Ausstellung in Rehau Der Kampf ums Kapitol in Bildern

Der Bamberger Künstler Bernhard Ritter zeigt ab 10. Oktober Malerei und Zeichnung im Kunsthaus Rehau. Es geht um Menschen und Macht.

 
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Der Bamberger Künstler Bernhard Ritter war erschüttert von den Ereignissen am 6. Januar 2021 in Washington. Foto: Kunstverein Rehau

Am 13. Juli, vor knapp drei Monaten, wurde der frühere US-Präsident Donald Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania von einem Attentäter angeschossen. Leicht verletzt, mit Blut an der Wange, ging er zu Boden, wollte aber sogleich zurück auf die Füße. Er reckte die Faust nach oben und rief „Fight, fight, fight“ – „Kämpft, kämpft, kämpft“. Die drei Worte wurden zum Kampfruf der Republikaner, für die sich Trump erneut um die Präsidentschaft bewirbt bei der Wahl am 5. November.

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„Fight!“ – mit Ausrufezeichen – heißt die Ausstellung, die der Kunstverein Rehau am Donnerstag, 10. Oktober, um 19 Uhr im Kunsthaus am Eugen-Gomringer-Platz eröffnet. Sie läuft bis 5. Januar, endet also einen Tag, bevor sich das Ereignis zum vierten Mal jährt, das – widergespiegelt in einem Zyklus von Zeichnungen – im Mittelpunkt der Schau steht: Am 6. Januar 2021 hatten Anhänger des noch amtierenden, aber bereits abgewählten Präsidenten Donald Trump versucht, das Kapitol in Washington zu erstürmen und die Wahlniederlage ihres Idols rückgängig zu machen. Trump selbst, der behauptete, um den Wahlsieg betrogen worden zu sein, hatte das Signal zu dem Angriff gegeben, bei dem fünf Menschen durch Gewalteinwirkung ums Leben kamen.

Der 1960 in Landsberg geborene Bamberger Maler und Zeichner Bernhard Ritter blieb an jenem Abend lange auf. Die Bilder, die das Fernsehen aus Washington sendete, ließen ihn nicht los. Bald darauf beschloss er, sich mit dem Geschehen künstlerisch auseinanderzusetzen. Es entstanden 120 Glasfeder- und 70 Pinselzeichnungen, von denen zum ersten Mal ein wesentlicher Ausschnitt vorgestellt wird. Ritter ist ein Bildermacher, der weitgehend im Verborgenen arbeitet. Dass er der herrschenden Bilderflut das Eigene, Unverwechselbare entgegenstellt, wurde deutlich, als er im Januar 2020 beim Kunstverein Hof unter dem Titel „Flaschen und Ohren“ hauptsächlich Porträts präsentierte. Mit Bildnissen von „Rednern“ und anderen Männern knüpft die Rehauer Ausstellung daran an. Den Schwerpunkt aber setzen 40 Zeichnungen vom beispiellosen Aufruhr einer wild gewordenen Menschenmenge in Washington. Rasch und ohne Vorzeichnung hielt Ritter auf Transparentpapier seine Eindrücke fest; als Vorlage dienten ihm Fotos und Videos aus dem Internet, die er in Standbilder zerlegte. Fasziniert von der Unruhe des Geschehens, machte der Künstler die Erfahrung, dass beim Zeichnen der Inhalt der Bilder nicht deutlicher, sondern eher unklarer wird, ähnlich wie in dem Antonioni-Film „Blow up“, wo durch die Vergrößerung von Tatortfotos eines vermeintlichen Mordes kein Erkenntnisgewinn zu erzielen ist.

Die Bilder versuchen nicht, Erklärungen für das Geschehen zu liefern. Ritter sagt, in ihm habe sich der Eindruck verfestigt, „dass wir das sind“, diese Menschen, die sich möglicherweise gegen ihren eigenen Willen von einer unguten, ja schrecklichen Entwicklung mitreißen lassen. Und dass sie nicht wissen, was sie tun. Einige weitere großformatige Bilder auf Leinwand oder Karton unterstreichen, dass sich Ritters Hauptinteresse darauf richtet, wie Menschen miteinander umgehen. Die Gemälde haben ihren Ursprung in alltäglichen Situationen, meiden aber alles Plakative, denn, so sagt es der Künstler: „Die Welt ist vielgestaltig und kompliziert.“

Bis zum 5. Januar 2025, geöffnet Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung. Eintritt frei.