Sie werden von den Besatzungen zweier Rettungswagen medizinisch betreut. Nach den ersten Untersuchungen steht fest: Der 22 Jahre alte "Randalierer" - so bezeichnen ihn Polizei und Staatsanwaltschaft - und ein 45-jähriges Familienmitglied sind leicht verletzt. Ob es sich um einen Mann handelt? Auch diese Frage bleibt unbeantwortet.
Was den 22-Jährigen dazu getrieben hat, seine eigene Familie zu bedrohen, bleibt am Mittwoch unklar. Kriminalbeamte ermitteln "in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft" und prüfen die Hintergründe der Tat, heißt es in der Pressemitteilung. Die Entscheidung, ob der junge Mann inhaftiert wird oder "aufgrund seines Gesundheitszustandes in ein Bezirkskrankenhaus eingewiesen werden soll", werde "spätestens am Donnerstag fallen", so Staatsanwalt Johannes Tränkle am Nachmittag.
Gegen 10.30 Uhr stürmt das SEK die Wohnung, überwältigt den 22-Jährigen und nimmt ihn fest. Die anwesenden Familienangehörigen konnten die Wohnung daraufhin verlassen. Sie wurden anschließend ärztlich betreut. Der 22 Jahre alte Randalierer sowie ein 45-jähriges Familienmitglied erlitten leichte Verletzungen, berichtet die Polizei.
Unmittelbar nach dem Ende des Einsatzes hatte die Polizei von einem 45-jährigen Tatverdächtigen gesprochen.
Kriminalbeamte haben in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft die weiteren Ermittlungen übernommen und beleuchten derzeit die Hintergründe für das Verhalten des Mannes. Gleichzeitig prüft die Staatsanwaltschaft ob gegen den Mann ein Haftgrund vorliegt oder ob er aufgrund seines Gesundheitszustandes in ein Bezirkskrankenhaus eingewiesen werden soll.
Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der den Einsatz in der Ketschendorfer Straße von Anfang an verfolgte, zeigte sich beeindruckt von der schnellen Einsatzbereitschaft und Professionalität aller Einsatzkräfte von Polizei, Arbeiter-Samariter-Bund, Rotem Kreuz und Freiwilliger Feuerwehr. „Bei aller Betroffenheit - und das so kurz vor Weihnachten - bin ich sehr froh, dass niemand verletzt wurde und unsere Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt gefährdet war“, sagte der Oberbürgermeister der Neuen Presse. Norbert Tessmer: „Der Dank der Stadt Coburg und mein persönlicher geht an alle Einsatzkräfte vor Ort.“
Ein psychisch auffälliger Mann bedroht seine Familie mit einem Messer. Das löst einen Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften aus. OB Norbert Tessmer lobt ihre professionelle Arbeit.
Schwerbewaffnete Spezialeinsatzkräfte der Polizei, die Sturmhauben unter ihren Helmen tragen, schusssichere Westen umlegen und Schutzschilde in ihren Händen halten, hat man in Coburg schon öfter gesehen. Zum Beispiel bei Demonstrationen politisch rechts- und linksgerichteter Organisationen. Aber nicht bei einem so dramatischen Einsatz wie am Mittwochmorgen in der Ketschendorfer Straße in Coburg.
Gegen 8.15 Uhr war ein Notruf in der Integrierten Leitstelle in Ebersdorf eingegangen. Ein junger Mann halte Familienangehörige in einer Wohnung fest, bedrohe sie mit einem Messer und fordere Geld, teilt ein Anrufer mit. Sofort wird ein Großaufgebot an Polizeibeamten und Rettungskräften von Rotem Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund und Feuerwehr alarmiert. "Die Polizeiinspektion Coburg sowie die umliegenden Dienststellen rückten mit allen zur Verfügung stehenden Streifenbesatzungen an", erläutert Alexander Czech, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, am Nachmittag. Auch Spezialeinsatzkräfte der Polizei werden angefordert.
Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer informiert sich an der Sammelstelle vor der alten Dreifachsporthalle am Ketschenanger über das Geschehen. Und er hält sich, wie alle Polizisten, eisern an die Nachrichtensperre, die die Einsatzleitung verordnet hat. Tessmer kennt das Szenario. Als Hundertschaftsführer, der er beim Bundesgrenzschutz war, musste er sich mit einer Situation, wie sie sich an diesem Mittwochmorgen in der Ketschendorfer Straße abspielt, vertraut machen.
Bis 10.30 Uhr tut sich wenig. Schaulustige halten sich wohltuend zurück, respektieren die Absperrungen der Polizei. Sie hat alle Zugänge zum Wohnhaus mit Flatterband und Posten abgeriegelt. Es gibt kein Durchkommen. Auch nicht für einen Rollstuhlfahrer, der in die Südstadt will. Er muss abdrehen und den Umweg über die Alexandrinenstraße nehmen.
Dann geht alles blitzschnell. Spezialeinsatzkräfte sprinten zum Haus, stürmen in den ersten Stock, dringen in die Wohnung ein und überwältigen den Geiselnehmer. Gegen 10.35 Uhr fahren zwei Rettungswagen in die Ketschendorfer Straße. Die Besatzungen nehmen die Familienangehörigen in Empfang, versorgen sie. Körperlich verletzt sind lediglich der 22-jährige Täter und ein 45 Jahre alter Familienangehöriger. Die Polizei spricht von einem "psychisch auffälligen Mann", der "randaliert" habe. Ob er in Haft kommt oder in eine psychiatrische Klinik, soll spätestens heute entschieden werden.
Oberbürgermeister Tessmer ist über den glimpflichen Ausgang der Geiselnahme sichtlich erleichtert. Er zeigt sich beeindruckt von der "schnellen Einsatzbereitschaft und Professionalität aller Einsatzkräfte". Er sei froh, "dass niemand ernsthaft verletzt wurde und unsere Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt gefährdet war". Der Dank der Stadt Coburg "und mein persönlicher geht an alle Einsatzkräfte vor Ort", so der OB.