"Unser Bildungssystem muss an dieser Stelle besser werden. Die Unternehmen nehmen aus der Not heraus immer mehr selbst in die Hand und unterstützen junge Menschen mit Startschwierigkeiten auf verschiedenste Weise", sagte Dercks. Das reiche von Nachhilfe in Deutsch und Mathe bis hin zu Coaching in Sachen Selbstmanagement und Motivation.
Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit hat die Bewerberzahl auf Ausbildungsstellen zuletzt um drei Prozent zugenommen. Rechnerisch gab es bis Juli aber 85.000 mehr gemeldete Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber. Besetzungsprobleme hatten vor allem die Baubranche, Gastronomie, Metall- und Elektroberufe, Verkauf und Logistik.
Vergleichsweise wenige offene Stellen dagegen gab es in der Softwareentwicklung, in der Tischlerei, in Kfz-Technik und Gartenbau, sowie in Maler- und Lackierberufen. Relativ geringe Chancen auf Ausbildungsplätze haben junge Leute demnach in der Tierpflege und in künstlerisch-kreativen Berufen wie Mediengestaltung, Raumausstattung, Kamera- oder Tontechnik.
Schnuppertage, Tiktok: Was sich Unternehmen einfallen lassen
Die meisten Unternehmen sind nach wie vor klassisch unterwegs, wenn sie Azubis suchen: mit Schülerpraktika, auf Online-Stellenbörsen und Ausbildungsmessen. Am besten funktioniere die persönliche Ansprache, sagen sie. 70 Prozent der Betriebe lernt laut DIHK-Umfrage künftige Azubis bei Schnuppertagen, Job-Messen und durch Praktika kennen. Die wichtigsten Botschafter dabei: die eigene Belegschaft.
Doch das allein reicht nicht, um ein Unternehmen überhaupt ins Blickfeld junger Schulabgänger zu rücken. Immer mehr Betriebe haben deshalb nicht nur eine Internetseite (86 Prozent), sondern sind auch auf Social-Media-Plattformen unterwegs. 45 Prozent der befragten Firmen berichteten von Instagram-Accounts, 36 Prozent sind bei Berufsplattformen wie LinkedIn oder Xing aktiv - und immerhin 11 Prozent nutzen Tiktok, Youtube oder Whatsapp um auf sich aufmerksam zu machen.
Ihren Azubis müssen sie inzwischen auch mehr bieten: flache Hierarchien, eine gute technische Ausstattung, finanzielle Anreize und Auslandsaufenthalte sind inzwischen an der Tagesordnung. "Die Unternehmen verstärken ihre Anstrengungen für einen interessanten Ausbildungsplatz", erläuterte Dercks.
Azubis aus dem Ausland
Jeder zweite Betrieb versucht laut DIHK-Umfrage inzwischen auch Auszubildende aus dem Ausland zu gewinnen - besonders in der Gastronomie und in der Transport- und Logistikbranche. Besonders Sprachkenntnisse sind aber weiterhin eine Hürde: 81 Prozent der Betriebe sehen in unzureichenden Deutschkenntnissen ihrer ausländischen Azubis die größte Herausforderung. Umständliche bürokratische Prozesse bei Visa- und Aufenthaltsverfahren erschweren die Einstellung noch dazu.