Ausstellung Der Dürer von Selb im Rosenthal-Theater

In der Herbstschau präsentiert der Kunstverein Hochfranken Künstler Karl-Heinz Matt. Für diesen Anlass fertigt er sechs neue Werke und bringt zudem völlig neue Genres mit ins Spiel.

 
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Fotorealistische Hände sind ein immer wiederkehrendes Thema von Karl-Heinz Matt. Foto: pr.

Hände. Immer wieder Hände. Wer sich mit dem Schaffen des Selber Künstlers Karl-Heinz Matt beschäftigt, sollte unvoreingenommen sein. Matts Werk lässt sich nicht in wenige Worte fassen. Es ist schier ausufernd im Umfang und im Stil.

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„Ich habe immer ganz weit ausgeholt, wollte mich nie festlegen“, sagt der 69 Jahre alte Künstler im Gespräch mit unserer Redaktion. Eben wegen dieser Fülle ist es für die Organisatoren der am Sonntag beginnenden großen Herbstschau des Kunstvereins Hochfranken im Rosenthal-Theater eine Herausforderung, das Matt’sche Schaffen angemessen zu präsentieren. „Ehrlich gesagt, wollte ich nicht der bestimmende Faktor sein“, sagt der Künstler. Ein Brainstorming mehrerer an dem Aufbau der Ausstellung Beteiligter habe letztlich eine gute Lösung ergeben.

Hände in unzähligen Variationen

Matt: „Ich beschränke mich auf drei Themen. Damit ist es zwar keine umfassende Werkschau, aber ein sehr guter Einblick in meine Arbeit.“ Besagte Hände müssen sein. Sie sind seit Studientagen das Motiv, das der Künstler in unzähligen Variationen künstlerisch bearbeitet hat. „Hände sind für mich wie ein zweites Porträt. Durch die Gestik unterstreicht der Mensch das Gesagte. Hände geben einen Eindruck davon, wie aktiv oder passiv ein Mensch ist.“ Eben da es sich um eine Art Porträt handle, seien Hände sehr schwer zu malen. „Mich fasziniert, Hände aus der Realität, aus dem Bezugsrahmen zu lösen.“ Wer die Hände-Bilder betrachtet, ist zunächst irritiert. Ist es ein Gemälde oder Fotografie? Matts fotorealistischer Kunst kann sich niemand entziehen.

Ein Mann, der sich nicht festlegen lässt

Dialogismen sind ein weiteres Feld, das der Selber Künstler beackert. Dabei verbindet er die Genres Fotografie und Malerei zu einer neuen Form. „Das heißt nicht, dass ich Fotos übermale. Vielmehr zeichne ich in Dias oder Negative. Das ist eine Fieselarbeit, ermöglicht aber entsprechende Ergebnisse. Nach dem Druck der Bilder überarbeite ich sie noch einmal, das heißt, jedes ist tatsächlich ein Unikat.“

Nie ein kommerzieller Künstler

Obwohl Karl-Heinz Matts Werk den Betrachter stark beeindruckt, ist er nie der Versuchung erlegen, aus seiner Kunst Kapital zu schlagen. Dazu hätte er sich auf eine Stilrichtung festlegen müssen, was seinem Naturel widerspricht.

Lieber sind ihm Ausflüge in jede erdenkliche künstlerische Richtung. „Abstraktionen“ nennt er zum Beispiel die fotografischen Experimente. „Als Fan der analogen Fotografie war mir die Digitaltechnik zunächst suspekt. Das hat sich später geändert, als ich die Möglichkeiten erkannte.“ Matt wäre nicht Matt, wenn er es nicht auf die Spitze treiben würde. Er fand einen Weg, die Sensoren, die das Licht einfangen, zu manipulieren und ganz neue Wirkungen zu erzielen. Im Rosenthal-Theater zeigt er zum erste Mal die so entstandenen Werke.

Ein Bild, das ihn nie loslässt

Schon in jungen Jahren weiß der heute gestandene Künstler, dass er es zur malerischen Perfektion bringen will. „Ich habe in der Pinakothek in München Dürers Selbstbildnis im Pelzrock gesehen. Das Bild hat mich nicht mehr losgelassen.“

Karl-Heinz Matt ist Wahl-Selber. Geboren in Zell am Hammersbach in Baden-Württemberg, beginnt er in einer Porzellanmanufaktur am Ammersee eine Lehre als Porzellanmaler. Selb lernt er dabei während der üblichen Blockbeschulung kennen. Das Handwerk legt die Grundlagen für sein späteres Schaffen. 1980 beginnt er ein Studium der freien Malerei an der Kunstakademie in Nürnberg. Hier beeindruckt er seine Professoren mit seinen fotorealistischen und fantastischen Werken. Einer seiner Lehrer nennt den Studenten den „zweiten Albrecht Dürer“.

Von Wiener Schule beeinflusst

Mit dem Studium gibt sich Matt nicht zufrieden. Er will mehr lernen, viel mehr. Und so bewirbt er sich erfolgreich um einen der raren Plätze an der Hochschule für bildende Kunst bei Professor Rudolf Hausner, einem bedeutenden Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Wegen persönlicher Schicksalsschläge verfolgt er zwar später keine Karriere als freischaffender Künstler, verliert aber nie seine Schaffenskraft. Im Brotberuf – der ihm zur Leidenschaft wird – unterrichtet er junge Leute an der Fachschule für Produktdesign in Selb. Nachts mutiert der Lehrer zum ruhelosen Künstler. Werk um Werk entsteht so in seinem Haus in Selb, in dem er mit seiner Frau Anna lebt, die ebenfalls kreativ tätig ist und ihren Mann unterstützt.

Die Vernissage der aktuellen Ausstellung des Kunstvereins Hochfranken „Karl-Heinz Matt – Bildfacetten“ beginnt am Sonntag um 11 Uhr im Rosenthal-Theater.