitzt mitten auf der Straße in Marktleuthen. Vogelschützer und Mitglieder des Naturparks Fichtelgebirge nehmen sich seiner an. In einer Aufzuchtstation wird er nun aufgepäppelt.

 
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Marktleuthen - Aus Marktleuthen hat dieser Tage ein Hilferuf den Naturpark Fichtelgebirge erreicht. Wie der Verein mitteilt, saß einer der beiden Jungstörche nach einem ersten Flugversuch mitten auf der Straße im Zentrum der Egerstadt. Eine Nachbarin des langjährigen Storchenbeobachters Karl Küspert hatte zudem gesehen, dass der vielleicht von einer Windböe getriebene Adebar sogar die Hauswand der alten Apotheke streifte. Da der Storch nicht mehr richtig in die Höhe fliegen konnte und nicht auch noch ein Verkehrsopfer werden sollte, holte ihn Karl Küspert in seinen gezäunten Garten. Dort kauerte der Vogel auf der Wiese, verweigerte das angebotene Futter und stand nicht mehr auf.

Örtliches Notrufsystem

Das örtliche Notrufsystem wurde in Gang gesetzt, Karl Küspert rief Vogelschützer Hannes Küspert an, der schon häufig bei notwendigen Hilfsmaßnahmen aktiv geworden ist. Dieser informierte die untere Naturschutzbehörde im Landratsamt und den Naturpark Fichtelgebirge und bat um Rat und Unterstützung.

Was war zu tun? Den Jungstorch mit der Drehleiter der Wunsiedler Feuerwehr wieder zu seinem Kompagnon ins Nest setzen, den Garten öffnen und den sich vielleicht erholenden Storch auf die Egerwiesen laufen lassen, in der Hoffnung, dass er dort weiter von den Altvögeln gefüttert wird? Ihn auf ein flaches Dach heben, sodass er nicht vom Rotfuchs gefressen wird und in der Höhe seine Kräfte zum Flug sammeln kann? Oder ihn in fachkundige, prüfende und versorgende Hände geben?

Apathisches Tier

Karl Küspert, Stefanie Jessolat und Gudrun Frohmader-Heubeck vom Naturpark Fichtelgebirge sowie Hannes Küspert begutachteten den apathischen Storch, dem zunächst keine äußeren Verletzungen anzusehen waren. Im Gespräch mit Lisa Reiprich von der untere Naturschutzbehörde und in Abstimmung mit dem Landesbund für Vogelschutz in Hilpoltstein beschloss das Rettungsteam, den Vogel in einer Kiste einzufangen und ihn in die Vogelauffangstation Regenstauf zu bringen. Denn der Hubeinsatz mit der Drehleiter hätte dazu führen können, dass der zweite Jungvogel sich bedrängt fühlt und ebenso abstürzt. Zudem war für die Tierretter nicht erkennbar, ob der abgestüzte Weißstorch innere Verletzungen hatte.

Fahrt nach Regenstauf

Die Gebietsbetreuerin Stefanie Jessolat und Gudrun Frohmader-Heubeck, die sich als Leiterin des Landschaftspflegeverbandes schon häufig um die Sanierung von Storchenhorste im Landkreis gekümmert hat, ließen den Jungstorch in eine Schachtel packen; im Dunkeln überstand er die Fahrt in nach Regenstauf gut. Der Leiter der Auffangstation des Vogelschutzbundes, Falkner Ferdinand Baer, nahm den Storch sorgsam in Empfang. Er wird ihn beobachten, aufpäppeln und beringen. Da der Entwicklungstand des Tieres nicht schlecht ist, hat es die Chance, bald wie weitere Jungvögel in den Volieren ausgewildert zu werden und sich auf den ersten Flug in das Winterquartier zu begeben. Alle Beteiligten warten nun auf positive Nachrichten aus Regenstauf über den Marktleuthener Weißstorch. red

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