Ausflugstipps zum Nulltarif Knapp sieben Kilometer voller Geschichte

Stephan Herbert Fuchs

Freizeittipps zum Nulltarif:
Die Serie gibt Ausflugstipps für das Kulmbacher Land, die die Familienkasse schonen. Heute führt der Weg zur schiefen Ebene.

 
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Eingeschworene Eisenbahnfans bekommen bei den beiden Worten „Schiefe Ebene“ leuchtende Augen. Allen anderen wird der Name der Bahnstrecke wenig sagen. Es lohnt sich aber, sich damit zu beschäftigen, zumindest seit es einen aufwendigen Themenweg entlang der Strecke gibt, die europäische Eisenbahngeschichte geschrieben hat.

Meisterleistung: Bei der „Schiefen Ebene“ handelt es sich um eine zweigleisige Steilstrecke, die zwischen den Bahnhöfen Neuenmarkt-Wirsberg und Marktschorgast auf knapp sieben Kilometern fast 158 Meter Höhenunterschied mit einer Steigung von bis zu 25 Prozent überwindet. Sie führt vom Maintal aus zur Rhein-Elbe-Wasserscheide auf die Münchberger Hochfläche und ist von der Bundesautobahn A9 zwischen den Anschlussstellen Himmelkron/Bad Berneck und Marktschorgast kurz zu sehen.

Nun muss man wissen, dass die gesamte Strecke bereits in den Jahren 1844 bis 1848 von der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn, so hieß der Vorläufer der Deutschen Bahn damals, errichtet wurde. Der Streckenverlauf mit seinen zahlreichen Stützmauern, Einschnitten und Steindämmen gilt als absolute technische Meisterleistung seiner Zeit.

2,5 Prozent Steigung, das war das Maximum, das die Dampflokomotiven bewältigen konnten, wenn dazu auch meist eine zweite Lok vorgespannt werden musste oder eine weitere Lok zum Anschieben des Zuges benötigt wurde.

Themenweg: Das alles und noch viel mehr erfährt der Interessierte seit 2014 auf einem eigens errichteten Themenweg, der am Fuß der Rampe im ehemaligen Bahnbetriebswerk Neuenmarkt-Wirsberg beginnt. Dort befindet sich heute das Deutsche Dampflokomotiv-Museum, das mit seinen vielen historischen Loks schon allein einen Ausflug wert ist.

Endpunkt ist die Bergstation im ehemaligen Wartesaal des Bahnhofs Marktschorgast, in dem ein kleines Informationszentrum zur Geschichte der „Schiefen Ebene“ eingerichtet wurde. Dazwischen wird auf einer Wanderstrecke von acht Kilometern auf vielen Schautafeln die Geschichte der Strecke beschrieben und viele betriebliche und baugeschichtliche Besonderheiten des Denkmals von europäischem Rang erzählt. Zugegeben, manchmal geht es schon sehr ins Detail, dafür entschädigen die vielen historischen Fotos, die auf den Tafeln abgebildet sind und die vielen Geschichten, die sich um die „Schiefe Ebene“ ranken.

James Bond: Zum Beispiel die Geschichte der noch vorhandenen Fallkörpersperren auf halber Strecke. Es klingt wie aus einem James-Bond-Film, ist aber wahr. In Zeiten des Kalten Krieges wurden die riesigen Betonsäulen links und rechts der Gleise errichtet. Sie hätten damals jederzeit zur Explosion gebracht werden können, wären dann auf die Gleise gestürzt und hätten so ein Anrücken der Truppen des Warschauer Pakts aufhalten sollen.

An die drei Stunden sollte man sich schon Zeit nehmen für die teils steilen Auf- und Abstiege des Themenwegs, auch das Gelände ist stellenweise eher unwegsam. Dafür wird der Wanderer gleich mehrfach mit einer herrlichen Aussicht auf die Gegend belohnt. Gutes Schuhwerk kann jedenfalls nicht schaden, mit Kinderwagen oder Rollstühlen ist die Strecke nicht zu befahren.

Historische Loks: Bahntechnisch hat die Strecke heute kaum mehr eine Bedeutung, spätestens seitdem 2001 östlich davon die „Schlömener Kurve“ errichtet wurde. Damit wird von Bayreuth kommend in Richtung Hof der Bahnhof Neuenmarkt-Wirsberg umfahren, was eine große Zeitersparnis mit sich bringt.

Die Regionalbahn fährt noch, ansonsten gibt es hin und wieder Sonderfahrten mit historischen Loks vom Deutschen Dampflokomotiv-Museum aus.

Neue Serie

 In unserer Sommerserie „Ausflugstipps zum Nulltarif“ stellen wir künftig regelmäßig Orte, Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten in der Region Kulmbach vor, die sich für die ganze Familie eignen – und obendrein noch den Geldbeutel schonen.

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