Ausstellung in Selb Ein dunkles Kapitel der Grenze

Silke Meier
Václava Jandečková von der Gesellschaft zur Erforschung der Verbrechen des Kommunismus kennt sich bestens mit dem Thema der Aktion Kámen aus. Foto: Silke Meier

Es geht um gegenseitiges Verstehen, auf deutscher und auf tschechischer Seite. Die Aktion Kámen ist Thema einer neuen Ausstellung in Selb.

Ein dunkles Kapitel in der Geschichte der tschechischen Nachbarn wird mit einer Ausstellung in der Schalterhalle der Sparkasse Hochfranken in Selb aufgearbeitet. Zur Eröffnung der Ausstellung referierte Václava Jandečková von der Gesellschaft zur Erforschung der Verbrechen des Kommunismus. Jandečková forschte und publizierte zur Aktion Kámen, den Verbrechen zwischen 1948 und 1951 an 28 fingierten Grenzstationen auf tschechischem Gebiet.

Michael Maurer, Vorsitzender der Sparkasse Hochfranken, sagte, er habe die Grenze früher als trennend empfunden. Sie habe Gewalt ausgestrahlt, und unterschiedlichen Systemen war es nicht möglich, sich zu begegnen. Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch begrüßte den gesellschaftlichen Austausch. „Die Ausstellung ist eine Chance, Episoden und Emotionen zu erfahren, über die lange geschwiegen wurde“, sagte Pablo Schindelmann, Geschäftsführer von Selb 2023. Es sei für Menschen beiderseitig der Grenze wichtig, zu hören, wie der Nachbar die Geschichte erlebt habe. Das gegenseitige Verstehen setze voraus, das Befremden und die Angst des anderen zu kennen und zu hinterfragen. Als Regionalhistoriker konnte Pavel Matala, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Asch, gut ausgewertete Fehler der Vergangenheit nennen. Er sprach auch von einer Reihe unbekannter Ereignisse und „viel interessanter Arbeit, die Regionalhistoriker noch vor sich haben.“

Propaganda und Provokation im kalten Krieg

Fest im Thema verankert ist Václava Jandečková. Die Ausstellung „Fingierte Grenzen“ zeigt Methoden der Propaganda und Provokation des kalten Krieges. In den Jahren 1948 bis 1951 wurden entlang der tschechisch-deutschen Grenze auf tschechischer Seite Fallen errichtet. Die Beamten des Nachrichten- und Staatssicherheitsdienstes des Innenministeriums stellten fingierte Grenzbalken sowie falsche deutsche Zollämter und Amtsräume der amerikanischen Spionageabwehr auf. Wer von verkleideten Beamten verhört wurde, glaubte, in Sicherheit und auf deutschem Boden zu sein. Den Menschen, die betrogen wurden, drohten hohe Strafen. Vier Jahre lang, bis zum Bau des Eisernen Vorhangs, verübte die Staatssicherheit die Verbrechen, die verschwiegen und lange nicht aufgeklärt wurden. Strafanzeige wurde erstmals 2011 erstellt und wegen mangelnder Beweise eingestellt.

Pablo Schindelmann hofft auf weitere Nachweise. Er verwies auch auf eine Gedenktafel am ehemaligen Lauterbacher Kirchsteig. An der Grenze zwischen Asch und Wildenau errichtete die Stadt Asch im Juli 2022 eine Gedenktafel zur fingierten Grenze in deutscher und tschechischer Sprache.

Am 27. und 28. Mai, am 11. und 25. Juni sowie am 2. Juli jeweils um 14 und um 17 Uhr finden Theater-Wanderungen statt. Das Ovigo Theater spielt dann Szenen an diesen fingierten Grenzen nach. Treffpunkt ist jeweils in Wildenau 48. Die Wanderung in deutscher und tschechischer Sprache dauert etwa zweieinhalb Stunden. Die Luisenburg Festspiele bringen mit dem Musical „Kalte Freiheit – Spion zwischen den Grenzen“ das Thema auf die Felsenbühne. Premiere ist am Freitag, 14. Juli, um 20.30 Uhr. Die Ausstellung in der Schalterhalle der Sparkasse Hochfranken ist bis Donnerstag, 6. April, während der Öffnungszeiten zu sehen.

 

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