Der 1960 in Landsberg geborene Bamberger Maler und Zeichner Bernhard Ritter blieb an jenem Abend lange auf. Die Bilder, die das Fernsehen aus Washington sendete, ließen ihn nicht los. Bald darauf beschloss er, sich mit dem Geschehen künstlerisch auseinanderzusetzen. Es entstanden 120 Glasfeder- und 70 Pinselzeichnungen, von denen zum ersten Mal ein wesentlicher Ausschnitt vorgestellt wird. Ritter ist ein Bildermacher, der weitgehend im Verborgenen arbeitet. Dass er der herrschenden Bilderflut das Eigene, Unverwechselbare entgegenstellt, wurde deutlich, als er im Januar 2020 beim Kunstverein Hof unter dem Titel „Flaschen und Ohren“ hauptsächlich Porträts präsentierte. Mit Bildnissen von „Rednern“ und anderen Männern knüpft die Rehauer Ausstellung daran an. Den Schwerpunkt aber setzen 40 Zeichnungen vom beispiellosen Aufruhr einer wild gewordenen Menschenmenge in Washington. Rasch und ohne Vorzeichnung hielt Ritter auf Transparentpapier seine Eindrücke fest; als Vorlage dienten ihm Fotos und Videos aus dem Internet, die er in Standbilder zerlegte. Fasziniert von der Unruhe des Geschehens, machte der Künstler die Erfahrung, dass beim Zeichnen der Inhalt der Bilder nicht deutlicher, sondern eher unklarer wird, ähnlich wie in dem Antonioni-Film „Blow up“, wo durch die Vergrößerung von Tatortfotos eines vermeintlichen Mordes kein Erkenntnisgewinn zu erzielen ist.